Ein treuer Freund mit vielen Geburtstagen

Nicht nur Teenager wären ohne WLAN wohl nicht mehr lebensfähig. Im Juni feierte der beliebte Funkstandard seinen 20. Geburtstag. Und das schon zum dritten Mal. Mit guten Freunden feiert man halt gerne – und blickt auf das gemeinsam Erlebte zurück. [...]

20 Jahre WLAN: wie ein guter Wein. (c) pixabay

Aller Anfang ist schwer. Und manchmal ist es sogar schwer, rückblickend zu sagen, wann etwas angefangen hat. Mit #20yearsofwifi feierte die WiFi Alliance im Sommer den 20. Geburtstag des WLAN-Funks. Bei genauer Betrachtung feierte man sich jedoch eher selbst (was bei all dem, was die Organisation über die letzten zwei Jahrzehnte geleistet hat, ihr wohl niemand übel nehmen dürfte). Schließlich war es nicht der Standard, der einen runden Geburtstag absolvierte, sondern die WiFi Alliance. Darüber, welcher Zeitpunkt tatsächlich die Geburtsstunde des Breitband-Funks war, streiten sich die Geister. Die IEEE-Spezifikationen der 802.11-Familie lässt sich bis ins Jahr 1990 zurückverfolgen. Verabschiedet wurde die erste Spezifikation allerdings erst sieben Jahre später (mit einer festgelegten Datenrate von 2 MBit/s). Je nach Vorliebe hätte man also bereits vor neun bzw. zwei Jahren zum Zwanzigsten gratulieren dürfen.

Ohne verlässliche Geburtsurkunde nähert man sich dem Phänomen WLAN wohl besser auf einem anderen Weg. Anstatt nach dem Alter zu fragen, erinnern wir uns lieber an das, was man gemeinsam durchgemacht hat. Dass der eine oder andere alte Hase unter uns deutlich mehr Semester an der Uni verbracht hat als heutige Generationen, liegt nur teils an entsprechenden Uni-Reformen oder gestiegenem Leistungsdruck. Zieht man die Zeit ab, in der man in den ersten Jahren des WLANs auf die erfolgreiche Übertragung von Studien- und Forschungsunterlagen oder gar Grafiken gewartet hat, dürfte sich an der tatsächlichen Netto-Mindeststudienzeit über die letzten zwei Jahrzehnte kaum etwas verändert haben. Daran, im Kaffeehaus oder Gastgarten etwas für die nächste Prüfung zu recherchieren, war in nicht allzu ferner Vergangenheit ebenfalls nicht zu denken. So hieß die Wahl Kaffeehaus oder Bibliothek, was nur eine Konsequenz haben konnte.

Zum Glück ist WLAN wie ein guter Wein mit den Jahren immer besser geworden. Die Kommunikation zwischen Router und WLAN-Clients wie Smartphones ist beispielsweise nicht zuletzt dank deutlich besserer Antennentechnik mittlerweile so ausgereift, dass man selbst im vollen Beisl noch einen guten Service erwarten kann. Und das auch im übertragenen Sinne. Mussten sich die verschiedenen Clients die WLAN-Antennen früher teilen wie Kunden eine einzelne Bedienung in einem überfüllten Lokal, sorgt Multi-User-MIMO mittlerweile dafür, dass der eigene Laptop mit seinem WLAN-Bedarf nunmehr die ungeteilte Aufmerksamkeit genießt. Lange Wartezeiten gehören damit der Vergangenheit an, was nicht nur die Nerven entlastet, sondern auch die Batterie schont.

Keine Warteschlange vor dem Lokal

Sind zu Stoßzeiten besonders viele Clients in einem Band unterwegs, sorgt der automatische Wechsel des WLAN-Kanals per Band Steering mittlerweile dafür, dass es dennoch zügig weitergeht. Seit der Einführung von Beamforming fragt das Barpersonal auch nicht mehr länger orientierungslos in das gesamte Lokal, wer was trinken will, sondern spricht den »durstigen« Kunden gezielt an.

Sorgen machen, dass man in der hintersten Ecke des Lolals keinen Nachschub erhält, muss man sich ebenfalls nicht länger. Schließlich lässt sich das Funknetz per Mesh-fähigen WLAN-Repeatern oder auch Powerline-Adaptern heutzutage nach Belieben erweitern. Nicht mal einen neuen Namen oder ein zweites Passwort muss man sich dabei merken, was mit zunehmender Stunde bekanntlich auch immer schwieriger würde.
Gründe, nostalgisch zu werden, gibt es also nicht. Früher war eben nicht alles besser. Im Gegenteil: Mit Wi-Fi 6 wird es neue Verbesserungen geben – nicht zuletzt auf Client-Seite. Zu einem guten Beisl gehören eben nicht nur guter Wein und guter Service, sondern auch Gäste, die sich zu benehmen wissen. Im Namen von Milliarden WLAN-Nutzern weltweit sagen wir also: Vielen Dank, WLAN, dass es dich gibt. Und alles Gute für die nächsten 20 bis 29 Jahre.


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