Fernsehen wird immer mehr über Mediatheken oder Dienste wie Netflix konsumiert. Die Telekommunikationsbetreiber müssen zwar ihre Netze ausbauen, bekommen aber selbst nichts vom Kuchen ab. Das heimische Unternehmen Ocilion will das ändern. [...]
Die Möglichkeiten, Fernsehen zu konsumieren, haben sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Telekommunikationsunternehmen bieten IPTV-Lösungen über ihre Netzwerke an, die Sender selbst ermöglichen es den Konsumenten, in Mediatheken ausgewählte Sendungen zeitversetzt anzusehen und mit Diensten wie Netflix oder Amazon Fire TV hat sich die Situation nochmals verändert. Das oberösterreichische Unternehmen Ocilion setzt sich seit zehn Jahren mit dem Thema IPTV auseinander und bietet entsprechende Lösungen an.
„Die Menschen wollen fernsehen, wenn sie Zeit haben und nicht, wann der Sender sagt, dass sie zusehen sollen“, sagt Hans Kühberger, Geschäftsführer von Ocilion. Mit Replay, einem netzwerkbasierten Personal Video Recorder (NPVR), bietet das Unternehmen eine Lösung an, die es ermöglicht, alle Inhalte – so wie sie im Fernsehen laufen – zeitversetzt zu konsumieren. Der Vorteil der Lösung ist, dass die Inhalte nicht lokal beim Kunden aufgezeichnet werden, sondern zentral abrufbar sind. Der Kunde erspart sich dadurch einen Festplattenrecorder und kann alle Inhalte auf dem Fernseher oder mobilen Device konsumieren.
RECHTSUNSICHERHEIT IN ÖSTERREICH
In der Schweiz ist das Produkt bereits erfolgreich bei zahlreichen Netzbetreibern im Einsatz, in Österreich mangelt es noch an den rechtlichen Voraussetzungen, da die Urheberrechtslage unklar ist. „Die Netzbetreiber lassen sich aus diesem Grund nicht darauf ein“, so Kühberger. Dabei würde bei einem Dienst wie Replay die Wertschöpfung in Österreich bleiben. „Derzeit verdienen die Hersteller der Festplatten in Fernost oder ausländische Unternehmen wie Netflix an den Fernsehkunden. Die heimischen Netzbetreiber haben hauptsächlich Investitionskosten, damit die Inhalte in hoher Qualität beim Kunden ankommen. Mit Replay würden die Netzbetreiber selbst verdienen“, und: „Das Beispiel Schweiz zeigt, dass bis zu 100 Millionen Euro pro Jahr für den Finanzminister möglich sind und bis zu 15 Millionen Euro für die Verwertungsgesellschaften.“ Voraussetzung ist natürlich eine leistungsstarke Breitbandanbindung. Die Netzbetreiber könnten aber mit eigenen Angeboten den Netzausbau mitfinanzieren. Kühberger fordert die heimische Politik und Netzbetreiber dazu auf, sich des Themas endlich anzunehmen: „Jetzt muss etwas passieren – wenn wir es nicht schaffen, in Österreich die Rechtssicherheit herzustellen, wird relativ schnell jemand anderes den Markt besetzen, zum Beispiel Netflix oder Google, und dann ist das Thema erledigt – diese Jobs werden nicht wieder kommen –, Österreich schaut durch die Finger und verliert ein Riesengeschäft.“ Laut Kühberger zeigen die heimischen Netzbetreiber bereits Interesse. (cb)
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