»Die Zukunft ist eindeutig hybrid«

Im Interview mit der COMPUTERWELT skizziert Walter Schinnerer die Schwerpunkte der DSAG für das restliche Jahr. Auch hier funkte die COVID-19-Pandemie dazwischen und führte zur Verschiebung des für Juni in Salzburg geplanten Customer-COE-Info-Forums. [...]

Walter Schinnerer ist Fachvorstand Österreich der Deutschsprachigen SAP-Anwendergrupper e.V. (DSAG). (c) DSAG

Wie sieht es in Sachen Digitalisierung aus?
Laut Umfrage der DSAG hegen österreichische Mitgliedsunternehmen insbesondere den Wunsch, bestehende Geschäftsprozesse zu digitalisieren und verzeichnen hier auch die meisten erfolgreichen Projekte. Unsere Unternehmen haben erkannt, dass sie mit der Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen Umsatz steigern und kurzfristig Kosten sparen können.

Welche Handlungen setzen Ihre Mitglieder, um die digitale Transformation zu meistern?
Ich gehe davon aus, dass die Anzahl der realisierten S/4HANA-Projekte bald steigt. Doch den Weg zum »intelligenten Unternehmen« muss jeder individuell gehen – mit einer passenden Geschwindigkeit und mit den richtigen Produkten. Dass das nicht überall von heute auf morgen funktioniert, ist selbsterklärend. Insgesamt spielt es auch keine Rolle, ob die Zukunft S/4HANA, autonome ERP-Systeme oder ein ECC 6.0 vorsieht. Viel wichtiger ist, dass die Umstellung des ERP-Systems ein Ergebnis der digitalen Transformation ist und nicht umgekehrt.

Welche Unterstützung bietet hier die DSAG?
Eine wichtige Rolle kommt hier auch den Customer Centern of Expertise (Customer COE) zu. Die österreichischen SAP-Bestandskunden sind beinahe flächendeckend mit zertifizierten Centern ausgestattet. Sie sind das Bindeglied zwischen Anwendern in den Fachbereichen der Unternehmen und SAP. Sie können entweder direkt beim Kunden oder bei einem Partner eingerichtet sein. Ihre Aufgabe ist es u.a. dazu beizutragen, dass Lösungen effizient implementiert werden. Zudem müssen sie Innovation, Betrieb und Qualität aller auf SAP- Software basierenden Geschäftsprozesse und Systeme der Kunden im Blick haben. Im Klartext: Sie können zum Zünglein an der Digitalisierungswaage werden. Da es zahlreiche neue SAP-Lösungen wie S/4HANA am Markt gibt und Cloud-Lösungen wichtiger werden, braucht es eine grundsätzliche Neuausrichtung der Customer COE.
Strategisch sieht SAP vor, dass Prozesse möglichst in der Cloud – public oder private in einem SAP-Rechenzentrum – laufen, und zwar standardisiert als einheitliche Prozesse, ohne Modifikationen. Hier ist es die Aufgabe der DSAG, Grenzen aufzuzeigen und SAP wieder näher an die Bestandskunden und auch an die Customer COE zu bringen. Als DSAG hatten wir diesbezüglich eine neue Veranstaltung, das DSAG-Customer-COE-Info-Forum geplant, das am 24. und 25. Juni in Salzburg hätte stattfinden sollen, aber aufgrund der Corona-Pandemie voraussichtlich auf Sommer 2021 verschoben wird.

Ist das Verschieben des Business in die Cloud für alle Unternehmen gleichermaßen sinnvoll?
Nein, Fakt ist: Die Cloud ist nicht für jeden Bereich und jede Branche geeignet, wie z.B. die Gesundheitsbranche zeigt. Während die bisherigen Lösungen On-Premise genutzt werden, zeichnet sich in Zukunft für die klinischen Prozesse seitens SAP eine Strategie hin zu Cloud-Lösungen ab – basierend auf der SAP Cloud Platform. Gleiches gilt auch für den Einsatz der Cloud in der Fertigungsindustrie. Dieser Wechsel und die damit verbundenen Veränderungen in der IT-Architektur hin zu »hybriden Landschaften« führen jedoch zu neuen Fragen, z.B. hinsichtlich des IT-Betriebs und des Datenschutzes die gegenwärtig noch nicht beantwortet werden können. Hier sehen wir seitens SAP dringend Handlungsbedarf.
Es ist eindeutig, dass die Zukunft hybrid sein wird. SAP ist gefordert, ihre Kunden bestmöglich beim Auf- und Ausbau sowie beim Betrieb hybrider Lösungen zu unterstützen. Daher sollten auch die Lizenzmodelle den Anforderungen der Kunden entsprechen. Im Klartext: Sie sollten möglichst einfach, attraktiv und flexibel gestaltet sein. Ein vertikales Lizenzmodell, das bestehende Lizenzierungen für die Cloud berücksichtigt, wäre ein großer Schritt für SAP und die Kunden, hybride Landschaften nach vorn zu bringen.


Mehr Artikel

News

Produktionsplanung 2026: Worauf es ankommt

Resilienz gilt als das neue Patentrezept, um aktuelle und kommende Krisen nicht nur zu meistern, sondern sogar gestärkt daraus hervorzugehen. Doch Investitionen in die Krisenprävention können zu Lasten der Effizienz gehen. Ein Dilemma, das sich in den Griff bekommen lässt. […]

Maximilian Schirmer (rechts) übergibt zu Jahresende die Geschäftsführung von tarife.at an Michael Kreil. (c) tarife.at
News

tarife.at ab 2026 mit neuer Geschäftsführung

Beim österreichischen Vergleichsportal tarife.at kommt es mit Jahresbeginn zu einem planmäßigen Führungswechsel. Michael Kreil übernimmt mit 1. Jänner 2026 die Geschäftsführung. Maximilian Schirmer, der das Unternehmen gegründet hat, scheidet per 14. April 2026 aus der Gesellschaft aus. […]

News

Warum Unternehmen ihren Technologie-Stack und ihre Datenarchitektur überdenken sollten

Seit Jahren sehen sich Unternehmen mit einem grundlegenden Datenproblem konfrontiert: Systeme, die alltägliche Anwendungen ausführen (OLTP), und Analysesysteme, die Erkenntnisse liefern (OLAP). Diese Trennung entstand aufgrund traditioneller Beschränkungen der Infrastruktur, prägte aber auch die Arbeitsweise von Unternehmen.  Sie führte zu doppelt gepflegten Daten, isolierten Teams und langsameren Entscheidungsprozessen. […]

News

Windows 11 im Außendienst: Plattform für stabile Prozesse

Das Betriebssystem Windows 11 bildet im technischen Außendienst die zentrale Arbeitsumgebung für Service, Wartung und Inspektionen. Es verbindet robuste Geräte, klare Abläufe und schnelle Entscheidungswege mit einer einheitlichen Basis für Anwendungen. Sicherheitsfunktionen, Updates und Unternehmensrichtlinien greifen konsistent und schaffen eine vertrauenswürdige Plattform, auf der sowohl Management als auch Nutzer im Feld arbeiten können. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*