»Digitalisierungspotenzial erkannt«

Vergangenes Jahr wurden am Wifi Oberösterreich 9.868 Kurse, Seminare und Lehrgänge durchgeführt. Produktmanager Reinhard Nagler hat mit der COMPUTERWELT über den gravierenden Fachkräftemangel im Land gesprochen. [...]

Reinhard Nagler ist Produktmanager für Weiterbildung am Wifi Oberösterreich. (c) Wifi OÖ

Das WIFI Oberösterreich bietet mehr als 9.800 Kurse, Seminare und Lehrgänge an. Welche Themen im IT-Umfeld werden gerade besonders nachgefragt?

Derzeit spüren wir einen merklichen Zuwachs des Interesses an Ausbildungen in IT-Security. Das ist natürlich nicht verwunderlich, denn gerade der Schutz von Firmen-Daten als auch personenbezogenen Daten hat mit der Datenschutz-Grundverordnung einen zusätzlichen Drive bekommen. Wir bemühen uns, dieses Thema auf einer breiten Ebene zu behandeln. Daher finden sich Ausbildungen auf der Management-Ebene, wie der Lehrgang zum IT Security Professional, der die strategische Implementierung von IT-Security im Unternehmen als Hauptziel hat, ebenso im Programm wie auch der Lehrgang zum Cyber Security Expert, der die Inhalte eher auf der operativen Ebene behandelt.

Sehr stark nachgefragt sind ebenfalls Ausbildungen, die im 2. Bildungsweg zu einem staatlichen Lehrabschluss führen. Dabei sind unsere Kunden in Betrieben beschäftigt und absolvieren die Lehrgänge in einem Dualen Ausbildungsmodell. Durch die betriebliche Praxis und das fundierte Wissen aus den Lehrgängen führen wir unsere Kunden zum Lehrabschluss in Informationstechnologie Systemtechnik oder Betriebstechnik oder in Applikationsentwicklung/Coding.

Worauf führen Sie das zurück und welche Rolle spielt die zunehmende Digitalisierung der Unternehmen dabei?

Wir leben in einer zunehmend digitalen Welt, wo Innovationsfähigkeit und Automatisierung unsere Betriebe voranbringen. Um neue Ideen, Prozesse und Geschäftsmodelle umzusetzen, sind Fachkräfte erforderlich. Oberösterreich hat als Wirtschaftsstandort mit der JKU, den Fachhochschulen und den IT-HTLs sehr gute Ausbildungsstätten. Diese werden jedoch den künftigen Bedarf an Fachkräften nicht vollends abdecken können. Wir brauchen auf allen Ebenen der Leistungserbringung fachlich qualifizierte Mitarbeiter. Da versprechen wir uns von den neu gestalteten Lehrberufen viele neue Fachkräfte.

Wie beurteilen Sie den Digitalisierungsgrad der oberösterreichischen Betriebe?

Die meisten oberösterreichischen Betriebe haben das große Potenzial, dass die Digitalisierung bietet, bereits erkannt. Große Unternehmen haben hier natürlich die Ressourcen, sich darauf besser einzustellen. In den vielen kleinen und mittleren Unternehmen ist der Digitalisierungsgrad noch ausbaufähig. Einmal mehr ist aber auch hier der Fachkräftemangel eines der Hemmnisse.

Sind sie mit der Infrastruktur in Oberösterreich zufrieden bzw. wo sehen Sie noch Nachholbedarf?

In urbanen Gebieten ist die Erschließung mit Breitband-Internet bereits sehr gut ausgebaut. Im ländlichen Raum dagegen gibt es hier noch einigen Nachholbedarf. Ich denke aber, dass wir als Wirtschaftsstandort auch hier grundsätzlich auf einem gutem Weg sind.

Hat sich der Fachkräftemangel in Oberösterreich etwas beruhigt oder sogar noch verschärft?

Gerade im IT-Segment ist der Mangel an Fachkräften aktuell noch sehr hoch. Das betrifft jedoch nicht nur IT-Betriebe, sondern alle Branchen. Die Nachfrage nach Fachkräften spiegelt sich nur bedingt in Stellenanzeigen wieder, denn das Angebot an verfügbaren Fachkräften ist in manchen Spezialbereichen überschaubar. Ein Inserat bringt hier wenig. Daher greifen viele Unternehmen auf Headhunter zurück. Deshalb stehen gerade jetzt die Chancen für Quereinsteiger mit einer hohen IT-Affinität und großem Engagement besonders günstig.

Wie können Institutionen wie das Wifi aber auch andere Einrichtungen bei einer Deeskalation helfen?

Wir bemühen uns, die Ausbildung von Fachkräften gezielt zu unterstützen. Denn es wird in Zukunft nicht nur um die Erst-Ausbildung, sondern vielmehr um die Weiterentwicklung unserer Fachkräfte gehen. Durch den rasanten technologischen Fortschritt müssen die Mitarbeiter Ihr Wissen aktuell halten. Unser Kursprogramm ist darauf ausgerichtet, das aktuell nötige Wissen zu vermitteln.

Gibt es gerade im IT-Bereich genügend Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in Oberösterreich?

Die Ausbildungsmöglichkeiten sind in Oberösterreich sehr gut ausgebaut. Wir müssen jedoch mehr Menschen für die Zukunftsbranche IT begeistern. Es wird nicht genügen, Maturanten für eine technische Ausbildung zu begeistern. Wir sind gefordert, hier bereits viel früher anzusetzen. In Kooperation mit dem Land Oberösterreich sprechen wir im August 2019 mit der FutureWeek gezielt Kinder und Jugendliche zwischen 9 und 15 Jahren an. Wir wollen hier Begeisterung für neue IT-Technologien wecken.

In einwöchigen Kursen setzen wir vier verschiedene Schwerpunkte. Im Web-Lab widmen wir uns der Entwicklung von Webseiten, im App-Lab werden die Grundlagen der App-Entwicklung erprobt, im RoboLab geht es um die Programmierung von MiniPCs und im ProductionLab begeistern wir die Kinder und Jugendlichen für 3D-Druck/3D-Konstruktion und für das Lasercutten.

Stehen Sie in Kontakt zu Startups und Unternehmen im Land bzw. wie funktioniert der Austausch zwischen Wissenschaft, Forschung und Industrie?

Im WIFI können wir als Teil der Wirtschaftskammer die Synergien gut nutzen. Als Interessensvertretung der Betriebe sind wir in direktem Kontakt mit Betrieben und sehen so, wo aktuell Ausbildungspotentiale vorhanden sind. Mit unserem Firmen-Intern Training schneidern wir passgenaue Angebote für die Ausbildung im Betrieb und unterstützen auch Ausbildungsverbünde mehrerer Betriebe.


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