Digitale Identität: Kampf gegen Windmühlen

Hoher Bekanntheitsgrad, geringer Nutzen: Das Thema des sicheren Identitätsnachweises im Internet hat den Alltag noch nicht erreicht. Doch A-Trust, Österreichs einziger akkreditierter Zertifizierungsdienstanbieter, lässt sich nicht entmutigen. [...]

Digitale Signatur, Handy-Signatur oder Bürgerkarte: Die Möglichkeiten, seine Identität im virtuellen Raum sicher und bequem auszuleben, sind mannigfaltig. Nur mit dem Bekanntheitsgrad und der Nutzung hapert es. Das ist eines der wichtigsten Ergebnisse einer aktuellen Studie von PGM Research im Auftrag von A-Trust. Rühmliche Ausnahme ist die E-Card, die von 88 Prozent der Befragten privat genutzt wird – genauer: genutzt werden muss. Anders bei freiwilligen Angeboten wie die Digitale Signatur: Mehr als die Hälfte kennt sie nicht, und nur die wenigsten, deren Existenz bekannt ist, verwenden sie nicht. Noch weniger Beachtung genießt die Bürgerkarte, die bloß von 8,6 Prozent privat in Anspruch genommen wird. Berufliche Nutzung: 0,0 Prozent. 
Woran das liegt? »Ganz oben stehen Bedenken hinsichtlich der Datensicherheit, aber auch bisherige Verhaltensmuster und mangelnde technische Kenntnisse sorgen dafür, dass die Nutzung weit unter der Bekanntheit liegen«, kommentiert Petra Gregorits, Geschäftsführerin PGM Research, die Studie. 
»Es ist unglaublich, wie viel Unsinn über die Bürgerkarte veröffentlicht wird. So fällt sie oft im Zusammenhang mit dem ‚gläsernen Menschen‘. In Wirklichkeit ist sie genau das Gegenteil: Sie schützt den Menschen davor, gläsern zu werden«, beschreibt Michael Butz, Geschäftsführer von A-Trust, den Kampf gegen die teils irrationalen Vorbehalte, die eigenartigerweise auch von Seiten ausgewiesener IT-Experten kommen. Gleichzeitig weist er darauf hin, dass auf der Karte bzw. auf deren virtuellem Pendant nichts anderes als Username, Passwort und Stammzahl gespeichert ist. 
Das Hauptproblem für die relativ geringe Nutzung erkennt Butz in dem Umstand, dass die Wirtschaft noch nicht auf den Zug aufgesprungen sei. »Der Druck auf Unternehmen müsste von den Kunden kommen, allerdings kennen diese nicht die Möglichkeiten, die etwa mit der Handy-Signatur zur Verfügung stehen«, skizziert Butz das Dilemma. Außerdem würde er sich wünschen, dass das Thema in Zeiten inflationär gebrauchter Identitäten – Stichwort Social Media – viel stärker in die Schulen getragen werde und damit für die Sensibilisierung in Sachen Risiken von Facebook & Co. sorgen könne. 
Da die Privatwirtschaft noch auslässt, bleibt die Nutzung von verbrieften Identitäten derzeit vor allem auf den E-Government-Bereich beschränkt.  Die Angebote werden hier angenommen, was etwa die kräftig steigendenden Handy-Signaturzahlen zeigen: »Als wir 2010 begonnen haben, wurden im Schnitt 1.800 pro Monat freigeschalten, im Jahr 2011 2.700 und derzeit sind wir bei 4.000 pro Monat«, sagt Butz.  »Insgesamt haben wir 200.000 aktive Zertifikate draußen, das sind immerhin zehn Prozent der aktiven Internet-Nutzer, das sind jene User, die im Web regelmäßig Transaktionen durchführen.« Die Voraussetzungen für einen sicheren Umgang der eigenen Identität im virtuellen Raum sind jedenfalls gegeben. Das System ist bombensicher, für den Endanwender gratis und leicht zu bedienen. Und auch die Infrastruktur ist da: »Mich hat jeder Bürger zweimal in der Hosentasche stecken: Jeder hat eine E-Card und jeder ein Handy«, so Michael Butz abschließend. (su)

