Auch wenn im BIM-Bereich (Building Information Modeling) noch einiges zu tun ist – Stichwort Open BIM – so ist das Thema aus der Baubranche nicht mehr wegzudenken. Dabei kristallisieren sich folgende Trends für das Jahr 2019 heraus. [...]
Die Trends des heurigen Jahres werden auch für 2019 eine Rolle spielen, indem Technologien immer ausgereifter werden und sich zunehmend in der Branche verbreiten. Dabei geht es darum, das BIM-Modell mit immer mehr für das Bauprojekt relevanten Daten anzureichern, die dann auf smarte Weise allen an dem BIM-Projekt beteiligten zur Verfügung stehen. Letztlich können mit Hilfe von BIM Fehler und dadurch entstehende Kosten vermieden bzw. Gesenkt und die Produktivität von Prozessen erhöht werden. Folgende Trends und Technologien spielen in der Baubranche und auch im BIM-Segment nächstes Jahr eine zunehmend größere Rolle.
Augmented Reality
Das auf Informationen und Trends in der Baubranche spezialisierte Unternehmen Construction World sieht die anfänglich gehypte virtuelle Realität (VR) in den letzten Jahren im Vergleich zu den Anwendungen und Vorteilen, die Augmented Reality (AR) bietet, zunehmend ins Hintertreffen geraten. Dadurch, dass man die reale Welt durch ein Kameraobjektiv visualisieren kann, werden der Baubranche viele neue Möglichkeiten eröffnet. Das ist zwar mit höheren Kosten verbunden, doch für diejenigen Unternehmen, die es sich leisten können, wird es die Art und Weise, wie sie Gebäude planen und bauen, revolutionieren.
Während sich VR gut für Präsentationen von 3D-Modellen mittels entsprechender Brillen wie z.B. Oculus Rift eignet, kann AR für Schulungszwecke besseres Arbeiten am Bau ermöglichen, indem Arbeiter mit zusätzlichen Informationen via Brille versorgt werden. Sogar Fernwartungen durch einen mit AR-Brille ausgestatteten Techniker an Ort und Stelle und einen Fachmann im Büro sind möglich. Experten erwarten, dass sich der Trend zu AR und damit einhergehend zu tragbaren Geräten (Wearables) in den nächsten Jahren noch verstärkt.
Bausoftware und Datenökosystem
Software, mit der in Echtzeit bei Bauprojekten zusammengearbeitet werden kann, ist als wesentlicher Bestandteil im gesamten Bauprozess nicht mehr wegzudenken. Dabei wird die Bedeutung in naher Zukunft noch erheblich zunehmen. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Daten. Ein Datenökosystems, in dem alle Akteure der Branche Daten, Erfahrungen und Projektwissen austauschen, ist dafür der beste Weg und wird vielleicht schneller verwirklicht, als manche glauben. Vorhandenen Prozesse und Systeme in eine einzige vollständig vernetzte Plattform zu integrieren, wird sicherlich die Arbeitsweise der Branche verbessern.
Solcherart kann eine Vielzahl von Softwarelösungen für unterschiedliche Funktionen und Anwendungen im Zuge eines Bauvorhabens ohne Probleme an einem Ort kombiniert werden. Mittels digitaler Tools werden diese wertvollen Informationen gesammelt und damit mögliche Verzögerungen, Nacharbeiten und Kommunikationsprobleme zwischen Standort und Büro minimiert. In diesem Sinne fungiert eine zuverlässige Echtzeit-Collaboration-Software als digitales Backbone über den gesamten Konstruktionsprozess hinweg.
Durch die Entstehung eines offenen und kollaborativen Datenökosystems wird auch die Bedeutung von BIM weiter zunehmen. So wird mittels BIM der Bauprozess noch präziser gestaltet und der Austausch wichtiger Projektinformationen zwischen den zahlreichen Interessengruppen ermöglicht. Letztlich kann so durch Einbeziehung revolutionärer Nachhaltigkeits- und Sicherheitsmaßnahmen bei Bauprojekten eine höhere Produktivität bei gleichzeitig gesenkten Kosten erzielt werden.
