Die postmoderne Moderne verspricht einen viel höheren Grad an Individualität und Pluralität. Das gilt auch für ERP-Systeme. Wie der Weg in diese Zukunft und das Zeitalter von Industrie 4.0 konkret aussehen könnte. [...]
Laut Philosoph Wolfgang Welsch lässt die postmoderne Moderne einen viel höheren Grad an Individualität und Pluralität zu und überdeckt dadurch das gemeinsame Fundament. Dies gilt aus Sicht von Asseco Solutions auch für die Zukunft der ERP-Lösungen, für die Gartner den Begriff des „postmodernen ERP“ geprägt hat.
„Öffentliche Cloud-Angebote und Apps geben den Takt in Sachen Flexibilität und dynamischer Weiterentwicklung von Funktionalitäten vor“, betont Markus Haller, Vorstand der Asseco Solutions, des europäischen Anbieters von ERPII-Lösungen für den Mittelstand. „Das hat selbstverständlich auch Auswirkungen auf die bislang vorherrschenden Implementierungsmodelle von ERP-Systemen. In der Regel handelt es sich dabei um vor Ort installierte Lösungssuiten, die stark an die unternehmens-, branchen- und landesspezifischen Anforderungen angepasst sind.“ Und: „Neue Funktionalitäten müssen schneller entwickelt und auch über neue Delivery-Modelle wie App-Stores bereitgestellt werden. Das geht am besten über einen Community-Ansatz, bei dem wir als Hersteller, aber auch unsere Partner und Kunden gemeinsam an der Weiterentwicklung des ERP-Kerns mitwirken. So lassen sich auch die versteckten Kostenfallen, die im postmodernen ERP-Zeitalter lauern, von vornherein vermeiden“, so Haller.
Gartner prognostiziert, dass bis 2018 mindestens 30 Prozent der Serviceunternehmen die Mehrzahl ihrer ERP-Applikationen in die Cloud verlagern werden. Ferner geht Gartner davon aus, dass bis 2017 rund 70 Prozent der Unternehmen, die das hybride ERP-Modell annehmen, dabei scheitern werden, das Verhältnis zwischen Kosten und Ertrag zu verbessern, es sei denn, ihre Cloud-Applikationen bieten wettbewerbsrelevante Funktionalitäten. Rüdiger Spies vom Analystenhaus PAC bewertet die Entwicklung auch in den deutschsprachigen Ländern ganz ähnlich. Er schätzt, dass innerhalb der nächsten fünf Jahre bis zu einem Drittel der ERP- und angrenzender Systeme entweder ganz aus der Cloud bezogen werden oder als Hybridmodell implementiert sein werden. Doch wer Funktionalitäten und Technologien unterschiedlichen Ursprungs einkauft und verwendet, muss mit den daraus folgenden Integrationsproblemen und den dafür nötigen Kompetenzen umzugehen lernen. Dies sind die auf den ersten Blick kaum sichtbaren Kosten, die den attraktiven Preis pro Anwender schnell in den Schatten stellen können. Der hybride Ansatz garantiert daher zwar Flexibilität und Dynamik, nicht jedoch zwangsläufig niedrigere Gesamtkosten. Spies schätzt deshalb, dass ein signifikanter Teil der Unternehmen, die Cloud-Lösungen nutzen werden, über versteckte Kosten überrascht sein werden.
HYBRIDES ERP
„Die Gretchenfrage lautet, wie hybrid das postmoderne ERP der Zukunft am Ende sein wird“, gibt Thorsten Reuper, Technikchef der Asseco Solutions, zu bedenken. „Sicherlich werden parallele Megatrends wie Industrie 4.0 dazu führen, dass die Anwenderunternehmen mit Technologien von mehr Herstellern als bisher umgehen und diese miteinander, teilweise auch über die Cloud, verbinden müssen. Dies kann aber nicht allein Aufgabe der Kunden sein. Vielmehr müssen wir als Hersteller dafür sorgen, ein für den Kunden möglichst umfassendes Ökosystem zu schaffen. Dieses hat zwei Aufgaben: Flexibilität, Dynamik und Anwenderkomfort auf der einen Seite und vorgefertigte Integrationen auf der anderen. Dann profitiert auch der Mittelstand von den Segnungen des postmodernen ERP.“
Die visionären Hersteller für ERP-Lösungen im Mittelstand haben schon vor zehn Jahren neue Lösungen gebaut, die alle modernen Kommunikationsstandards und -protokolle unterstützen und die ausschließlich über Browseroberflächen bedient werden. Ein Beispiel hierfür ist die vollständig Web-basierende ERPII-Lösung APplus, die mittlerweile in der sechsten Generation vorliegt und bei der bereits Vorarbeiten der postmodernen ERP-Ära geleistet wurden.“Es kommt darauf an, unsere Kunden Schritt für Schritt in die hybride Welt des postmodernen ERP zu begleiten. Die technische Basis ist in APplus aber schon gelegt“, betont Thorsten Reuper. „Dadurch sind auch die aktuellen Herausforderungen im Kontext von Industrie 4.0 technisch und damit kostenseitig sehr gut beherrschbar. Ich denke hier etwa an die Anbindung von MES- oder ausgefeilten Feinplanungssystemen. Auch der Austausch von Maschinendaten über die Cloud ist hier kein Problem mehr. Indes stellt Industrie 4.0 nicht nur ein technisches, sondern auch ein Rechts- und Sicherheitsthema dar. Dies ist ein Grund mehr für die Unternehmen, den Markt in Zukunft noch genauer als bisher zu sondieren und einen Partner zu wählen, der auf allen Ebenen Antworten liefern kann.“ (pi/wf)
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