ERP als Treiber von Industrie 4.0

proALPHA-Österreich-Geschäftsführer Michael Sander erklärt im COMPUTERWELT-Interview, wie Unternehmen von Industrie 4.0 profitieren können und welche Rolle ERP-Anbieter bei der Einführung der smarten, vernetzten Fabrik spielen. [...]

Die smarte und vernetzte Fabrik ist für Industrieunternehmen ein wichtiges Thema. Warum ist das so und wann ist die Zeit reif für einen Einstieg in die Industrie 4.0?
Industrie 4.0 ist bei Industriekonzernen als Thema voll angekommen. Und das hat gute Gründe. Laut einer Studie des Unternehmensberaters PwC rechnen die befragten Unternehmen durch den Einstieg in die Industrie 4.0 mit Effizienzsteigerungen von durchschnittlich 19,8 Prozent in den nächsten fünf Jahren – bei gleichzeitigen Kostensenkungen von durchschnittlich 13,5 Prozent. Diese Effekte betreffen nicht nur die Großindustrie, sondern selbstverständlich auch den produzierenden Mittelstand. Schon allein aus diesem Grund ist jetzt die Zeit gekommen, sich intensiv mit Industrie 4.0 zu beschäftigen. Zudem ist eines klar: Auch der Mitbewerb unserer heimischen Unternehmen, gerade in Asien oder Amerika, schläft nicht und hat die Potenziale der Digitalisierung erkannt. Um konkurrenzfähig zu bleiben, gilt es daher jetzt, die ersten Schritte zu setzen. Und da der Weg zur Industrie 4.0 ein langer und arbeitsintensiver ist, kann man gar nicht früh genug damit beginnen.
Was sind die wichtigsten Effekte, von denen Unternehmen profitieren können?
Der Übergang zur Industrie 4.0 ist für ein Unternehmen kein reines IT- oder Technikprojekt. Industrie 4.0 verändert vielmehr sämtliche Bereiche der betrieblichen Leistungserbringung. Das gesamte Unternehmen ist in fast allen seinen Bereichen betroffen, die Veränderungen gehen meist quer durch alle Abteilungen und Geschäftsbereiche. Bisher beschränkte sich die Automatisierung der Fertigung meist auf einzelne Stationen oder Produktionsstraßen. Das Konzept der Industrie 4.0 formt aus Automatisierungsinseln eine vernetzte Fabrik, in der Maschinen untereinander und mit den Werkstücken kommunizieren. Die Digitalisierung macht auch vor Unternehmensgrenzen nicht halt. Sie erfolgt entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von der Kundenanforderung bis zur Servicierung der Produkte im Feld. Industrie 4.0 setzt dabei den Hebel gleich an mehreren Stellen an: mehr Transparenz, mehr Planungssicherheit und ein höheres Automatisierungsniveau. Es liegt auf der Hand, dass eine größere und intelligente Vernetzung der Maschinen wie auch der Prozesse sinkende Produktionskosten und eine höhere Auslastung der Fertigungsstraßen mit sich bringt. Diese Effekte sollte der Mittelstand nutzen.
Welche Rolle spielt ERP-Software in der smarten Fabrik?
ERP-Software ist die Basis der vernetzten Fabrik. Sie zieht sozusagen im Hintergrund die Fäden. Sie steuert den gesamten Produktionsprozess in Echtzeit auf Basis der Informationen, die sie laufend aus den Systemen bekommt. Und sie zieht aus diesen Informationen nach definierten Regeln ihre Schlüsse. Das führt etwa zu sinkenden Produktionskosten und zu einer höheren Produktqualität. Aber auch die Produktionsplanung wird optimiert, weil durch die Vernetzung die Zeitpunkte des Auftragseingangs und der Produktion näher zusammenrücken. Und nicht zuletzt melden vernetzte Maschinen ständig Daten zu ihrem technischen Zustand an die ERP-Software. Auf diese Weise lassen sich Wartungspläne optimieren und Stillstände vermeiden.
Wie können ERP-Anbieter Unternehmen auf dem Weg in die Industrie 4.0 begleiten?
ERP-Systemanbieter, wie wir bei proALPHA, kennen die Herausforderungen aus der jahrelangen Projekterfahrung. Und wir haben das Knowhow, die Mitarbeiter und die Systemlösungen, um Abhilfe zu schaffen. Daher sind wir für viele heimische Unternehmen Wegbegleiter beim Weg in Richtung Industrie 4.0. Oft können ERP-Spezialisten auch fertige Lösungen anbieten. Im Falle von proALPHA sind das beispielsweise die Integrationsplattform „Integration Workbench“ oder spezielle Module für Datenanalyse, Monitoring oder Prozessautomatisierung.

Tut sich nicht gerade der Mittelstand mit seinen schlanken Strukturen oft schwer, derartige Projekte umzusetzen?
Drei Herausforderungen sind es, die mittelständische Unternehmen am häufigsten rund um den Einstieg in die Industrie 4.0 nennen: Unklarheit im Betrieb über den konkreten wirtschaftlichen Nutzen der Investition, eine unzureichende Qualifikation der Mitarbeiter, das Fehlen von Standards und Normen und daraus resultierende Probleme bei der Vernetzung einzelner Betriebsteile. Das alles führt dazu, dass gerade mittelständische Unternehmen oft noch zögern. Doch damit verpassen sie die Chancen, die Industrie 4.0 auch ihnen bietet. Wir als ERP-Anbieter unterstützen gerade den Mittelstand auf dem langen und arbeitsintensiven Weg in Richtung Industrie 4.0.
Der ERP-Markt ist umkämpft. Sie stehen internationalen Konzernen wie etwa SAP gegenüber. Wie kann sich ein mittelständischer Anbieter wie proALPHA hier positionieren?
Die meisten unserer Kunden sind österreichische, mittelständische Unternehmen. Sie suchen eine Partnerschaft auf Augenhöhe und sagen uns daher oft, dass wir als Mittelständler proALPHA einfach besser zu ihnen passen als internationale ERP-Konzerne. Der weitere Vorteil von proALPHA liegt sicher darin, dass wir eine integrierte Komplettlösung mit breitem Funktionsumfang anbieten können, diese aber individuell anpassbar und flexibel erweiterbar ist und dennoch in all den Jahren unseres Bestehens stets releasefähig geblieben ist.

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