ERP-Future 2015: neue Technologien im Fokus

Im Mittelpunkt der Fachtagung ERP-Future 2015 stand das Thema Industrie 4.0 und die damit verbundenen Anforderungen an ERP-Systeme. Usability und Echtzeitdaten werden in diesem Zusammenhang künftig eine wesentliche Rolle spielen. [...]

Bereits zum achten Mal fand heuer von 15. bis 16. Juni 2015 die ERP-Future statt. Als Standort für die Fachtagung wurde dieses Mal die Fachhochschule Joanneum in Graz gewählt. Wie auch in den Jahren zuvor war die Veranstaltung in zwei Bereiche gegliedert: Research und Business, wobei sich die Teilnehmer im Rahmen des Research Events mit den wissenschaftlichen Aspekten von ERP-Systemen, Business-Intelligence-Systemen (BI), Business-Process-Management-Systemen (BPM), Dokumentenmanagement (DMS) und Supply-Chain-Management-Systemen (SCM) auseinandersetzten und sowohl technische als auch betriebswirtschaftliche Sichtweisen thematisierten.

Der zweite Teil, das ERP-Future Business Event, war als Informationsveranstaltung für Anwender konzipiert. Führende ERP-Anbieter – diesmal auch einige Vertreter aus der Steiermark – präsentierten ihre Ansicht zu Zukunft und Trends von ERP-Systemlandschaften sowie deren Weiterentwicklungen. Den Entscheidungsträgern verschiedener Unternehmen bot sich so die Möglichkeit, sich umfassend über Marktneuheiten zu informieren.

Am Abend des ersten Veranstaltungstages fand nach dem Research Event das Summit statt, das den Übergang vom wissenschaftlichen Theorie- zum Praxisteil einleitete. Die Begrüßungsworte von Karl Pfeiffer, Rektor der Fachhochschule Joanneum, boten den Auftakt zum diesjährigen Thema und Schlagwort der ERP-Future – „Industrie 4.0“. Pfeiffer verdeutlichte, dass die FH Joanneum ihren Schwerpunkt auf praxisnahe Lehre und Forschung lege, die Anreize und aktuelle Themen aus der Wirtschaft aufgreifen. Die große Herausforderung der Wirtschaft an die Wissenschaft sieht er in neuen Produktionsstandards wie „lean production“. Weiterhin gelte es, verschiedene Systeme miteinander zu vernetzen.

Felix Piazolo, Mitorganisator der ERP-Future, präsentierte im Anschluss seine Veröffentlichung der „Novel Methods and Technologies for Enterprise Information Systems“ (Springer LN ISO, Berlin, Heidelberg 2014) bevor er gemeinsam mit Martin Tschandl von der FH Joanneum die Moderation der nachfolgenden Diskussionsrunde übernahm. An der Podiumsdiskussion waren Vertreter von lokalen Unternehmen beteiligt, die seit Jahren mit Enterprise-Systemen arbeiten und ihre Anwendererfahrung und -sicht zur Diskussion beisteuerten. Weiterhin diskutierten Vertreter aus Wissenschaft und Lehre sowie der Beratung über vergangene und zukünftige Herausforderungen von Enterprise-Systemen. Diskussionsteilnehmer waren Heimo Adelsberger (Universität Duisburg/Essen), Jörg Schweiger (LOGICDATA Electronic & Software Entwicklungs GmbH), Peter Kramberger (Coffice GmbH), Wolfgang Ortner (FH Joanneum) und Christoph Weiss (SIS Consulting GmbH). Als Startpunkt für die Diskussion diente der Aufruf von Christoph Weiss, der eindringlich darauf hinwies, wie wenig manche Geschäftsführer mit dem Thema ERP vertraut seien: Er sehe hier großen Aufklärungsbedarf bezüglich des Potenzials von ERP-Systemen. Auch Wolfgang Ortner von der FH Joanneum wies darauf hin, dass steirische Unternehmen Gefahr liefen, den Anschluss zu verlieren, wenn sie dieses Potenzial nicht erkennen.

INDUSTRIE 4.0 STELLT VOR NEUE HERAUSFORDERUNGEN

Sowohl auf der Seite der Praxis (Jörg Schweiger und Peter Kramberger), als auch in Hinblick auf die Wissenschaft (Heimo Adelsberger und Wolfgang  Ortner) war der rote Faden des Abends erkennbar: Industrie 4.0 und die damit verbundenen Anforderungen an ERP-Systeme. Schweiger nannte in dem Zusammenhang insbesondere die Usability und das Oberflächendesign von ERP-Systemen – aber auch das Problemfeld „post-go-life-Phase“ müsse in Zukunft stärker von Anbietern und Implementierungspartnern beachtet werden. Mit einem Blick auf die aktuelle Marktsituation verdeutlichte Adelsberger die Bedeutung von „real data“, welche den Entscheidungsträgern in Unternehmen durch neueste Technologien vorlägen und an Hand derer schneller agiert und reagiert werden könne.

Traditionell klang der Abend mit einem Get-together in zwangloser Atmosphäre aus. Wissenschaft, Anbieter und Anwender von ERP-Systemen hatten Gelegenheit für ein Kennenlernen und erste Gespräche.

ERP-PROJEKTE SIND SACHE DER UNTERNEHMENSFÜHRUNG

Das Business Event am zweiten Tag wurde durch den Fachvortrag „Herausforderungen Enterprise Systems in der Praxis“ von Christoph Weiss eingeleitet: Auf der Grundlage seiner jahrelangen Erfahrung als ehemaliger Anwender und Organisations- und IT-Leiter in verschiedenen Unternehmen sowie in seiner Rolle als unabhängiger Unternehmensberater mit Fokus auf ERP-Projekte lautete die klare Botschaft, dass ERP-Projekte nicht in der IT anzusiedeln seien. Vielmehr handle es sich um Organisationsprojekte, in welche die Unternehmensführung stärker involviert werden müsse. Die Verantwortung für das Projekt und für diesbezügliche Entscheidungen liege klar bei der Geschäftsleitung und nicht bei einzelnen IT-Projektteams. Mit einem kleinen Seitenhieb auf die Anbieter stellte Weiss außerdem heraus, dass es wichtig wäre, Systeme zu entwickeln, welche im Standard implementierungsfähig sind und Anpassungen unnötig machen. Die Implementierung eines Systems solle mit so wenigen Anpassungen an User-Wünsche wie möglich einhergehen. Gleichzeitig nahm Weiss in diesem Punkt aber auch die User in die Pflicht: Weiss vertritt die Ansicht, dass diese die Möglichkeiten eines neuen Systems erst kennenlernen und sich mit diesem profund vertraut machen sollten, bevor sie Anpassungen fordern. Als Trend in der ERP-Branche sah auch er das Thema Industrie 4.0 und flexible Maschinensteuerungssysteme ebenso wie Cloud Computing. Mobility dagegen sei bereits zur Commodity geworden.

Im Anschluss hatten die Aussteller die Möglichkeit, die Aufmerksamkeit der Kunden auf ihre Messestände und Vorträge zu lenken. Die besondere Herausforderung dabei war, dieses mit Hilfe von maximal drei Präsentationsfolien und innerhalb von drei Minuten zu erreichen. Dieser sogenannte „Elevator Pitch“ wurde von den Anwendern durchwegs positiv bewertet und ermöglichte, sich durch schnelle kompakte Information einen Überblick zu den Anbietern zu verschaffen. (pi/oli)


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