3D-Druck und (umweltfreundliche) Modularisierung
Die 3D-Drucktechnologie entwickelt sich stetig weiter und gewinnt bereits seit knapp zwei Jahren auch in der in der Bauwirtschaft zunehmend an Bedeutung. Mittels 3D-Druck wurde bereits 2017 ein 3D-Bürogebäude in nur 17 Tagen gedruckt. Die Teile wurden danach in zwei Tagen vor Ort zusammengebaut. Das Potenzial der 3D-Drucktechnologie ist enorm, es können in immer kürzerer Zeit und mit sehr geringem Materialverlust exakte Gebäudeelemente erstellt werden. Präzise digitale Produkt- und Projektdaten, wie sie z.B. in Form von 3D-Komponenten auf MEPcontent angeboten werden, können innerhalb eines BIM-Prozesses per 3D-Druck zum schnellen Erstellen von Prototypen für den Austausch mit Baupartnern oder zur Herstellung von Komponenten und Fertigbaumaterialien verwendet werden.
Neben der Verwendung von vorgefertigten Bestandteilen wird auch die Konstruktion außerhalb des Standorts (dies alles wird als Modularisierung bezeichnet) immer beliebter. Dabei setzen Unternehmen auf standardisierte Prozesse, um so viel wie möglich außerhalb der Baustelle zusammenzubauen, bevor sie dann das Bauprojekt vor Ort abschließen. Solcherart werden Kosten und Durchlaufzeiten eingespart.
Drohnen, 3D-Laserscans und Roboter
Auf viele Baustellen werden bereits Drohnen eingesetzt, wodurch BIM-Modelle mit noch mehr aktuellen Informationen versorgt werden können. Dadurch können beispielsweise Vermessungsingenieure eine ganze Baustelle in wenigen Minuten erfassen. In der Vergangenheit hat dies mehrere Wochen oder Monate benötigt. Da die Drohnentechnologie immer genauere und präzisere Messwerte liefern, wird noch weniger menschliches Engagement erforderlich sein.
Weitere Informationen von der Baustelle liefern auch 3D-Laserscanner, die ergänzend zu Drohnen eingesetzt werden können. Mit diesen Scannern kann eine Punktwolke erstellt werden, die alle exakten 3D-Abmessungen der Baustelle enthält. Diese Daten können als Grundlage für das jeweilige BIM-Modell verwendet werden. 3D-Laserscanner sind vor allem dort besonders vorteilhaft, wo die Vermessungen per Hand schwierig oder gar gefährlich sind.
Auch durch den Einsatz von Robotern werden immer weniger Arbeitsschritte von Menschen zu erledigen sein, wie die Experten von JB Knowledge feststellen. Die Gesundheitsbranche investiert bereits enorme Summen in Roboter. Anfänglich noch mit hohen Kosten verbunden, wird die Präzision und Funktionalität der Roboter stark zulegen. Letztendlich werden Roboter in der Lage sein, Ziegelsteine zu legen und wie erwähnt einige der bisher von Menschen verübten Tätigkeiten übernehmen können.
Cloud und mobile Anwendungen
Die Bedeutung der Cloud nimmt auch in der Baubranche in den letzten Jahren kontinuierlich zu. Kein Wunder: Unterstützt die Cloud gerade das für BIM so wichtige ortsunabhängige Zusammenarbeiten von Unternehmen und Organisationen. Zudem können Cloud-Anwendungen mobil genutzt werden. In anderen Worten: Einen Internetzugang vorausgesetzt, können unterschiedliche Personen gleichzeitig von verschiedenen Standorten aus Echtzeitdaten aus dem Bau- und Konstruktionsprozess betrachten. Ein Beispiel ist die aus Deutschland stammende Webanwendung NOVA AVA. Wie für eine SaaS-Anwendung üblich entfällt Installation, Administration und Wartung, da dies alles über die Cloud erledigt wird.
Ein Beispiel für eine Kollaborations-Plattform ist die App Trimble Connect, auf der Partner von der Konstruktionsphase bis zur Auslieferung in der Cloud zusammenarbeiten können. Ingenieure können via Tablet, Smartphone, PC und Microsoft HoloLens auf benötigte und stets aktuelle Informationen zugreifen. Auf diese Art fällt das Teilen von BIM-Modellen mit der Baustelle sowie das schnelle Erstellen von Berichten von der Baustelle leicht und ermöglicht eine produktive Zusammenarbeit. Zudem ist die Speicherung von Daten viel billiger als bisher auf eigenen Speichermedien.
Enorme Produktivitätsfortschritte
Dank der erwähnten Technologien und eines datengetriebenen Ansatzes mit Schwerpunkt auf Zusammenarbeit und Echtzeitkommunikation werden 2019 mit Sicherheit enorme Fortschritte in Sachen Produktivität in der Baubranche erzielt werden. Unangenehme Projektverzögerungen gehören damit hoffentlich bald der Vergangenheit an.
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