Digitalisierung noch ausbaufähig

Unternehmen stufen ihren Erfolg beim Thema Digitalisierung so wie im Vorjahr nur als mittelmäßig ein. Doch zeigt sich laut einer Untersuchung von Capgemini auch, dass mittlerweile mehr als zwei Drittel der Unternehmen intelligente Technologien einsetzen. [...]

Jedes zehnte Unternehmen ist bislang über die Planung der DSGVO-Umsetzung nicht hinaus gekommen. (c) pixabay
Jedes zehnte Unternehmen ist bislang über die Planung der DSGVO-Umsetzung nicht hinaus gekommen. (c) pixabay

Laut der soeben erschienenen IT-Trends-Studie 2019 von Capgemini stufen Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz ihren Erfolg bei der Digitalisierung durchschnittlich als mittelmäßig ein. Angesichts der großen Anstrengungen in diesem Bereich und der hohen Ausgaben für die Digitalisierung ist diese Bilanz ernüchternd. Als technologischer Trend zeigt sich jedoch, dass mehr als zwei Drittel der Unternehmen bereits intelligente Technologien einsetzen.

Bei der jährlich im September und Oktober 2018 von Capgemini durchgeführten IT-Trends-Studie haben 108 IT-Verantwortliche von Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz teilgenommen. Nur 7,5 Prozent der Befragten werten demnach die bisherige Digitalisierung ihres Unternehmens als Erfolg. Fast die Hälfte ist nur teilweise mit den Ergebnissen zufrieden. Um den Rückstand aufzuholen, investieren die Unternehmen jedoch in die Zukunft: Knapp 45 beziehungsweise 47 Prozent wollen ihr IT-Budgets in diesem und im folgenden Jahr erhöhen.

Effizienzsteigerung als größter Benefit

Als größten Erfolg der Digitalisierung nennen Unternehmen die Steigerung ihrer Effizienz, die Sicherung der eigenen Marktposition und die Verbesserung des Einkaufs- und Serviceerlebnisses der Kunden. Damit neue Geschäftsfelder in der eigenen oder in anderen Branchen zu erschließen, tun sich die meisten noch schwer. Als wichtigste Maßnahmen für den Erfolg der Digitalisierung nennen die Studienteilnehmer den Aufbau interdisziplinärer Teams mit Fach- und IT-Mitarbeitern – wie im Vorjahr an erster Stelle – sowie die gezielte Einstellung von Mitarbeitern mit dem entsprechenden Knowhow. Außerdem betrachten sie es als wichtig, die unternehmenseigenen Daten stärker zu vernetzen und zu analysieren sowie die Cloud-Kapazitäten auszubauen. Diese drei Punkte haben in ihren Augen deutlich an Bedeutung gewonnen.

Mit den genannten Maßnahmen im Rahmen der Digitalisierung schaffen viele Unternehmen auch die Voraussetzungen für den Einsatz intelligenter Technologien wie Machine Learning, Bilderkennung oder Natural Language Processing. Rund 70 Prozent der Befragten setzen sie bereits ein, mehr als 50 Prozent allerdings nur in geringem Umfang. Zu den knapp 19 Prozent intensiver Nutzer gehören vor allem Konzerne und größere mittelständische Unternehmen.

„Größere Unternehmen haben in der Regel gute Voraussetzungen für den Einsatz intelligenter Technologien, da sie genügend nutzbare Daten und bereits Erfahrung mit Big Data gesammelt haben“, kommentiert Bernd Bugelnig, CEO für Capgemini in Österreich, die Ergebnisse. „Ausgebremst werden sie hauptsächlich durch einen Mangel an Spezialisten im eigenen Haus. Um schnell starten zu können, bietet es sich daher an auf externe Partner zurückzugreifen – sowohl bei der Entwicklung der Einsatzszenarien und der Datenaufbereitung als auch beim Betrieb der Anwendung.“

Einfache Einsatzszenarien am positivsten bewertet

Ob intelligente Technologien eingesetzt werden, hängt stark von der Einstellung der Fachabteilungen ab. Als Vorteil sehen sie vor allem die Möglichkeiten, manuelle Arbeiten zu automatisieren. Recht positiv bewerten sie darüber hinaus ihren Einsatz zur intensiven Datenanalyse und zur Vorhersage des Verhaltens von Kunden, Maschinen oder des Marktes. Weniger Anklang finden komplexere Einsatzszenarien. Dazu gehören die Unterstützung des Kundendialogs, die Abgabe von Empfehlungen oder die Überwachung des Tagesgeschäftes. Die Anwender scheinen Entscheidungen von intelligenten Technologien und ihrer Fähigkeit im Umgang mit Menschen noch kritisch gegenüber zu stehen. Wenig anspruchsvolle, wiederkehrende Tätigkeiten oder Analysen lassen sie gerne von Software erledigen, in komplexen und wenig standardisierten Situationen stufen sie die Kompetenz von Menschen derzeit höher ein.

Unternehmen, die intelligente Technologien nutzen, wollen ihren Einsatz im nächsten Jahr ausbauen. „Wer bereits Erfahrung mit intelligenten Technologien hat, stuft sie als Innovationsmotor seiner Branche ein und ist überzeugt, mit ihrer Hilfe Wettbewerbsvorteile zu erzielen“, erklärt Thomas Heimann, Business Architect Director bei Capgemini und Co-Autor der IT-Trends-Studie. „Nach Meinung vieler Studienteilnehmer wird sich der internationale Wettbewerb durch den Einsatz intelligenter Technologien in den nächsten drei Jahren erheblich verschärfen.“

Wichtigstes Thema DSGVO

Das wichtigste Thema des Jahres ist die Einhaltung der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Obwohl sie bereits seit Mai 2018 in Kraft ist, wurde sie erst von rund 53 Prozent der Studienteilnehmer komplett umgesetzt. Etwas mehr als ein Viertel arbeitet noch daran, jedes zehnte Unternehmen ist bislang über die Planung nicht hinaus gekommen. Bereits in der Capgemini-Studie „Seizing the GDPR Advantage“ von Mai 2018 hatte eines von vier Unternehmen eingeräumt, auch bis Jahresende nicht regelkonform zu werden.

Die Plätze zwei bis fünf auf der Liste der wichtigsten Themen belegen mit Privacy by Design, Multi-Faktor-Authentifizierung, BYOx-Security und Security-Automation ausschließlich Sicherheitsthemen.

Capgemini hat die Studienteilnehmer auch zu „Hoffnungsträgern“, also Technologien, von denen eine starke Entwicklung erwartet wird, befragt. In diesem Jahr gehören wie schon im Jahr davor Virtual und Augmented Reality (VR/AR) dazu. Die Marktforscher glauben aber, dass sich im deutschsprachigen Raum nur bestimmte Branchen mit der Technologie beschäftigen, weshalb das Thema ein wenig stagniere. In der Autobranche und in Industriekonzernen hat VR/AR demnach einen höheren Stellenwert und Umsetzungsgrad als in anderen Branchen. Oft werde aber auch hier noch nach den geeigneten Einsatzszenarien gesucht. Laut Capgemini könnten sich diese mit der Einführung des neuen Mobilfunkstandards 5G ergeben. Denn dann dürften rechenintensive Anwendungen auch über die Cloud genutzt werden, was der VR/AR-Technologie Auftrieb verleihen werde.


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