Ein CIO, der noch selbst Hand anlegt

Hannes Werderits deckt mit nur drei Mitarbeitern alle IT-Bedürfnisse der Esterházy-Gruppe ab. Das geht nur als echter Allrounder, weshalb Werderits neben seiner Rolle als strategischer Partner der Business-Seite auch selbst mal Hand an einen Server anlegt. [...]

Die größte Herausforderung als CIO der Esterházy-Gruppe ist für Hannes Werderits die Vielfalt an unterschiedlichen Anforderungen der einzelnen Unternehmensbereiche. So hat zum Beispiel das Forst- & Naturmanagement ganz andere IT-Bedürfnisse als der Bereich Immobilien oder der Bereich Tourismus und Kultur. Neben der Verwaltung des Schloss Esterházy, der Burg Forchtenstein und des Schloss Lackenbach betreibt die Esterházy Gruppe zum Beispiel auch die Oper im Steinbruch St. Margarethen und produziert als eines der größten Bio-Landgüter Österreichs unter anderem Brot, Kernöl und den Esterházy-Wein, der in die ganze Welt exportiert wird. Im Gespräch mit der COMPUTERWELT erklärt Werderits, wie er es mit nur drei IT-Mitarbeitern schafft, all diese Anforderungen IT-technisch unter einen Hut zu bringen.

Die IT-Abteilung von Esterházy ist vier Mann stark. Was betreiben sie alles selbst?
Hannes Werderits:
Wir betreiben bis auf die Website, die extern gehostet wird, alle Systeme im Haus. Dazu zählen die  zentralen IT-Services der Esterházy-Gruppe und natürlich die ganzen Produktivsysteme, die das heterogene Geschäft der Esterhazy-Gruppe mit sich bringt.

Warum haben Sie nicht zumindest die IT-Infrastruktur ausgelagert?
Das war eine strategische Entscheidung der Unternehmensführung. Wenn es mal Probleme gibt, dann sind wir was die Reaktionszeit betrifft intern ganz einfach schneller. Ist die Infrastruktur ausgelagert, dann definiere ich Service Level und spiele im Endeffekt nur mehr Service Level Manager. Sollte ein Mailserver ausfallen oder irgendwas anderes nicht funktionieren, dann muss ich bei einem Serviceprovider warten, bis er Zeit hat, sich darum zu kümmern. Das ist bei uns intern nicht der Fall, wir haben alle IT-Systeme im Unternehmen stehen und können daher viel schneller reagieren. Es gibt kaum Wartezeiten und das schätzen unsere Unternehmensbereiche sehr. Cloud ist zwar ein Riesenthema für uns – wir sind aber zu dem Schluss gekommen, dass es für uns als mittelständisches Unternehmen effizienter ist, die Systeme im Haus zu lassen.

Stichwort Wertschätzung: Welches Standing hat die IT-Abteilung innerhalb des Unternehmens?
Ein sehr gutes. Die Unternehmensbereiche gehen davon aus, dass alles funktioniert und dafür sind wir ja auch da. Eine gute IT-Abteilung spürt man normalerweise nicht. Es ist auch so, dass wir uns von der reinen Technik-Abteilung zum strategischen Partner des Business entwickelt haben. Wir sind nicht mehr nur die, die PC zusammenschrauben, sondern es gibt eine gute Zusammenarbeit zwischen IT und Fachbereichen. Wenn es um neue Business-Projekte oder Unternehmensanforderungen in den Geschäftsprozessen geht, dann dürfen wir da auch mitwirken.

Und dafür bleibt neben dem am Laufen halten der ganzen Infrastruktur auch genügend Zeit?
Es ist schon eine Herausforderung aber mit motivierten Leuten ist das zu schaffen. Wir sind kein großer Konzern mit einer Systemadministrationsabteilung oder einer Supportabteilung, sondern die IT-Abteilung ist eine klassische Allrounder-Abteilung, wo jeder seinen Schwerpunkt hat. Dadurch, dass wir so klein sind, können wir uns sehr eng und direkt abstimmen. Trotzdem ist es wie gesagt eine Herausforderung, das Tagesgeschäft und das Projektmanagement für die großen Projekte mit Leuten aus der IT-Abteilung und den Unternehmensbereichen unter einen Hut zu bekommen.

