Editorial: Eine Frage der Kultur

In Zeiten der Unsicherheit ist der Ruf nach Patentrezepten ein lauter. Unsicher scheint die Rolle der CIO, das Patentrezept soll den Weg weisen, den IT-Leiter die nächsten Jahre gehen sollen. Die Diskussionen auf den Geraser CIO-Tagen haben jedoch gezeigt: Die allgemein gültige Anleitung zum Glücklichsein gibt es nicht – zu unterschiedlich sind die Aufgaben oder das Rollenverständnis der CIO. [...]

Ein Begriff, dem man gerade in der Diskussion über die Zukunft der IT viel zu wenig Beachtung schenkt, ist der der Unternehmenskultur. Diese ist beispielsweise dafür verantwortlich, welche Bedeutung man dem Aspekt Innovation zugesteht, sie definiert, inwieweit man zulässt, dass der CIO Innovationen vorantreibt. Die Kultur regelt auch das Zusammenspiel zwischen IT und den Fachabteilungen: Die einen schaffen es, beide Seiten einem gemeinsamen Ziel unterzuordnen, in anderen Unternehmen ist der Konflikt vorprogrammiert: „Oft ist es ein reines Machtspiel“, bringt es ein Teilnehmer der Geraser IT-Tage auf den Punkt.

Klar, die Unternehmenskultur wird primär vom Topmanagement definiert, die Verantwortung dafür trägt jedoch jeder einzelne Mitarbeiter. Ein IT-Leiter, der den Ideen seiner Mitarbeiter tendenziell reserviert gegenübersteht, darf sich nicht wundern, wenn seine eigenen Visionen in der Geschäftsleitung wenig Gehör finden. Denn Kultur ist weniger eine Sache der Definition als viel mehr eine der Vorbildwirkung. Obwohl die Anforderungen von Unternehmen zu Unternehmen höchst unterschiedlich sein können, ein Ziel sollten alle verfolgen: Es gilt die Unternehmenskultur positiv zu beeinflussen. Wer etwa vom Management die Bereitschaft zur Innovation einfordert, sollte selbst in die Fachabteilungen gehen, das dort vorhandene Innovationspotenzial aufgreifen – der Geschäftserfolg wird es danken. (su)


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