Wie Aus- und Weiterbildung in Zeiten der Digitalisierung aussehen kann, zeigt Codeversity. Das junge Wiener Unternehmen ist Anbieter von Grund auf neu entwickelter E-Learning-Umgebungen und Weiterbildungslösungen für Corporate-Education-Platt-formen. Der Gründer und Geschäftsführer Daniel Kalbeck im Gespräch über das Potenzial durchdachter digitaler Lernlösungen. [...]
Codeversity setzt auf Corporate Education. Was genau verstehen Sie darunter und wieviel an Talentemangel können Unternehmen auf diese Weise wettmachen? Auf welche Fachkräfte zielen Sie genau?
Codeversity adressiert drei Zielgruppen:
– Unternehmen, die mittels Corporate Education Mitarbeiter und Kunden in Hochbedarfsthemen weiterbilden.
– Zudem Verlage und Medienhäuser, die Ihre Inhalte – Bücher, Publikationen oder Videomaterial – und Ihr Expertennetzwerk nutzen wollen und können, um digitale Weiterbildungsangebote zu entwickeln, wie beispielsweise Heise Medien.
– Aber auch akademische Einrichtungen wie Fachhochschulen oder Online-MBAs, die mittels der Codeversity-Systeme digitale Ausbildungszweige umsetzen wollen.
Im Bereich Corporate Education sind der Fachkräftebedarf und die fehlenden Digitalkompetenzen der Mitarbeiter zentrale Aspekte für Unternehmen, in diesen Bereich zu investieren. Die dringend benötigten Fachexperten werden am Markt schlicht und einfach nicht gefunden bzw. fehlt ihnen die Domain-Kompetenz oder sie passen nicht zum Unternehmen. Da ist es naheliegend, von zentraler Bedeutung für die Belegschaft und auch ökonomisch sinnvoll die bestehenden Mitarbeiter weiterzubilden. Gerade im Bereich Digitalisierungskompetenzen, IT und Software Engineering ist der Bedarf an Experten massiv.
Gleichzeitig benötigen so gut wie alle Mitarbeiter in größeren Unternehmen ein fundiertes Grundlagenwissen, das oft fehlt. Daraus ergibt sich ein signifikanter Bedarf an Weiterbildungsangeboten in digitalen Themenfeldern wie Cyber Security, AI, Cloud Computing, Web Eingineering – von Grundlagenwissen bis zu hochaktuellem Experten-Knowhow.
Erfolgt die Aus- und Weiterbildung z.B. per Video-Onlinekurse, per KI oder per menschlichen Trainern?
Unsere Ausbildungsangebote sind ausschließlich digital aufgesetzt und integrieren vielfältige Medieninhalte wie Videos, Texte, Rich Media Formate, Quizzes oder Coding Samples. Die Plattform ist adaptiv, das heißt die Inhalte, die Funktion und der Aufbau lassen sich exakt an die Lern-Anforderungen, das Jobprofil und das Vorwissen der Lernenden anpassen. Über Rückkanäle können Studierende bei Trainern und Fachexperten rückfragen. Dieser Ansatz kombiniert die Vorteile der Bereitstellung einer skalierbaren Lösung, standardisierter hochqualitativer Inhalte mit der Relevanz von zielgruppenspezifisch individuellem Lernen.
Wieviele Mitarbeiter hat Codeversity?
Unser Team (intern und extern) umfasst rund 15 Personen und besteht aus Entwicklern, Designern, Copywritern und Producern.
Bietet Codeversity selbst Kurse an oder soll verstärkt mit Partnern zusammengearbeitet werden, wie etwa mit der Heise Academy?
Wir werden in Zukunft noch stärker mit Contentpartnern und Fachexperten zusammenarbeiten, die wir auch aktiv bei der didaktischen Aufbereitung, der Contentproduktion und Kuratierung unterstützen. Wir sehen einen großen Bedarf in Bereichen, die das Thema Digitalisierung flankieren, etwa Datenschutz, Security Awareness, Innovation & digitale Produktentwicklung, Management & Leadership, Digital Work & Tools. Wir sehen allerdings auch eine signifikante Nachfrage an Weiterbildungssystemen jenseits von IT und Digitalisierung, die nur mit entsprechenden Partnern umzusetzen sind.
