Beim Thema Mobilität dreht sich derzeit alles um das Management der verschiedenen Endgeräte. Citrix deckt inzwischen neben dem Applikationsmanagement auch den Bereich MDM ab und bietet damit eine integrierte Lösung für Enterprise Mobility. [...]
Nach der im Jänner dieses Jahres abgeschlossenen Übernahme von Zenprise, Anbieter einer Lösung für Mobile Device Management (MDM), sieht sich Citrix nun in der Lage, Unternehmen ein integriertes System für Enterprise Mobility anzubieten, das sowohl das Management der verschiedenen Endgeräte abdeckt, als auch die Verwaltung von Daten und Applikationen. Im Gespräch mit der COMPUTERWELT erklärt Wolfgang Traunfellner, Österreich-Chef von Citrix, welche Strategie hinter der Übernahme steckt, warum sich Mobilität und BYOD massiv auf die Mitarbeiterzufriedenheit auswirken und wie sich die damit verbundenen Risiken beherrschen lassen.
Computerwelt: Warum spielt die Integration von MDM in das Portfolio eine so große Rolle für Citrix?
Wolfgang Traunfellner: Weil das Thema MDM derzeit für viele Kunden sehr interessant ist und weil wir damit eine Lücke in unserem Angebot schließen. Für viele unserer Bestandskunden ist das sehr attraktiv, weil sie ohnehin schon über eine Citrix-Zugriffsinfrastruktur verfügen und nachgehakt haben, warum wir MDM nicht auch anbieten. Viele Unternehmen haben im vergangenen Jahr begonnen, MDM-Piloten aufzusetzen, aber so richtig durchgestartet ist das Thema noch nicht. Das liegt daran, dass viele Kunden nicht noch einen weiteren Hersteller haben wollen, der nur einen Bereich der Gesamt-IT-Infrastruktur abdeckt. MDM ist nur ein kleiner Teil des Infrastruktur-Stacks, für den man nicht schon wieder ein weiteres Tool mit eigener Oberfläche, eigenem Management, etc. anschaffen will. Kunden wollen eine integrierte Lösung. Mit Zenprise können wir nun als Citrix, und das ist unser Alleinstellungsmerkmal, eine Architektur bieten, die das Gerät managt, die Applikationen managt und damit eine integrierte Gesamtlösung darstellt.
Konnte Citrix das mit dem Receiver nicht bisher auch schon?
Jein. Wir waren bisher auf mobile Application Management fokussiert und bieten mit dem Receiver, der auf jeder beliebigen Plattform läuft, einen zentralen Zugangspunkt für die Applikationen und managen eben die Applikationen, die auf einem Device laufen. Wir kümmern uns mit Sharefile, einer Art Unternehmens-Dropbox, um das Datenmanagement und mit dem Receiver darum, dass man auf Applikationsebene eine strikte Trennung zwischen Privatem und der Firma machen kann, aber nicht um die Hardware darunter. Das ist ein Ansatz, der sehr viel Flexibilität bietet, weil einem damit das Betriebssystem und das Device egal sein kann. Unseren Kunden ist aber natürlich auch die darunterliegende Hardware wichtig. Oft werden die Devices vom Unternehmen zur Verfügung gestellt und die IT muss diese Corporate Devices irgendwie managen. Dafür braucht es eine Lösung wie zum Beispiel Xen Mobile.
Welche Funktionen bringt Xen Mobile, die Citrix vorher nicht bieten konnte?
Da geht es um Dinge wie Remote Wipe oder das Einspielen von Patches und Updates. Oder darum, sicherzustellen, dass User kein gejailbreakten Devices haben, weil das Sicherheitsprobleme aufwirft. Mit MDM kann ich genau sagen, welche Betriebssystemversion auf einem Gerät läuft, welche Unternehmens-Applikationen, welche Daten synchronisiert werden sollen und wie die Integration in den Workflow aussieht. Das passiert alles über MDM. MDM erlaubt mir, Devices sehr fein und granular zu managen.
