Die Absatzzahlen von erotischer Literatur profitieren von der Einführung elektronischer Lesegeräte. Die fehlenden Einbände ermöglichen es Menschen unerkannt nicht jugendfreie Texte zu konsumieren. [...]
In Großbritannien ist vor allem der Absatz von Erotik-E-Books speziell für Frauen gestiegen. Die Daily Mail berichtet von einem Anstieg um satte 30 Prozent. „Im deutschsprachigen Raum ist der Anteil an E-Books in der erotischen Literatur noch geringer, ich merke aber jeden Monat, wie der Bedarf steigt. Die Kunden sind momentan noch vorwiegend männlich, die Frauen ziehen aber nach. Elektronische Lesegeräte kommen erotischen Inhalten sehr entgegen, weil viele Menschen sich scheuen, sie offen zu konsumieren oder gar zu kaufen“, sagt Christine Janson, Autorin und Verlegerin anspruchsvoller Erotik-E-Books, gegenüber der Nachrichtenagentur pressetext.
Wer früher in der Straßenbahn unerkannt erotische Literatur konsumieren wollte, musste seine Bücher entweder mit einer Zeitung oder dem Umschlag eines Klassikers der Weltliteratur tarnen. Durch die diversen Tablets und E-Reader, die sich langsam auch hierzulande durchsetzen, sind diese Zeiten endgültig vorbei. Ob das Gegenüber in der U-Bahn „Schuld und Sühne“ oder „Schuld und Sünde“ liest, ist von außen nicht mehr zu erkennen. „Das anonyme Lesen ist ein großer Vorteil. Ich habe sogar begonnen, auf Illustrationen zu verzichten, weil sie den Inhalt verraten“, sagt Janson.
Warum in England vor allem die Absätze für literarische Erotik-Fantasien, die sich an Frauen richtet steigt, liegt vielleicht am Nachholbedarf. „Frauen mögen Sex. Beim Konsum erotischer Literatur haben sie aber noch einiges Nachzuholen. Durch die Erziehung schämen sie sich vielleicht etwas eher als Männer. Ich schreibe jedenfalls für beide Geschlechter. Meine Fantasien haben zwar eine weibliche Perspektive, aber das mögen auch viele Männer“, so Janson. Neben dem geheimen Konsum erleichtern E-Reader auch den unauffälligen Erwerb erotischer Literatur.
„Die Möglichkeit zum unerkannten Kauf ist ein noch größerer Vorteil von E-Books als das unauffällige Lesen. Viele Menschen schämen sich zum Buchhändler zu gehen und ein erotisches Werk zu kaufen, sind aber trotzdem neugierig“, sagt Janson. Der Download eines E-Books zieht hingegen keine misstrauischen Blicke auf sich.
„Selbst eine Bestellung bei Amazon ist manchen Menschen peinlich, vor allem wenn sie nicht alleine leben. Ein Paket muss ja irgendwann geöffnet werden“, so die Verlegerin. Ein E-Book dagegen kann man unauffälig lesen, bestellen und, wenn überhaupt keine Spuren zurückbleiben sollen, anschließend löschen. (pte)
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