Digitale Zeitzeugen bewahren

Wie sammelt man digitale Exponate und macht sie für die Öffentlichkeit zugänglich? Mit Projekten über österreichische Computerspiele und Bankomat-Software nimmt das Technische Museum Wien international eine Vorreiterrolle ein. [...]

Peter Aufreiter ist Generaldirektor des Technischen Museums in Wien. (c) Wilke - TMW
Peter Aufreiter ist Generaldirektor des Technischen Museums in Wien. (c) Wilke - TMW

Die Digitalisierung stellt Museen vor neue Herausforderungen. Die große Frage ist, wie man die digitale Vergangenheit bewahrt. Das Technische Museum Wien (TMW) arbeitet an spannenden Projekten, um Software und Hardware für künftige Generationen zu sichern und erlebbar zu machen.

Von Disketten zur Langzeitarchivierung

In den Sammlungen des Technischen Museums Wien schlummerten über viele Jahre spannende Zeitzeugen digitaler Kultur: alte Disketten, gefüllt mit Computerspielen, die österreichische Grafikdesigner erschufen. »Vor zwei Jahren haben wir begonnen, diese Disketten auszulesen und die darauf gespeicherte Software zu sichern,« erklärt Peter Aufreiter, Generaldirektor des TMW. Dabei ging es nicht nur um technische Herausforderungen, sondern auch um rechtliche und konservatorische Fragen. Welche alten Rechner dürfen aktiviert werden? Wie kann man den digitalen Inhalt sicherstellen, ohne die Hardware zu beschädigen? Der Fokus liegt dabei klar auf der Langzeitarchivierung. »Es ist entscheidend, geeignete Formate zu finden und zu prüfen, mit welchen Geräten diese Software künftig noch abspielbar bleibt,« so Aufreiter. Parallel dazu arbeitet das TMW an Vermittlungsformaten, die den Zugang zu diesen digitalen Kulturgütern für die Öffentlichkeit ermöglichen.

Ein weiteres Projekt des Museums beschäftigt sich mit der Softwareentwicklung für Bankomaten. Diese Arbeit stehe erst am Anfang, so Aufreiter, dennoch sei das Interesse seitens des Museums groß, die Entwicklungen auf diesem Gebiet zu dokumentieren und auszustellen. So widmet sich die aktuelle Ausstellung »CASH – der Wert des Geldes« im Erdgeschoss des Museums dem Thema »Bargeld und digitales Geld«. Die Ausstellung ist noch bis 31. März 2025 zu sehen.

Ein interaktives Museum

Doch wie präsentiert man solche digitalen Inhalte in einem Museum? Der klassische Ansatz, einfach Monitore oder Displays zu zeigen, reicht für Peter Aufreiter nicht aus. Das Technische Museum plant, interaktive Elemente einzuführen, die die Besucher einbinden. Jugendliche könnten in Zukunft beispielsweise mit einem historischen iPhone 3 bestimmte Aufgaben lösen. »Es muss mehr sein als ein bloßer Vergleich zwischen einem iPhone 3 und einem iPhone 13,« ist Aufreiter überzeugt. Interaktivität und praktische Herausforderungen sollen die Besucher sensibilisieren und die digitalen Entwicklungen verdeutlichen.

Zudem will das Museum ein Software-Lab schaffen, das sich im Besucherbereich befindet und den direkten Austausch fördert. Ziel ist es, einen Raum für alte österreichische Computerspiele und digitale Medien zu schaffen, der sowohl zum Anschauen als auch zum Mitmachen einlädt. Workshops für Schulklassen und andere Bildungseinrichtungen sind ebenfalls geplant.

Internationale Zusammenarbeit

Technikmuseen weltweit stehen untereinander im Austausch, um Wege zu finden, wie man auf aktuelle Herausforderungen reagieren kann. Dieses Jahr fand im September in Wien die 51. internationale Tagung der CIMUSET statt (Committee for Museums of Science and Technology der Fachgruppe des International Council of Museums, ICOM), bei der Verantwortliche aus 40 Ländern unter dem Motto »Within the digital. Opportunities and Challenges in Science Museums« über den Umgang mit digitalen Sammlungen diskutierten. Dabei bemerkte Aufreiter, »dass es nur wenige Technikmuseen gibt, die sich mit dieser Thematik befassen«. Die Veranstaltung mündete in die Gründung kontinentübergreifender Arbeitsgruppen, die rechtliche, technische und kuratorische Fragen klären sollen. Denn eines ist klar: Je rasanter sich die digitale Welt entwickelt, umso wichtiger wird es, ihre Ursprünge zu bewahren.


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