Editorial: Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Trotz der hinteren Plätze, die Österreich Jahr für Jahr in internationalen Technologie-Studien einnimmt, sowie der schleppend anlaufenden Breitbandinitiative oder einem gänzlich vergessenen IKT-Masterplan gibt es doch immer wieder Grund zum Jubeln, wenn eine neue E-Government-Erhebung an die Öffentlichkeit dringt. Darin wird Österreich ebenfalls Jahr für Jahr ein Spitzenplatz, wenn nicht überhaut der Platz an der Sonne, zugewiesen. Die Politik rühmt sich und Österreich wird als Vorzeige-IT-Land dargestellt. [...]

Die guten Studienergebnisse bei E-Government resultieren allerdings hauptsächlich aus Angeboten wie Finanz­Online oder E-Billing. Die große Mehrzahl jener 67 Prozent, die laut »E-Government Monitor 2012« E-Government-Angebote nutzt, entfällt auf die Online-Steuererklärung oder E-Billing. Sieht man sich etwa die Nutzungszahlen der zum Start viel umjubelten Bürgerkarte an, relativiert sich das Bild. 40 Prozent der Österreicher haben noch nie davon gehört und nur 8,6 Prozent nutzen sie. Die Informationspolitik ist so gut, dass viele Bürgerinnen und Bürger digitale Identitäten mit Social-Media-Accounts verwechseln, wie der Technologiepartner A-Trust dieser Tage eingestehen musste. Noch schlechter ergeht es der Handy-Signatur. 61 Prozent der Bundesbürger weiß nicht, worum es sich dabei handelt, überschaubare 6,7 Prozent verwenden sie.
Selbst bei E-Billing scheint die heimische Politik schlecht beraten zu sein und schießt über das Ziel hinaus. Eine elektronische Rechnung sollte möglichst ­unkompliziert an die Papierversion angeglichen werden, eine elektronische Unterschrift hilft da gar nicht. Immerhin werden jährlich schon weit über 100 Millionen Rechnungen elektronisch ausgestellt. Nun könnte eines der letzen E-Government-Vorzeigeprojekte dem politischen Aktionismus zum Opfer fallen. (aw)

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