Und auch gleich die Applikationen. Am besten über eine einzige Oberfläche …
Das ist das Ziel. Die erste Version unseres MDM ist gerade von Zenprise auf Xen Mobile gebrandet und gelauncht worden. Bis dann alles in eine einheitliche Oberfläche gegossen ist, ist sicher noch ein Release notwendig. Da arbeiten wir noch an der Integration. Das geht nicht ganz so schnell, aber der Weg ist aufgezeigt.
Mit Application Management hat Citrix ja bisher schon den schwierigeren Teil von Enterprise Mobility abgedeckt. Sollten einem dann wie gesagt nicht die Endgeräte egal sein können?
Eigentlich schon. Aber nur wenn ich eine hunderprozentige BYOD-Strategie fahren kann. Dann sage ich den Mitarbeitern: Kauft euch euer eigenes Gerät, über Citrix Receiver bekommt ihr den Firmenteil und der Rest ist mir egal. In der Praxis ist das halt nicht der Fall. Selbst in den USA, die beim Thema BYOD schon weiter sind, werden 80 Prozent der Geräte noch immer vom Unternehmen zur Verfügung gestellt. Keine Ahnung ob in ferner Zukunft noch mobile Devices von den Unternehmen gemanagt werden, aber aus heutiger Sicht ist es eine dringende Anforderung, mit der sich alle Kunden beschäftigen.
Warum spielt Mobilität derzeit eine so wichtige Rolle in Unternehmen?
Weil flexibles und mobiles Arbeiten massiv die Produktivität und Zufriedenheit der Endanwender steigern kann. Die klassischen Nine-to-Five-Jobs werden immer weniger. Wenn ich gut unterstützen kann, dass Anwender auch unterwegs oder von zu Hause arbeiten oder private Dinge erledigen können, bringt das für die Zufriedenheit der Mitarbeiter enorm viel. Das muss man als Unternehmen zulassen und die Mitarbeiter auch entsprechend informieren und schulen. Da müssen viele Unternehmen noch umdenken: Nicht die Zeit, die ein Mitarbeiter im Büro verbringt, zählt, sondern das Ergebnis, was er für mich leistet. Wenn ein Mitarbeiter fähig ist, im Team zu arbeiten und das Ergebnis passt, ist mir egal, wann der das macht. Soweit ist man aber in vielen Unternehmen noch nicht. Das braucht noch Zeit.
Wie sehen die Mobility-Strategien der heimischen Unternehmen aus?
Ich sehe bei vielen, dass das Business überlegt, was man durch die Mobilmachung von Mitarbeitern gewinnen kann. Die IT versucht dann Strategien zu finden und bisher war der klassische Ansatz, das auf einen Bereich zu limitieren, den man beherrschen kann. Man hat sich entweder für BlackBerry entschieden, oder für iOS oder für Android. Auf der anderen Seite stehen die User, die diese Limitierung untergraben: Hier sind wir, hier sind unsere Devices, warum unterstützt ihr die nicht? Der Ansatz der IT, das über eine Limitierung beherrschen zu wollen, bricht damit zusammen. Unternehmen können diesen Trend nicht mehr aufhalten, sondern müssen eine Infrastruktur aufbauen, die diese Flexibilität und Vielfalt unterstützen kann. Dann muss der User auch nicht mehrere Devices verwenden, sondern hat ein Gerät für alle seine Bedürfnisse und die Firmendaten sind trotzdem sicher, weil vom privaten Bereich getrennt.
Das Gespräch führte Oliver Weiss.
Wolfgang Traunfellner:
Seit rund einem Jahr, seit April 2012, ist Wolfgang Traunfellner als Country Manager Austria bei Citrix im Amt. Davor war er von 2004 an als Senior Sales Manager Österreich für den Vertrieb und die Umsetzung der Channel Strategie von Citrix verantwortlich. Vor seinem Eintritt bei Citrix war der gebürtige Niederösterreicher unter anderem als Key Account Manager für Hyperion Solutions und als Business Development Manager für Eudaptics Software tätig. Wolfgang Traunfellner hat Betriebswirtschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien studiert.
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