Mehr Artikel

Die Teilnehmer des Roundtables (v.l.n.r.): Roswitha Bachbauer (CANCOM Austria), Thomas Boll (Boll Engineering AG), Manfred Weiss (ITWelt.at) und Udo Schneider (Trend Micro). (c) timeline/Rudi Handl
News

Security in der NIS2-Ära

NIS2 ist mehr ein organisatorisches Thema als ein technisches. Und: Von der Richtlinie sind via Lieferketten wesentlich mehr Unternehmen betroffen als ursprünglich geplant, womit das Sicherheitsniveau auf breiter Basis gehoben wird. Beim ITWelt.at Roundtable diskutierten drei IT-Experten und -Expertinnen über die Herausforderungen und Chancen von NIS2. […]

Christoph Mutz, Senior Product Marketing Manager, AME, Western Digital (c) AME Western Digital
Interview

Speicherlösungen für Autos von morgen

Autos sind fahrende Computer. Sie werden immer intelligenter und generieren dabei jede Menge Daten. Damit gewinnen auch hochwertige Speicherlösungen im Fahrzeug an Bedeutung. Christoph Mutz von Western Digital verrät im Interview, welche Speicherherausforderungen auf Autohersteller und -zulieferer zukommen. […]

Andreas Schoder ist Leiter Cloud & Managend Services bei next layer, Alexandros Osyos ist Senior Produkt Manager bei next layer. (c) next layer
Interview

Fokus auf österreichische Kunden

Der österreichische Backup-Experte next layer bietet umfassendes Cloud-Backup in seinen Wiener Rechenzentren. Im Interview mit ITWelt.at erläutern Andreas Schoder, Leiter Cloud & Managed Services, und Alexandros Osyos, Senior Produkt Manager, worauf Unternehmen beim Backup achten müssen und welche Produkte und Dienstleistungen next layer bietet. […]

Miro Mitrovic ist Area Vice President für die DACH-Region bei Proofpoint.(c) Proofpoint
Kommentar

Die Achillesferse der Cybersicherheit

Eine immer größere Abhängigkeit von Cloud-Technologien, eine massenhaft mobil arbeitende Belegschaft und große Mengen von Cyberangreifern mit KI-Technologien haben im abgelaufenen Jahr einen wahrhaften Sturm aufziehen lassen, dem sich CISOS ausgesetzt sehen. Eine große Schwachstelle ist dabei der Mensch, meint Miro Mitrovic, Area Vice President DACH bei Proofpoint. […]

Alexander Graf ist Geschäftsführer der Antares-NetlogiX Netzwerkberatung GmbH. (c) Antares-NetlogiX Netzwerkberatung GmbH
Interview

Absicherung kritischer Infrastrukturen

NIS2 steht vor der Tür – höchste Zeit, entsprechende Maßnahmen auch im Bereich der Operational Technology (OT) zu ergreifen. »Wenn man OT SIEM richtig nutzt, sichert es kritische Infrastrukturen verlässlich ab«, sagt Alexander Graf, Experte für OT-Security (COSP) und Geschäftsführer der Antares-NetlogiX Netzwerkberatung GmbH, im ITWelt.at-Interview. […]

Brian Wrozek, Principal Analyst bei Forrester (c) Forrester
Interview

Cybersicherheit in der Ära von KI und Cloud

Die Bedrohungslandschaft im Bereich der Cybersicherheit hat sich zu einer unbeständigen Mischung von Bedrohungen entwickelt, die durch zunehmende Unsicherheit und steigende Komplexität bedingt ist. Zu diesem Schluss kommt der Report »Top Cyber-security Threats In 2024« von Forrester. ITWelt.at hat dazu mit Studienautor Brian Wrozek ein Interview geführt. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*