Und trotzdem ist Cloud für Esterházy kein Thema?
Die Website und die Webshops liegen in der Cloud aber unsere internen Systeme werden wir nicht in die Cloud geben. Wir haben auch durchaus Kosten-Nutzen-Rechnungen angestellt und uns überlegt, was es uns denn wirklich bringt, Systeme in die Cloud zu verlagern. Dass wir intern schneller reagieren können, ist für uns wichtiger.

Aber wäre es nicht günstiger, zumindest die Infrastruktur von einem externen Anbieter managen zu lassen?
Das mag vielleicht grundsätzlich so sein, nur reden wir im Fall von Esterházy vom Burgenland. In Wien kann ich mir die Provider für performante Anbindungen zu Cloud Services aussuchen, da sind starke Datenleitungen verfügbar. Im Burgenland ist das noch nicht so. Unsere Burg Forchtenstein zum Beispiel ist ein exponierter Platz und da gibt es einfach nicht die nötigen Bandbreiten, um dort mit Cloud Services effizient zu arbeiten. Das ist auch ein Performance-Thema.

Wie lang schafft ihr das zu viert noch? Es kommen ja laufend neue Themen dazu.
Absolut. Es kommen laufend Systeme dazu. Zum Beispiel für die Arenaria, eine Tochtergesellschaft von Esterházy, die die Oper im Steinbruch St. Margarethen produziert, oder für ein neues Kartenverkaufsbüro am Esterhazyplatz. Darüber hinaus wollen wir ein unternehmensweites CRM-System einführen, das sehr unterschiedliche Anforderungen abdecken muss. Ich kämpfe natürlich um mehr Mitarbeiter, aber da wird sich nicht radikal was ändern, weil wir einfach zu gut funktionieren. Wenn immer alles funktioniert und immer alles schnell geht, warum braucht man dann mehr Mitarbeiter?

Was zeichnet denn Ihrer Meinung nach einen modernen CIO aus?
Es geht für einen CIO heute nicht mehr primär um die Technik, aber ein CIO sollte schon ein Allrounder sein, der Technik versteht. Schließlich muss ich ja auch technische Entscheidungen treffen. Ein moderner CIO sollte zudem gut vernetzt sein und gut und viel kommunizieren können. Er sollte im Unternehmen so platziert sein, dass er das Unternehmen mitsteuern kann. Optimal wäre natürlich, wenn man Mitglied der Geschäftsführung ist. Es kommt aber auch auf die Größe an: In einem Konzern hat ein CIO andere Aufgaben als bei einem Mittelständler wie uns, wo ich als CIO auch noch selbst an einen Server Hand anlege. Eine wichtige Rolle spielt auch das Thema Mitarbeiterführung, denn
gerade wenn man nur zu viert ist, braucht man zufriedene und motivierte Mitarbeiter.

Das Gespräch führte Oliver Weiss.

Hannes Werderits
Hannes Werderits ist seit Mai 2011 IT-Leiter der Esterházy-Gruppe und wurde für seine Arbeit heuer im Rahmen des Confare CIO Awards als einer der Top-IT-Manager Österreichs ausgezeichnet. Vor Esterházy war Werderits in ähnlichen Positionen tätig, unter anderem als IT-Infrastruktur-Manager bei Henry Schein Dental Austria oder als IT-Manager der Magna Racino Veranstaltungs Gmbh.


Mehr Artikel

Die Teilnehmer des Roundtables (v.l.n.r.): Roswitha Bachbauer (CANCOM Austria), Thomas Boll (Boll Engineering AG), Manfred Weiss (ITWelt.at) und Udo Schneider (Trend Micro). (c) timeline/Rudi Handl
News

Security in der NIS2-Ära

NIS2 ist mehr ein organisatorisches Thema als ein technisches. Und: Von der Richtlinie sind via Lieferketten wesentlich mehr Unternehmen betroffen als ursprünglich geplant, womit das Sicherheitsniveau auf breiter Basis gehoben wird. Beim ITWelt.at Roundtable diskutierten drei IT-Experten und -Expertinnen über die Herausforderungen und Chancen von NIS2. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*