Eine Fabrik für Programmierer

Der Fachkräftemangel in der IKT-Branche bleibt kritisch. Für Menschen, die sich eine neue Existenz als Programmierer aufbauen wollen, gibt es die Möglichkeit einen Kurs in der CodeFactory zu belegen – mit einer hohen Chance danach einen Job zu finden. [...]

Christoph Pirringer ist Gründer und Geschäftsführer der CodeFactory in Wien. (c) CodeFactory
Christoph Pirringer ist Gründer und Geschäftsführer der CodeFactory in Wien. (c) CodeFactory

Die CodeFactory Wien folgt dem Konzept der Programmier-Bootcamps aus dem angloamerikanischen Raum mit dem Ziel eine zeiteffiziente und sehr praxisnahe Ausbilung mit dem Ziel des schnellstmöglichen Berufseinstieges als Juniordeveloper zu bieten. Das Format richtet sich vor allem an Querseinsteiger Menschen die im zweiten oder dritten Bildungsweg die Karriere wechseln moechten sowie Menschen die an einer anwendungsorientierten Ausbildung interessiert sind. Gegründet wurde die CodeFactory Ende 2016 unter anderem von Christoph Pirringer, der auch als Geschäftsführer fungiert. Im Gespräch mit der COMPUTERWELT erzählt er über effiziente Ausbildungsmethoden und die nächsten Schritte der CodeFactory.

Warum braucht Wien eine Ausbildungsfabrik für Programmierer?

Der Bedarf ist gewaltig. Die Unternehmen wünschen sich perfekt auf ihre Bwedürfnisse zugeschnittene Mitarbeiter und wollen auch gleichzeitig ihre eigenen Leute aufbauen. Das heißt, sie wollen gut ausgebildete Leute als Basis. Und es gibt viele Menschen, die sich beruflich neu orientieren und innerhalb einer überschaubaren Zeit eine fundierte Ausbildung absolvieren wollen. Dafür gibt es die CodeFactory.

Wer ist das Zielpublikum für die CodeFactory?

Nehmen Sie mich als Beispiel. Ich habe in Leoben Petrolium Egineering studiert und danach wollte ich mich in Sachen IT weiterbilden habe aber nichts passendes gefunden. Entweder hätte ich weiterstudieren können oder aus einem Sammelsurium an Kursen etwas auswählen können. Das war aber nicht zielführend und so haben ich und Mitgründerin Lisa Duschek uns umgesehen und uns für eine viermonatige Ausbildung in den USA entschieden. Das war für uns ein Eye-Opener, weil in diesen Ausbildungsformaten Menschen jeden Alters und mit jedem Hintergrund dabei waren. Unter dem Banner der Motivation wollten diese Menschen ihr Berufsleben neu aufstellen. Danach haben wir uns gedacht, dass dieses Modell auch in Österreich funktionieren könnte. Ich habe dann hier als Frontend-Developer gearbeitet und gleichzeitig die Hintergrundarbeiten für die Gründung der CodeFactory gemacht. Ende 2016 wurde diese gegründet und wir haben ab Anfang 2017 erste Kurse angeboten.

Was ist das Besondere an der Ausbildung in der CodeFactory?

Unser Knackpunkt war von Anfang an, dass wir Leuten anbieten mit einem zeitlich und finanziell überschaubaren Ressourcenaufwand ein professionelles Level zu erreichen. Wir bieten keine Drive-by-Kurse an aber auch kein intensives Studium, das man nicht braucht um ein praktischer Programmierer zu werden.

Wir setzen das Konzept erfolgreich um und haben unsere Kernkurse wie zum Beispiel „Full Stack Web Developer“ bereits in der siebenten Iteration. Wir steigern laufend die Qualität der Kurse und somit wird auch der Output immer besser. Inzwischen ist es so, dass 80 Prozent der Absolventen unserer Kurse innerhalb von 2 Monaten einen Job haben und sie können sich aussuchen, welchen Job sie annehmen wollen.

Haben Sie auch direkten Kontakt zu Unternehmen?

