„Digitalisierung weit fortgeschritten“

JIPP.IT ist ein Kompetenzzentrum für Agile Softwareentwicklung mit Sitz in Gleisdorf. Agile CEO Wolfgang Richter hat mit der COMPUTERWELT über den Digitalisierungsgrad in der Steiermark und den Mangel an IT-Fachkräften im Land gesprochen. [...]

Wie weit ist die Digitalisierung in der Steiermark fortgeschritten?
Ich denke, dass die Digitalisierung in der Steiermark sehr weit fortgeschritten ist, wenn nicht manchmal sogar zu weit geht. Ich bin aufgrund meines Berufs natürlich ein Freund von digitalen Werkzeugen, allerdings bleibt das wichtigste Element immer noch der Mensch. Wenn der Aufwand für die Digitalisierung den Nutzen für den Anwender übersteigt, dann macht das keinen Sinn. Ich glaube aber, dass sich die meisten Unternehmen dessen bewusst sind und die Digitalisierung daher in einem sinnvollen Ausmaß vorangetrieben wird.
Wo gibt es noch Digitalisierungspotenzial?
In allen Bereichen, in denen Wege vereinfacht werden können. Ein heikles und derzeit sehr prominentes Thema sind die Wahlen. Dort könnte man mit Digitalisierung vieles vereinfachen. Allerdings müssten dafür zuerst einige Gesetze aufgeräumt werden. 
Wie zufrieden sind Sie mit Interessensvertretungen für die IT-Branche in der Steiermark?
Prinzipiell sehr zufrieden. Wo ich mir noch mehr Kooperation und Dialog wünschen würde, wäre bei den Interessensvertretern von Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Vor allem bei KMUs und Kleinstbetrieben funktioniert das Überleben nur, wenn man gemeinsam am selben Strang zieht. Einschaltungen in Zeitungen, bei denen eine Seite sich über die andere beschwert, oder eine Rechtfertigung für eine ganze Berufsgruppe darstellen muss, zeichnen ein feindseliges Bild. Das spiegelt nicht den realen Umgang miteinander in den Unternehmen wider.
Wie gut beziehungsweise zahlreich ist das IT-Ausbildungsangebot in der Steiermark?
Das ist ein sehr wichtiges Thema. Wir sind universitär und mit Fachhochschulen ganz gut versorgt. Auf schulischer Ebene allerdings ist die Auswahl recht gering. Das scheint mit ein Grund zu sein, warum ein Fachkräftemangel existiert. Viele Maßnahmen, die von Unternehmen gestartet werden, um diesen Fachkräftemangel zu beseitigen, scheitern schlicht und ergreifend an der Finanzierung. Daher wird zum Thema Ausbildung von IT-Fachkräften in nächster Zeit viel Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Politik und Ausbildungsinstitutionen notwendig sein. Die IT Community Styria, eine Kooperation von wichtigen steirischen Unternehmen, ist dahingehend schon sehr aktiv. 
Was war Ihr spannendstes Projekt bei Kunden in den letzten zwölf Monaten?
Es gibt zwei: Die Einführung von Large-Scale Scrum (LeSS) bei einer Grazer Versicherung und der Aufbau einer Testcloud zum automatisierten Testen von Mobile Apps als eigenes Produkt bzw. als mietbares Service. Beides sehr unterschiedliche Themen, aber beide hochinteressant und die Ergebnisse sprechen für sich. 


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