Eine Auszeichnung als Rückenwind

Peter Karas personifiziert als IT-Manager der Brau Union und Mitglied des Information Services Teams der Heineken Gruppe den modernen CIO quasi nach dem Reinheitsgebot. Beim diesjährigen CIO Award wurde er als Top CIO 2017 ausgezeichnet. [...]

Sie sind beim heurigen Confare CIO Award als Top CIO ausgezeichnet worden. Was bedeutet diese Auszeichnung für Sie persönlich und für Ihre Arbeit?
Für mich persönlich ist das natürlich toll. Es gab doch sehr viele Einreichungen und da ist das eine wirklich tolle Würdigung meiner Arbeit in der Brau Union und bei Heineken aber auch bei meinen früheren Arbeitgebern. Ich freue mich wirklich sehr. Bezüglich meiner Arbeit gibt es zwei Aspekte: Ich arbeite im Heineken-Konzern wo ich international tätig bin und andererseits für die Brau Union, die am österreichischen Markt agiert. Das sind durchaus sehr verschiedene Kulturen. Ich sehe die Auszeichnung als nützlichen Rückenwind für einige Themen und Entscheidungen, die ich in beiden Unternehmen verantworten darf. Da ist mit so einer Auszeichnung doch auch mehr Gewicht vorhanden.
Sie sind ja nicht nur CIO der Brau Union in Österreich sondern auch Mitglied der Global Information Services des Heineken-Konzerns. Wie viel Ihrer täglichen Arbeitszeit bleibt für die Innovationen und wieviel davon wird dem Tagesgeschäft gewidmet?
Das ist sehr unterschiedlich im Jahresverlauf. Voriges Jahr habe ich etwa 30 Prozent meiner Zeit für den Mutterkonzern gearbeitet, weil Heineken auch immer wieder versucht, in den Ländern Personen oder Ressourcen zu bekommen, die global tätig sein können. Das ist auch sehr positiv, weil wir uns international sehr viel austauschen und voneinander lernen. Da war ich sehr aktiv und erfolgreich. Wir haben aber im vergangenen Jahr auch ein riesiges ERP-Projekt begonnen, dass unser Brau-Union-ERP-System komplett ablösen wird. Das ist eine enorme Herausforderung, vor allem was den Change-Impact betrifft, den das Projekt für die Brau Union mit sich bringt. In den letzten Monaten ist meine Arbeitskraft sehr intensiv in dieses Projekt geflossen. Bis Jahresende sollte das neue System live gehen. Sobald das erledigt ist, habe ich auch sicher wieder mehr Zeit für Innovationen, so wie wir das auch schon vor dem Projekt erfolgreich betrieben haben.
Bier zu brauen ist ja eine sehr alte und analoge Tätigkeit. Was kann die IT in dieser Branche zum Erfolg beitragen?
Bier wird wirklich seit vielen Jahrhunderten gebraut. Was uns aber sehr wichtig ist: Wenn Sie zum Beispiel irgendwo ein Gösser-Bier bestellen, dann wollen wir auch, dass dieses Bier immer genau gleich köstlich schmeckt. Ein Konsument soll sich darauf verlassen können, dass sein nächstes Gösser auch wieder genauso gut schmeckt, wie er es in Erinnerung hat, auch wenn er das Bier das letzte Mal ganz woanders getrunken hat. Das ist eine Frage der Qualität. Und da geht ohne IT gar nichts mehr. Die IT stellt sicher, dass dieser Prozess jedes Mal genauso ausgeführt wird, wie er sein soll. IT hat aber auch großen Einfluss auf alle Prozesse nach der Brauerei wie etwa Logistik, Warehouse-Management, Bestellprozesse, Kundendatenverwaltung, Auslieferung und vieles mehr. Da versuchen wir natürlich die Prozesse zu verbessern und stabiler sowie schlanker zu gestalten und nebenbei auch Innovationen einzuführen. Wir haben etwa schon vor einiger Zeit alle unsere Lebensmittelshandels-Verkäufer mit iPhones ausgestattet, die ihnen alle für sie wichtigen Businessanwendungen digital zur Verfügung stellen und ihnen so den Arbeitsablauf wesentlich erleichtern. Vorher waren das Laptops aber die sind für den ständigen Gebrauch dann doch etwas zu sperrig und unpraktisch. Mit einem Smartphone funktioniert die Arbeit viel angenehmer.