Es gibt Unternehmen, die einen Absolventen von uns aufgenommen haben, die sich melden und nachfragen ob wir noch weitere Absolventen haben, die auf Jobsuche sind. Wir haben deshalb auch einen Career Day veranstaltet. Hier können sich Absolventen, die noch keinen Job gefunden haben interessierten Unternehmen präsentieren und sie präsentieren ihre Projekte und Kompetenzen. Also eine Jobmesse mit umgekehrten Vorzeichen. Hier halten sozusagen die Absolventen Hof und Unternehmen präsentieren Jobs. Wir konnten sieben Firmen dafür gewinnen und jeder der Absolventen hatte weitere Termine bei den Unternehmen.

Welche Kurse bieten Sie an?

Es gibt viele verschiedene Kurse, die periodisch stattfinden zu verschiedenen Themen und wir machen auch vermehrt Custom Courses. Wenn ein Unternehmen zum Beispiel Leute braucht, die in C sharp gut sind, dann entwickeln wir auch maßgeschneiderte Kursformate. Vor kurzem haben wir ein Pilotprojekt mit der XXL Digital, dem digitalen Arm von XXXLutz, entwickelt, um die richtigen Leute zu finden. Wir haben gemeinsam die Teilnehmer ausgesucht und haben den Kurs durchgeführt. Hier sind immer wieder Leute von XX Digital dabei um den Fortschritt live mitzuverfolgen. Das ist natürlich auch auf der sozialen Seite von Vorteil, weil man die künftigen Mitarbeiter so kennenlernt. Der Kurs hatte eine Dropout-Rate von Null Prozent, weil die Leute gesehen haben, dass sich das Unternehmen wirklich für sie interessiert.

Gibt es Kooperationen mit Universitäten oder anderen Organisationen und wie sind Ihre Pläne?

Wir führen Gespräche mit Universitäten. Ich sehe zum Beispiel viele Synergien mit der TU, die Wissenschaftler ausbildet und uns, die eher die Macher ausbildet. Wir haben zudem eine gute Kooperation mit dem Waff (Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds). Hier können sich Unternehmen einen Teil der Ausbildungskosten finanzieren lassen und es gibt konkret eine Kooperation im Rahmen des Programms AQUA (arbeitsplatznahe Qualifizierung).

In 2020 wollen wir neue Partner gewinnen und bestehdene Partnerschaften ausbauen und zudem in den skandinavischen und in den arabischen Raum expandieren. Hier sind die Pläne schon sehr konkret. Und es gibt auch ein Herzensprojekt: Wir sind gerade dabei eine Ausbildung für Gehörlose zu entwickeln, denn so etwas gibt es weltweit noch nicht. Wir haben dazu schon gemeinsam mit VITA, ein Selbsthilfeverein für Gehörlose und Schwerhörige, ein Pilotprojekt durchgeführt und das ist sehr gut gelaufen. Wir sind gerade dabei unsere großen Formate für Gehörlose zugänglich zu machen.


Mehr Artikel

News

Bad Bots werden immer menschenähnlicher

Bei Bad Bots handelt es sich um automatisierte Softwareprogramme, die für die Durchführung von Online-Aktivitäten im großen Maßstab entwickelt werden. Bad Bots sind für entsprechend schädliche Online-Aktivitäten konzipiert und können gegen viele verschiedene Ziele eingesetzt werden, darunter Websites, Server, APIs und andere Endpunkte. […]

Frauen berichten vielfach, dass ihre Schmerzen manchmal jahrelang nicht ernst genommen oder belächelt wurden. Künftig sollen Schmerzen gendersensibel in 3D visualisiert werden (c) mit KI generiert/DALL-E
News

Schmerzforschung und Gendermedizin

Im Projekt „Embodied Perceptions“ unter Leitung des AIT Center for Technology Experience wird das Thema Schmerzen ganzheitlich und gendersensibel betrachtet: Das Projektteam forscht zu Möglichkeiten, subjektives Schmerzempfinden über 3D-Avatare zu visualisieren. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*