Digitale Rechtsberatung

Die Plattform für Online-Rechtsberatung advocado ist nun auch in Österreich gestartet und bietet Privat- und Unternehmens- kunden digitalen Zugang zu allen rechtlichen Belangen. Maximilian Block, einer der beiden Gründer von Advocado, im Interview. [...]

Maximilian Block ist Gründer und Geschäftsführer der Rechtsplattform advocado. (c) advocado

Können Sie kurz zusammenfassen, was advocado ist und welche Dienste Sie anbieten?

advocado ist eine Rechtsberatungsplattform, auf der Rechtsuchende einen spezialisierten Anwalt für jede Art von Rechtsanliegen finden und dieses dann vollständig digital abwickeln. Das funktioniert folgendermaßen: Über www.advocado.at stellt man seine unverbindliche Anfrage – egal wie einfach oder komplex. Unser System findet sofort den am besten passenden advocado-Partneranwalt. Innerhalb von zwei Stunden erläutert dieser dem Rechtsuchenden in einem kostenfreien Erstgespräch die juristischen Handlungsoptionen, Chancen, Risiken und möglichen Kosten. Nur sofern eine anwaltliche Betreuung sinnvoll ist, erhält er daraufhin ein auf seine Bedürfnisse zugeschnittenes Angebot zum Festpreis. Nimmt er dieses an, wird der Fall digital über das advocado-System abgewickelt. Immer an der Seite des Mandanten: ein persönlicher Kundenbetreuer von advocado, der bei Fragen oder Problemen hilft. Sie sehen also, das Geschäftskonzept von advocado ist mehr als die bloße Vermittlung eines Anwalts. Der Servicegedanke steht bei uns klar im Fokus. Unser Motto lautet: »Wir kämpfen für eine Welt, in der jeder Mensch zu seinem Recht kommt.« Und dafür vereinfachen wir den Zugang zum Recht.

An wen wendet sich Ihr Angebot?

An jeden, der ein Rechtsanliegen hat und dieses bestmöglich lösen will. Wir bieten zu jeder rechtlichen Angelegenheit ausgezeichnete Rechtsberatung von spezialisierten Anwälten. Vorrangig nutzen Privatpersonen advocado, aber auch kleine und mittelständische Unternehmen arbeiten mit advocado als ausgelagerte Rechtsabteilung zusammen. Und natürlich an Anwälte, die auf moderne Mandantenbedürfnisse eingehen und ihre Arbeit vermehrt digital angehen möchten.

Wie groß ist der Bedarf, wie sehr wird Ihr Angebot angenommen?

Der Bedarf ist enorm, denn auf dem Rechtsmarkt liegt viel ungenutztes Potenzial. Besonders in Zeiten von Corona und den damit verbundenen gesellschaftlichen sowie wirtschaftlichen Beschränkungen merken wir einen sehr deutlichen Anstieg der Nachfrage. Viele Menschen sind verunsichert und wissen gar nicht, dass sie ein Recht haben, das sie durchsetzen können, dürfen und vor allem sollten. Hinzu kommen Zweifel wie: Wer ist der richtige Anwalt für meinen Fall? Welche Kosten kommen auf mich zu? Und was, wenn ich nicht zufrieden bin? Folglich wird viel zu oft auf einen dringend benötigten Rechtsbeistand verzichtet. Mit advocado sorgen wir für mehr Transparenz und setzen so die Hürde herab, einen Anwalt zu kontaktieren. Unsere deutsche Website haben bereits mehr als 80.000 zufriedene Mandanten genutzt. Und wir wachsen rasant weiter.

Wie groß ist eigentlich die Legal-Tech-Szene?

Sie ist weltweit deutlich größer, als man vielleicht vermutet. Besonders in den USA, wo Legal Tech seinen Anfang fand, konnten sich über die letzten Jahre viele innovative Unternehmen entwickeln. In Europa hängen wir etwas hinterher, holen aber langsam auf. Vorreiter sind hier Großbritannien und Skandinavien. Sowohl in Österreich als auch in Deutschland existieren zudem erste Legal-Tech-Vereinigungen, die sich politisch für spezielle Rahmenbedingungen für Legal-Tech-Startups engagieren. Dies ist auch aus meiner Sicht dringend notwendig, um schneller im Ländervergleich aufholen zu können.