Wie wichtig sind Ihrer Meinung in der IT deutschsprachige Angebote, wie bei der Heise Academy?
Unsere Plattform und sämtliche Systeme sind natürlich mehrsprachig verfügbar. Die Angebote der Heise Academy sind aktuell in Deutsch, was ein Differenzierungsmerkmal gegenüber anderen (angloamerikanischen) Angeboten darstellt. Auch wenn im IT-Bereich natürlich Englisch die mit Abstand relevanteste Sprache ist, lernen Menschen in Ihrer Muttersprache leichter und effizienter. Daher ziehen sie im DACH-Raum auch deutschsprachige Angebote vor – wenn sie in gleicher Aktualität und Qualität verfügbar sind.
Gibt es auch Angebote für Einzelpersonen beziehungsweise EPUs? Inwiefern unterscheidet sich das Angebot (falls überhaupt) für große oder kleine Unternehmen?
Aktuell richtet sich unser Angebot verstärkt an B2B. Die stärkste Nachfrage sehen wir bei größeren Unternehmen und Organisationen in der kooperativen Plattform- und Angebotsentwicklung. Bei der Heise Academy ist die initiale Userbase von 300.000 Abonnenten durchaus signifikant. Wir kooperieren aktuell auch mit internationalen Non-Profit-Organisationen und Verbänden, die wiederum Angebote für Einzelpersonen, EPUs oder KMUs entwickeln. Hier ist die Standardisierung der Inhalte größer, da weniger auf den einzelnen Usecase Bezug genommen werden kann.
Welche neuen Technologien erkunden Sie? Wie beurteilen Sie das Marktpotenzial?
Das Marktfeedback zeigt uns, wie riesig das Potenzial für hochqualitative, adaptive Lernsysteme ist – dezentrales und digital gestütztes Lernen ist nicht nur seit Corona in aller Munde. Bereits heute müssen Wissensarbeiter lebenslang lernen und der Knowledge-Gap wird aufgrund der exponentiellen Zunahme des Wissens immer größer. Die Relevanz von lexikalem Wissen nimmt ab, angewandtes, kontextualisiertes Wissen wird immer wichtiger. Gleichzeitig fehlt es aber an entsprechenden Lernangeboten. Die Abschlussquoten verfügbarer Lernsysteme liegen bei vier Prozent, da digitales Lernen oft als lieblose Kopie von Präsenzangeboten in Form von simplen Videoaufzeichnungen und digitalen Versionen physischer Bücher einfach nicht funktionieren. Das Wissen ist nicht gehirngerecht, die Plattformen erschweren und behindern Lernen mehr als den User zu unterstützen.
Mit Codeversity konnten wir in den letzten zwei Jahren ein skalierbares Produkt entwickeln, das vor allem in den Bereichen Content-Aufbereitung, interaktive Lernfunktionen und Adaptivität klare Differenzierungsmerkmale zu anderen aktuell verfügbaren Lösungen aufweist. Gleichzeitig stehen wir erst am Beginn unserer Reise.
Über unseren graphenbasierten Ansatz (wir bilden sämtliche Inhalte in Graphenstrukturen ab) und der Flexibilität der Plattform gilt es Lernangebote zu entwickeln, die gleichzeitig didaktisch hocheffizient sind, sich ganz an den individuellen Anforderungen des Einzelnen orientieren können und dennoch skalierbar produziert werden können. Hier sind künstliche Intelligenz, der graphenbasierte Ansatz und nicht zuletzt unsere Educational Design Pattern Language relevante Bausteine.
Dort liegt unser klarer Fokus: Die Zukunft des Lernens ist digital. Damit Wissen beim Einzelnen ankommt, muss es aber adaptiv, individualisiert, interaktiv, didaktisch wertvoll vermittelt werden.
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