Eigener Strom vom Dach

Das Studierendenheim GreenHouse in der Seestadt Aspern verbraucht, steuert und handelt seine Energie vollautomatisch – und es springt flexibel ein, um das Stromnetz zu stabilisieren. Strom wird mittels Fotovoltaik erzeugt, nicht gebrauchte Energie verkauft. [...]

Mehr als 300 Studierende leben im Studentenheim Greenhouse in der Seestadt Aspern. (c) Rupert Steiner

Im Rahmen des Forschungsprojekts ASCR werden vernetzte Gebäude in den Regelenergiemarkt integriert. Anhand erster erfolgreicher Energie-Transaktionen in Aspern wird das Marktpotenzial für Wien sichtbar. »Wir forschen in der ASCR nicht um der Forschung willen, das Ziel sind konkrete Produkte und Lösungen die möglichst bald Marktreife erreichen und breite Anwendung finden sollen. Die hier getesteten Lösungen führen unser Energiesystem in die Zukunft und haben enormes Potenzial. Wenn 20 Prozent der Gebäude in Wien mit ASCR-Technologie ausgestattet werden, kann ein jährlicher Gewinn von 30 Millionen Euro generiert werden – das zeigen erste Berechnungen. So kann Energie im Sinne des Klimaschutzes effizient, CO2-neutral und ertragreich für die Stadt eingesetzt werden«, sagt Ulli Sima, Stadträtin für Umwelt und Wiener Stadtwerke.

Möglich macht diesen Austausch ein Energiepool-Manager. »Je dezentraler die Stromerzeugung wird, umso vernetzter muss das Gesamtsystem werden. Mit unserem virtuellen Kraftwerk FlexPool können heute schon Gewerbekunden überschüssigen Strom als Regelenergie verkaufen, zusätzliche Erlöse generieren und zur Netzstabilität beitragen. Zukünftig werden solche Energiepool-Manager auch zehntausende private Solaranlagen und Wärmepumpen intelligent aufeinander abstimmen«, erklärt Michael Strebl, Geschäftsführer von Wien Energie.

Schwankungen im Netz durch eingespeiste Energie

Allein bis 2030 sollen 30 Terawattstunden erneuerbare Energie mehr ins Netz eingespeist werden. Das kann zu Schwankungen führen. Damit die Stabilität des Stromnetzes weiter gewährleistet ist, sind alle Komponenten gefragt – von den Erzeugungsanlagen, über Verbraucher, Speicher und bis zu ganzen Gebäude. Denn in einem von immer höherer Volatilität und von zahlreichen dezentralen Anlagen geprägten Energiesystem ist der Gebäudesektor ein wesentlicher Baustein für eine erfolgreiche Energiewende.

Kosteneinsparungen durch intelligentes Management

Das im Wohnheim GreenHouse integrierte Building Energy Management System (BEMS) arbeitet bereits in puncto Energieoptimierung für das Gebäude. Außerdem kommuniziert das Gebäude mit dem elektrischen Netz, wodurch wertvolle Informationen, wie der prognostizierte Stromverbrauch, ausgetauscht werden. Das ist nicht nur ein Erfolg im Sinne des Klimaschutzes.Durch den Einsatz dieser Energie-Management-Systeme sind deutliche Kosteneinsparungen möglich. Großen Einfluss auf die Kostenersparnis haben die Dynamik der variablen Strompreise und die Qualität der Prognosen. Das Studierendenheim spart etwa durch den effizienten Einsatz eines Batteriespeichers und die Vermeidung von Strombezug zu Netzspitzenzeiten bis zu 5.000 Euro pro Jahr an Energiekosten. Auch Testabrufe von Strom-Flexibilitäten zur späteren Verwendung als Regelenergie wurden erfolgreich durchgeführt. Je nach Marktlage kann Energie ins Netz gespeist oder aus dem Netz entnommen werden, das resultiert in finanzieller Abgeltung.

Europaweit werden rund 40 Prozent der gesamten Energie in Gebäuden verbraucht. Das Optimierungspotenzial ist daher entsprechend groß. Building Energy Management Systeme errechnen in regelmäßigen Intervallen den voraussichtlichen Energiebedarf unter Berücksichtigung von Nutzungsgewohnheiten, Energiesparverhalten, Energieproduktion, Wetterprognose und mögliche Flexibilitäten. So lässt sich prognostizieren, wann und wie viel Überschuss produziert und ins Netz eingespeist werden könnte.

Weiters steht im Fokus der ASCR, wie Gebäude zukünftig ihre Flexibilitäten zur Stützung des lokalen Mittel- und Niederspannungsnetzes anbieten können.


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