Stehen Sie in Konkurrenz mit traditionellen
Anwaltskanzleien?

Ganz und gar nicht. Wir verstehen uns als Partner. Mithilfe unserer Plattform unterstützen wir Anwälte bei der Mandantenakquise, nehmen ihnen alltägliche Zeitfresser ab und kümmern uns um die Kommunikation mit dem Mandanten. Auch hilft unser datengetriebenes Qualitätsmanagement, stets eine sehr hohe Mandantenzufriedenheit zu erreichen. Mit unserer digitalen Infrastruktur führen wir den Berufsstand sozusagen in das 21. Jahrhundert. Weil die Kommunikation, der Dokumentenaustausch und die Bezahlung online ablaufen, wird Rechtsberatung zeit- und ortsunabhängig. Das hat nicht nur Vorteile für den Mandanten, sondern ermöglicht auch eine flexiblere Arbeit beim Anwalt. Besonders bei den aktuellen Einschränkungen durch Corona.

Warum wagen Sie den Schritt nach Österreich und wie schätzen Sie hier den Bedarf?

In Österreich entwickelt sich seit einigen Jahren eine LegalTech-Szene. Und sie wird durchaus bereits international wahrgenommen. Allerdings steckt sie noch in den Kinderschuhen. Seit Anfang 2017 gibt es beispielsweise die Legal Tech Initiative Austria und verschiedene Nischenanbieter versuchen, bestehende Strukturen aufzubrechen. Einen vollumfänglichen Service, wie ihn advocado bietet, gab es für Österreicher bisher nicht. Das ist auch der Grund, aus dem wir den ersten Schritt unserer Internationalisierung nach Österreich gegangen sind. Der Bedarf ist hier ebenso hoch wie in den USA oder Deutschland. Menschen erwarten heutzutage einfache, schnelle und digitale Lösungen – in jedem Lebensbereich.

Wie kann man sich Ihre Zusammenarbeit mit den Anwaltskanzleien vorstellen?

Wir kümmern uns um den kompletten Service und die Anwaltskanzlei fokussiert sich auf die rechtliche Betreuung. Eine Anwältin bzw. ein Anwalt erstellt zunächst ein Profil bei advocado. Hier finden sich unter anderem die Zulassung, Fachgebiete und Zusatzqualifikationen. Nach einer Prüfung durch unseren Service wird dieses Profil und der Zugang zur Software freigeschaltet. Stellt dann ein Rechtsuchender über advocado.at eine Anfrage, ermittelt unser eigens entwickelter Algorithmus den am besten passenden Anwalt für dieses Anliegen. Nach der erfolgreichen Mandantenakquise über unsere Plattform wird dort auch der gesamte Fall bearbeitet. Das bedeutet: Dokumente werden digital ausgetauscht und kommuniziert wird per Chat oder Video-Call. Zudem übernimmt advocado Backoffice-Aufgaben wie den kompletten Mandanten-Service, Deckungsanfragen an Rechtsschutzversicherungen und erstellt Terminerinnerungen.


Mehr Artikel

News

Bad Bots werden immer menschenähnlicher

Bei Bad Bots handelt es sich um automatisierte Softwareprogramme, die für die Durchführung von Online-Aktivitäten im großen Maßstab entwickelt werden. Bad Bots sind für entsprechend schädliche Online-Aktivitäten konzipiert und können gegen viele verschiedene Ziele eingesetzt werden, darunter Websites, Server, APIs und andere Endpunkte. […]

Frauen berichten vielfach, dass ihre Schmerzen manchmal jahrelang nicht ernst genommen oder belächelt wurden. Künftig sollen Schmerzen gendersensibel in 3D visualisiert werden (c) mit KI generiert/DALL-E
News

Schmerzforschung und Gendermedizin

Im Projekt „Embodied Perceptions“ unter Leitung des AIT Center for Technology Experience wird das Thema Schmerzen ganzheitlich und gendersensibel betrachtet: Das Projektteam forscht zu Möglichkeiten, subjektives Schmerzempfinden über 3D-Avatare zu visualisieren. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*