Welche Rolle spielen Themen wie IoT, M2M oder Industrie 4.0 für Ihre Branche beziehungsweise ganz konkret für die Brau Union?
In Zukunft wird das eine sehr große Rolle spielen. In allen produzierenden Betrieben, auch bei uns. Machine-to-Machine-Kommunikation wird kommen, das ist gar keine Frage. Wir beobachten da sehr viel in diesem Bereich und haben auch schon einige Dinge in Planung, die aber noch nicht ausgerollt sind. Man muss sich auch immer sehr genau ansehen, ob das auch kaufmännisch einen Sinn macht. Da gilt es auch, viel zu lernen in diesem Bereich. Konkrete Projekte möchte ich noch nicht skizzieren, weil wir einerseits sehr auf das ERP-Projekt fokussiert sind und die Projekte, über die wir nachdenken, noch nicht spruchreif sind.
Jeder Konzern hat gewisse Planungszyklen. Wir sind gerade in der strategischen Planung für die nächsten drei Jahre also von 2018 bis 2020. Wir wissen natürlich immer sehr genau was sich am Markt tut. Aber M2M ist momentan nicht eine unserer Hauptprioritäten.
Digitalisierung ist momentan das Gebot der Stunde. Wie digital ist die Brau Union?
Ich würde sagen so digital, wie sie momentan sein muss und sein soll. Das wird aber für morgen sicherlich nicht reichen. Wir haben einfach ein sehr analoges Produkt, das sich in einem sehr analogen Umfeld befindet. Das ist auch eine Frage der Konsumenten. Eine ältere Stammtischrunde genießt ihr Bier wie es ist ohne Hektik, Trubel und elektronische Geräte. Eine coole Gruppe Studenten die mit ihren Smartphones unterwegs sind, haben da vielleicht schon andere Vorstellungen. Die Bedürfnisse unserer Kunden sind aber momentan noch eher weniger digital. Für mich ist aber sehr wichtig, sich rechtzeitig mit den Dingen zu befassen und gewisse Pläne in der Schublade zu haben. Natürlich müssen auch wir vorbereitet sein.
Viele Experten sagen: »ohne Cloud keine digitale Transformation«. Wie stehen Sie zu dieser etwas plakativen Aussage?
Die Cloud ist sicher ein gewisser Enabler, weil ich in einem Rechenzentrum nicht endlos auf und ab skalieren kann. Man hat was man hat. Die Cloud bietet diese Möglichkeiten. Ich kann Dinge wie Big-Data-Analytics einsetzen, die ich in einem eigenen Rechenzentrum auf die Schnelle nicht abdecken könnte. Ohne Cloud wird man zukünftig sicher viel weniger rasch agieren können. Wir sind ein Weltkonzern und habe mehrere strategische Rechenzentren, die von einem Partner betrieben werden. Das gilt auch für etwaige Cloud-Lösungen, die dann auch über den Partner betrieben werden. Da können wir alles machen was heutzutage möglich ist. Wir nutzen Cloud-Services also nicht als Brau Union, sondern im Rahmen des Heineken-Konzerns.
Sie haben Big Data erwähnt. Ist Analytics ein Thema für die Brau Union?
Big Data ist sicherlich ein wesentlicher Treiber, warum man bei Analytics smarter und besser werden muss. Je mehr Daten aus IoT oder Social Media generiert werden, desto sinnvoller wird Big-Data-Analytics. Wir sind noch nicht in diesem »rush of data«. Wir haben unsere Daten noch sehr gut im Griff. Wichtig ist aber auch hier wieder, dass wir uns rechtzeitig neu aufstellen. Auch hier ist es nicht eine Frage, ob Big Data und Smarter Analytics kommt, sondern nur wann.

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