Die Regierung hat noch für heuer Tablets und Laptops sowie WLAN für Schulen in Aussicht gestellt. Ein begrüßenswertes Maßnahmenpaket und die ersten wichtigen Schritte, um bildungspolitisch der größten Herausforderung unserer Gesellschaft zu begegnen: Dem digitalen Wandel. [...]
In drei massiven Wellen hat die Digitalisierung alle Lebensbereiche erfasst: Vor weniger als drei Jahrzehnten veränderte das kommerzielle Web elementar die Art, wie Produkte vermarktet und verkauft werden. Das Internet eliminierte die Grenzen von Absatzmärkten und legte neue Kommunikationskanäle zum Kunden frei. Die zweite Woge der digitalen Disruption folgte mit dem Web 2.0. In dieser Ära der Peer-to-Peer-Kommunikation wurden viele Marktzugangsbarrieren niedergerissen, sodass auch branchenfremde Start ups mit innovativen Ideen Fuß fassen konnten. Heute sind wir in der dritten Phase angelangt. Hyperskalierung ist das neue Schlagwort der Digitalgesellschaft. Cloud Computing macht’s möglich!
Um mit den rasanten Veränderungen der Arbeitswelt Schritt halten zu können, brauchen wir ganz neue berufliche Qualifikationen. Und: Der digitale Wandel ist längst noch nicht zu Ende. Vielmehr steht die nächste heiße Phase bereits ante portas. Ein mächtiger Treiber dieser anhaltenden Veränderung ist zum Beispiel IoT mit seinen cyber-physikalischen Systemen, die aus der Verschmelzung von IT-Netzkomponenten mit IP-fähigen Geräten in den Bereichen Smart Grid, Smart Home oder bei intelligenten Autos mit elektronischen Fahrer-Assistenzsystemen sowie mit kommenden Car2Infrastucture-Anwendungen derzeit in großer Zahl entstehen. Bereits 2020 rechnet man mit 50 Milliarden IP-gestützten Sensoren.
Der Bildung kommt jetzt die Monsteraufgabe einer adäquaten Wissensvermittlung zu, um die neuen Nachfrageprofile der Wirtschaft und Wissenschaft sowie die Anforderungen von Kultur und Zivilgesellschaft bedienen zu können. Insbesondere in Europa müssen wir voll darauf fokussieren, dass junge Menschen beim Eintritt ins Arbeitsleben zumindest mit einem fundamentalen digitalen Rüstzeug ausgestattet sind. In der Arbeitswelt von heute gibt es so gut wie kein berufliches Qualifikationsprofil mehr, welches nicht ein Mindestset an digitaler Kompetenz zur Voraussetzung hat. Im Hinblick auf unsere Zukunftsvorsorge sind daher unsere gesamten Bildungssysteme in höchstem Maße gefordert.
Massiver Fachkräftemangel in der IT
Die EU-Kommission prognostizierte im Sommer des Vorjahres, dass es bis 2020 einen Fachkräftemangel von rund 750.000 Arbeitskräften im IKT-Bereich geben wird. Zudem haben rund 40 Prozent der europäischen Arbeitgeber Probleme, geeignete Arbeitskräfte mit den für Digitalisierung und Innovation benötigten Kompetenzen zu finden. Dem stehen laut einer Studie der Kommission rund 70 Millionen Europäerinnen und Europäer ohne ausreichende Lese- und Schreibkompetenzen und noch mehr Menschen mit Defiziten in Mathematik und bei digitalen Kompetenzen entgegen.
In Österreich belaufen sich die aus Mangel an E-Skills nicht besetzbaren Arbeitsplätze heuer auf 10.200, im Jahr 2020 werden es bereits 11.400 Jobs sein, die frei bleiben.
Dieser gravierende Missstand ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass es in Europa viel zu selten gelingt, naturwissenschaftliche Berufe und Karrieren als attraktiv darzustellen, obwohl diese blendende Jobaussichten offerieren. Der Fachkräftemangel bei Absolventen von MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) drückt direkt auf das Wirtschaftswachstum in der Europäischen Union. BusinessEurope, einer der wichtigsten europäischen Arbeitgeberverbände, hat bereits vor zwei Jahren Alarm geschlagen: „Ein Mangel an Ingenieuren und Wissenschaftern führt zu geringerer Produktivität und zu einem Rückgang europäischer Marktanteile auf den Weltmärkten.“
Anforderungskatalog umfasst Hard und Soft Skills
Wie lauten die Erfordernisse der Wirtschaft in dieser revolutionären Zeit? Wir brauchen Menschen in unserer Wissensgesellschaft, die über Fähigkeiten in den Grundqualifikationen (Lesen, Schreiben, Mathematik), in Wirtschaft und Technik, in der Medienbeherrschung und im visuellen Verständnis von Multimedia sowie bei Multikulturalität und globalem Bewusstsein verfügen. Wir brauchen für die Innovationsleistungen der Wirtschaft Menschen mit Anpassungsfähigkeit zur Lösung komplexer Herausforderungen, mit Neugierde, Kreativität und Risikobereitschaft sowie mit analytischen Fähigkeiten.
In der Wirtschaft zählt zudem die Fähigkeit zu effektiver Kommunikation. Diese erschließt sich über persönliche, soziale und zivile Verantwortung und die Bereitschaft zu Zusammenarbeit und Interaktion.
Für die Bedienung der Märkte braucht es aber auch eine hohe Produktivität. Diese kann nur mit Menschen erreicht werden, die Zielsetzungen priorisieren, planen und managen können.
Erfreulicherweise sind einige Strategien, um besonders unsere Jugend fit für diese neuen Anforderungen zu machen, bereits erfolgreich am Laufen.
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