„Ein Fördermonitoring wäre sinnvoll“

Manfred Barnreiter bietet mit seinem Unternehmen Softwarelösungen für die Industriebranche anhand der von Siemens speziell für CAD-Anwendungen entworfenen Programmiersprache AQL. [...]

Was zeichnet aus Ihrer Sicht den IKT-Standort Oberösterreich gegenüber anderen heimischen Regionen aus?
Manfred Barnreiter:
Eine erste Fördererfahrung aus dem Jahr 2007 hinterließ noch den Beigeschmack „nie wieder Förderungen“, da die Höhe des Förderbetrages zum erforderlichen bürokratischen Aufwand in einem ungünstigen wirtschaftlichen Verhältnis stand. Wenn ich den gleichen Zeitaufwand für vertriebliche Aktivitäten genutzt hätte, wäre daraus wahrscheinlich ein höherer Nutzen entstanden. Mit meinen im Jahr 2012 wieder aufgenommenen Förderinitiativen waren die Voraussetzungen wesentlich besser, da neben einer Förderung durch die WKO und über einen Innovationsscheck auch die Erstellung des Förderantrages bei der FFG unterstützt wurde und ich somit auch externe Berater dafür konsultieren konnte.
Neben den bundesweiten Fördermöglichkeiten wurden auch diverse ergänzende Landesförderungen über UBG oder für die Einstellung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Betracht gezogen. Generell darf ich hier auch aus eigener Erfahrung feststellen, dass die Fördermöglichkeiten in Österreich und speziell auch in Öberösterreich wesentlich umfangreicher sind als beispielsweise in Deutschland.

Wie zufrieden sind Sie mit den Rahmenbedingungen (politisch, wirtschaftlich, sozial…) in Oberösterreich? Wo sind Ihrer Meinung nach die größten Hemmschuhe? Welche Verbesserungsvorschläge haben Sie?

Aus einer bei der FFG beantragten, größeren Basisförderung musste ich dann doch wieder die Erfahrung machen, dass wegen des höheren Risikos EPU und KMU wahrscheinlich nachteiliger behandelt werden als beispielsweise sichere größere Betriebe. So wurde ein mit umfangreicher Eigenleistung und rund 12.000 Euro externer Beratung erstellter Förderantrag letzten Endes durch den FFG-Beirat abgelehnt, obwohl auf Grund des technischen Inhalts sogar auch seitens eines FFG-Technikers selbst höchste Förderwürdigkeit ausgesprochen wurde.
Als Verbesserungsvorschlag wäre hier ein begleitendes  Fördermonitoring sinnvoll, wo man schon in der Frühphase einer Förderausarbeitung die Urteils-Tendenz des FFG-Beirates einholen könnte. Dadurch könnte der Förderwerber schon rechtzeitig erforderliche Weichenstellungen vornehmen und sich vor allem auch einiges an Geld und Arbeit ersparen, wenn die Ermessungsgrenzen der Förderrichtlinien schon früh genug ausgelotet werden könnten.

Wie zufrieden sind Sie mit der Geschäftsentwicklung in den letzten zwölf Monaten im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren?
Als SW-Lieferant eines Nischenproduktes in der Industriebranche vorwiegend in Deutschland waren die letzten zwölf Monate im Vergleich zu den vergangenen Jahren durch vermindertes Investitionsrisiko begleitet.

Bitte beschreiben Sie ein oder mehrere Highlights aus den letzten 24 Monaten (z.B. Produktentwicklung, Projekte, Kundengewinnung…).
Bei dem von meiner Firmengruppe betreuten Nischenprodukt handelt es sich um die speziell für CAD-Anwendungen und früher bei Siemens entworfenen Programmiersprache AQL. Sie stellt eine in der CAD-Welt einzigartige Realisierung einer Domain-Specific-Language (DSL) für das eigene CAD-System EUKLID Design dar; durch welche Anwendungs-Ingenieuren ein Schnelleinstieg in kunden- und anwenderspezifische Programmierung von gelegentlichen Erweiterungen bis hin zur Erstellung hausinterner CAD-Systeme geboten wird. AQL eignet sich auch für den frühen programmierbaren CAD-Einstieg auf Oberstufen-Niveau technisch orientierter Schultypen.

Wie zufrieden sind Sie mit der Ausbildungsqualität oberösterreichischer Einrichtungen wie FH und TU?
Nachdem AQL bisher vorwiegend für industrielle 2D-Parametrikprojekte zum Einsatz kam, wurde über den Förderscheck bei der Forschungseinrichtung SCCH GmbH (Software Competence Center Hagenberg) die Eignung von AQL auch für den 3D-Einsatz bewertet. Aus der höchst kompetenten und effizienten Zusammenarbeit mit der SCCH resultierten die Erkenntnisse, dass man über AQL – anders wie bei sonst üblichen APIs anderer CAD-Systeme – direkt im eigenen CAD-System programmieren kann.
Ergänzt durch den durchgängigen Constraint-Mechanismus und die assoziativen Attributleisten dienen AQL-basierte CAD-Zeichnungen als Träger von Firmen-Knowhow von klassischen Mechatronik-Anwendungen bis hin zu Themenbereichen wie Clarity, Big Data, smart Grid, smart Cities, Verkehrs- und Versorgungssysteme, sozio-ökonomisches Change-Management und semantische Interpretation im Zusammenhang mit geographischen Informations-Systemen.

Wie stark leiden Sie unter dem Phänomen Facharbeitermangel und welche Gegenmaßnahmen ergreifen Sie?
Der Facharbeitermangel betrifft uns derzeit eher weniger, da die stabile zentrale SW-Substanz noch von der Gruppe früherer Entwickler getragen wird und für den AQL-Anwendungsmarkt eine „Community“ aus bisherigen und neuen Anwendern eingerichtet und betreut wird.


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