Editorial: Das Märchen von der Sicherheit

Die Debatte um die Netzschnüffelei rund um NSA und PRISM ist ja vielleicht auch für etwas gut: In den Köpfen der Internetnutzer könnte ankommen, dass das Internet kein sicherer Raum ist, in dem man alle persönlichen Daten abstellen kann und in den niemand hineinkommt. [...]

Aber sind wir einmal ehrlich: Wie naiv kann man sein, zu glauben dass das wirklich so ist? Wer Daten ins Netz stellt, teilt sie zugleich mit der ganzen Welt. Manchmal freiwillig wie auf Facebook, aber meistens unfreiwillig wie zum Beispiel via E-Mails oder Dropbox und Co. Aber das Grundvertrauen war doch hoch genug, um keine weiteren Gedanken darüber zu verlieren.
Manch skeptische Internauten trauten dieser Freiheit jedoch von Anfang an nicht und entwickelten und nutzten alternative Lösungen wie zum Beispiel den E-Mail-Dienst Lavabit. Lavabit hat die Nachrichten seiner Nutzer nur verschlüsselt gespeichert. Auch Whistleblower Edward Snowden hat den Dienst genutzt. Dieser Umstand könnte den Dienst jetzt umgebracht haben, Lavabit-Gründer Ladar Levison hat den Dienst überraschend geschlossen. Hintergrund war offenbar der Versuch von US-Behörden, auf Daten der Kunden zuzugreifen, aufgrund der Geheimhaltungspflicht konnte er aber keine genaueren Angaben dazu machen. Levison hat danach in einem Interview erklärt, „wenn Sie über E-Mails wüssten, was ich weiß, würden Sie sie auch nicht nutzen.“
Wenn jetzt Unternehmen wie beispielsweise die Deutsche Telekom und United Internet (GMX) laut verkünden, dass sie ihre E-Mail-Dienste sicherer machen („E-Mail made in Germany“), dann stößt das bei kritischen Internetbeobachtern wie dem Chaos Computer Club auf eine gewaltige Portion Skepsis. Der angebliche Vorstoß sei in Wahrheit nur ein schamloses Spiel mit dem gesteigerten Problembewußtsein der Nutzer.(cb)

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