ERP als zentrale Datendrehscheibe

Ramsauer & Stürmer integriert die gesamte Unternehmensverwaltung in rs2. Neu ist etwa die komplett automatisierte Beschlagwortung des Schriftverkehrs. Die COMPUTERWELT sprach mit Geschäftsführer Markus Neumayr. [...]

Markus Neumayr ist seit Anfang des Jahres alleiniger Geschäftsführer von Ramsauer & Stürmer. (c) Ramsauer & Stürmer
Markus Neumayr ist seit Anfang des Jahres alleiniger Geschäftsführer von Ramsauer & Stürmer. (c) Ramsauer & Stürmer

Wie hat sich das Unternehmen in der ersten Zeit der alleinigen Geschäftsführung durch Sie entwickelt? Was waren die Herausforderungen und in welchen Bereichen gibt es neue Impulse?

Ich versuche, der Führungsebene wesentlich mehr Verantwortung zu übertragen. Der Aufbau dieser Strukturen fordert unsere Organisation, aber ich erwarte mir in der Folge den nächsten Schritt in Richtung Expansion. Wir wachsen heuer überdurchschnittlich und beschäftigen jetzt knapp 150 Mitarbeiter in der Unternehmensgruppe. Die Ausrichtung in der Software steht auf mehr Prozessstandardisierung und verstärkte betriebswirtschaftliche Beratung.

Was hat sich organisatorisch in Ihrem Unternehmen in den letzten Monaten verändert? Welche weiteren Pläne haben Sie in diesem Bereich?

In Wien wurde eine neue Führung etabliert. Der nächste Schritt im neuen Jahr stellt die Expansion in Deutschland in den Vordergrund und die Umstellung der Bestandkunden auf die komplett neue und innovative Version der rs2 ERP-Lösung.

Sie entwickeln sich vom klassischen ERP-Hersteller zum Gesamtanbieter. Worin besteht dieses neue Angebot? Welche Rolle wird dabei rs2 künftig spielen?

ERP ist die Basis für die Unternehmen, wo alle Daten gesammelt und aufbereitet werden. Was wir bei R&S machen, ist, die gesamte Organisation in den Ablaufprozess hineinzuholen. Das heißt: Die rs2-Lösung trifft nicht nur die klassischen Bereiche wie Buchhaltung oder Logistik, sondern die gesamte Verwaltung – durch die Integration der gesamten Organisation mit Schriftverkehr, Dokumenten und interne Kommunikation. In der neue Version wird der Unternehmensschriftverkehr komplett automatisiert beschlagwortet und abgelegt und zwar in die Prozesse passend. Das Finden der Daten – strukturiert oder nicht strukturiert – in der Form einer großen Wissens-Datenbank ähnlich Google, nur mir voller Integration in die Prozesswelt des Unternehmens.

Wie schafft man den Sprung von einem klassischen ERP zu einem intelligenten – Stichwort KI? Wie intelligent sollte ERP überhaupt sein?

Unser Ansatz ist, in definierten Bereichen die Technologie in Schritten zu nutzen. Zwei Bereiche im Umfeld der Zahlungsströme und der Rechnungserkennung gibt es schon. Weitere werden folgen. Wir konzentrieren uns derzeit auf die Massenstromdaten, wo die Automatisierung im Vordergrund steht. Wichtig zu beachten ist, dass KI keine hundertprozentig richtigen Daten liefern kann. Das spielt leider heute die Technologie noch nicht, daher sind Kontrollprozesse dazwischen noch notwendig.

Wie sehr sind Sie vom Fachkräftemangel betroffen? Inwieweit kann Ihre Lehrlingsausbildung diese Herausforderung abfedern? Und was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Elemente dafür, das Unternehmen für junge Leute interessant zu machen und sie zu binden?

Zur Zeit ist es leider so, dass wir Aufträge einfach nicht mehr annehmen können, da wir mit den Mitarbeitern dem Wachstum kaum noch standhalten können. Dies sehe ich als echte Herausforderung an das Unternehmen. Durch eigene Ausbildungen, Lehrlings- aber auch Entwicklerausbildungen, versuchen wir dagegen anzukämpfen. Ich sehe hier die Schulausbildung als Versäumnis der Vergangenheit. Das muss sich raschest ändern. Das Besondere an unserer Lehrlingsausbildung ist, dass wir die duale Ausbildung um eine zusätzliche Säule ergänzen: Neben der Berufsschule und der Fachausbildung im Haus haben die Lehrlinge in verschiedenen Kursen die Möglichkeit, ihre sozialen Kompetenzen zu schulen. Gefördert werden dabei Soft Skills wie Kommunikation, der Umgang mit Konflikten, Teambuilding aber auch Zeitmanagement. Hinsichtlich der Fachausbildung lernen die Jugendlichen bei uns in zweifacher Hinsicht, da die technische Ausrichtung der Berufe durch den betriebswirtschaftlichen Hintergrund der Software um eine zusätzliche Wissenskomponente ergänzt wird. Über Initiativen wie der Teilnahme am jährlichen“EuRegio Girls‘ Day“ wenden wir uns gezielt an Mädchen und versuchen so, ihnen einen Einblick in die Welt der Software zu geben und natürlich ihr Interesse dafür zu wecken.

Der Begriff Green-IT war vor 15 bis 20 Jahren en vogue, ist aber aus dem Diskurs verschwunden. Wie beurteilen Sie die Renaissance von Green-IT und wie viele ernste Bemühungen stehen aus Ihrer Sicht dahinter?

Aufgrund des wachsenden Umweltbewusstseins stecken hinter dem Begriff“Green-IT“ heute wahrscheinlich mehr ernsthafte Bemühungen, als das früher der Fall war.

Ökologische Energieversorgung mit eigener Stromerzeugung ist bei uns gelebte Praxis. Natürlich lassen sich oft nicht alle Maßnahmen auf einmal umsetzen, aber wir versuchen, Schritt für Schritt unseren Beitrag zu leisten. Daher haben wir im Zubau auf eine Öl- bzw. Gasheizung verzichtet und auf eine Beheizung mittels Luftwärmepumpen umgestellt, die über unsere Photovoltaikanlage betrieben werden. Generell decken wir mit der Photovoltaikanlage an Sonnentagen unseren gesamten Energiebedarf für die Firmenzentrale, 130 Mitarbeiter und unsere E-Tankstelle. Im nächsten Schritt planen wir den Einsatz von Batteriespeichersystemen, um die im Sommer entstehenden Überkapazitäten in der Nacht verwerten zu können. Wir versuchen im Außendienst öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, wo es möglich ist. E-Autos sind geplant, aber leider für unseren Bedarf durch die eingeschränkte Reichweite noch nicht gut einsatzfähig.


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