Digital Concepts aus Linz betreibt eine eigene Softwareentwicklung an und unterstützt Kunden im E-Commerce-Bereich bei der Konzeption, Umsetzung und Nachbetreuung von Webshops. Die COMPUTERWELT hat mit Geschäftsführer Wolfgang Winkler gesprochen. [...]
Wie lange gibt es Digital Concepts schon und was sind die Betätigungsfelder?
Das Softwareunternehmen Digital Concepts wurde Ende 1999 Linz gegründet. Schon bald hatten Internetprojekte einen wichtigen Anteil am Gesamtumsatz des Unternehmens. Die Geschäftsstrategie besteht aus einer intern entwickelten E-Commerce-Lösung und der Erstellung von Individualsoftwareprojekten. Beide Geschäftsfelder haben sich am österreichischen Markt bereits gut etabliert.
E-Commerce wurde von den Gewerbeunternehmen in Österreich lange stiefmütterlich behandelt, es wurde verstärkt auf physische Verkaufsflächen gesetzt. Das Geschäft boomt aber und sehr viel Geld geht an ausländische Shops. Wie beurteilen Sie diese Situation?
Das Online-Geschäftsmodell scheint auf den ersten Blick anders zu sein als der Verkauf über physische Filialen. Der Verkauf über das Internet wurde und wird teilweise noch immer eher als Bedrohung verstanden. Dadurch war der Markt lange Zeit weit offen für Firmen aus dem Ausland. Hier hat in den letzten Jahren ein Umdenkprozess stattgefunden, der noch lange nicht abgeschlossen ist. Ein Geschäftsmodell das offline funktioniert, kann in vielen Fällen auch online erfolgreich sein. Sortiment, Logistik, Preisgestaltung, Markenbildung und Service sind da wie dort die wichtigen Bestandteile einer erfolgreichen Geschäftsstrategie. Diese Grundzutaten sind bei vielen erfolgreichen klassischen Firmen bereits vorhanden und können auch in den Online Bereich übertragen werden. Wer hier allzu lange wartet, verschenkt wertvolle Zeit beim Aufbau einer starken Internet-Marke und verliert eventuell sogar Bestandskunden an die Konkurrenz. Mit einer guten Mischung aus Service, einem professionellen Auftritt im Web und regionaler Ausrichtung kann am heimischen Markt wieder viel gut gemacht werden. Damit hat man auch ideale Voraussetzungen, um auch Märkte außerhalb Österreichs in Angriff zu nehmen. Dass das sehr gut funktioniert sehen wir täglich bei unseren eigenen Kunden.
Wie beurteilen Sie die Breitbandinfrastruktur bzw. den Breitbandausbau auch hinsichtlich ihrer eigenen Geschäftstätigkeit?
Mit unserem Firmensitz in der Landstraße haben wir keine Probleme mit der Bandbreite und der Qualität der Internet-Infrastruktur. Im Wesentlichen sind wir mit der Situation zufrieden, da unser gesamtes Shopsystem auch konsequent auf mobile Clients ausgerichtet ist und sich der Bandbreitenbedarf für den Endkunden in Grenzen hält. Grundsätzlich konnte man in den letzten Jahren beobachten, dass die Erhöhung der Bandbreite immer mehr Dienste nach sich zog, die diese auch nutzten. Von Textnachrichten in Form von E-Mails über einfache Textseiten, grafikintensive Seiten, Audiostreaming, IP-Telefonie, Kurzvideos bis zu Videos in HD und zuletzt 4K ging hier die Reise. Was danach kommt, ist eine spannende Frage. Sicher ist jedoch, dass die nächsten großen Ideen aus einer Region kommen werden, die die nötige Infrastruktur dafür bietet. Auch wir haben Technologien in den Startlöchern, die von einem Breitbandausbau in abgelegene Regionen profitieren würden.
In einigen Bereichen ist der Flaschenhals allerdings nicht die Bandbreite, sondern die Latenz oder Verfügbarkeit. Hier wird sich noch herausstellen, welche Anforderungen etwa IoT stellt. Fast sicher ist, dass die Umstellung auf IPv6 ein kritischer Erfolgsfaktor sein wird. In diesem Punkt hinkt Österreich anderen Ländern, allen voran Deutschland, weit hinterher.
Wie weit ist die Digitalisierung in Oberösterreich fortgeschritten?
Als Anbieter von E-Commerce-Lösungen bewegen wir uns in einem Umfeld, das einer Digitalisierung von Geschäftsprozessen sehr positiv gegenübersteht. Die Einführung eines Webshops ist für Firmen oft ein Anstoß, die eigene digitale Infrastruktur zu konsolidieren und Prozesse daran auszurichten. Auffällig in den letzten Jahren ist, dass bei vielen Projekten die Effizienz, sprich die Optimierung von Geschäftsabläufen, auch bei kleinen und mittleren Unternehmen einen zentralen Stellenwert einnimmt. Für den Teil der Industrie 4.0, der uns betrifft – die individuelle Konfiguration von Produkten direkt im Browser – ,verzeichnen wir in letzter Zeit auch einen Aufwärtstrend, der ohne Digitalisierung nicht möglich ist.
Wo gibt es noch Digitalisierungspotenzial?
Bei Großbetrieben ist die Digitalisierung bereits weit fortgeschritten, da auch aufwändige Projekte auf Grund der Größenordnung enormes Einsparungspotenzial bieten. Aber auch bei KMU kommt Bewegung rein und wir unterstützen unsere Kunden hier auf vielfältige Weise. Als einfaches Beispiel sei hier ein Kundenportal genannt, wo Bestellungen, Auftragsbestätigungen und Rechnungen jederzeit eingesehen werden können. Das bietet einen Mehrwert für den Kunden und entlastet den Innendienst. Auch die Beschaffungslogistik mit ihren komplexen Anforderungen kann über Webshop-ähnliche Projekte sehr gut umgesetzt werden. Grundsätzlich sehen wir vor allem im B2B-Bereich sehr viel Potenzial für Optimierungen, die sich schnell rechnen können.
Wie zufrieden sind Sie mit Interessensvertretungen für die IT-Branche in Oberösterreich?
Die IT-Branche in Oberösterreich besteht aus vielen kleinen Betrieben, die unter großem Einsatz Hervorragendes leisten. Leider ist diese Struktur wenig geeignet,, den nötigen Druck zu erzeugen, um politisch und gesellschaftlich Einfluss zu nehmen. Das Problem sehe ich hier weniger in den Interessensvertretungen als vielmehr am politischen Willen, ein wirtschaftsfreundlicheres Klima zu schaffen. Die zentralen Hürden wie überbordende Bürokratie, nicht mehr zeitgemäße Regelungen und hohe steuerliche Belastungen beim Faktor Arbeit treffen alle Branchen. (aw)
Der Interviewpartner Wolfgang Winkler ist Geschäftsführer von Digital Concepts.
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