Unternehmensprozesse effizient und auch von außen gut steuern zu können, wird immer wichtiger. Der heimische ERP-Spezialist Ramsauer & Stürmer setzt daher verstärkt auf die Themen DMS, Workflow, Enterprise Search und KI. Die COMPUTERWELT sprach mit Geschäftsführer Markus Neumayr. [...]
Ramsauer & Stürmer mit Firmenhauptsitz im Bundesland Salzburg hat sich in den mehr als 35 Jahren seines Bestehens zu einem der führenden Anbieter Österreichs für ERP-Software entwickelt. Im Jahr 1990 ist Markus Neumayr dazugestoßen. Zehn Jahre lang war Neumayr Co-Geschäftsführer – seit 2019 leitet er das Unternehmen.
Nehmen Sie die im Zuge der Krise oft angesprochene Beschleunigung der digitalen Transformation auch bei Ihren Kunden wahr? Wenn Ja: Wie äußerst sie sich?
Ja, diese Beschleunigung spüren wir tatsächlich – durch die Themen Home Office und daraus resultierende, notwendige mobile Genehmigungsprozesse werden jetzt bei vielen Kunden neue Projekte gestartet. Dies nicht nur wegen der aktuellen Investitionsanreize. Mit dem Lockdown und den damit verbunden Änderungen wurden digitalisierte Arbeitsabläufe und mobil zugängliche Systeme vom Luxus zur absoluten Notwendigkeit und oft zur einzigen Möglichkeit, die alltäglichen Geschäftsprozesse aufrecht zu erhalten.
Welche Technologien beziehungsweise Lösungen werden derzeit am stärksten nachgefragt?
DMS und Workflow-Lösungen, Unternehmensportale im B2B- und B2C-Bereich aber auch interne Suchsysteme, um die unternehmensweiten Daten und Informationen rascher und präziser aufzufinden. Auch Automatisierung und der Einsatz von KI-Lösungen werden immer wieder nachgefragt und nehmen gerade Fahrt auf.
Wo sehen Sie den größten Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung?
In den oben angesprochenen Bereichen. Die Unternehmensprozesse effizient und auch von außen gut steuern zu können, wird immer wichtiger. Viele Betriebe hatten diese Themen schon länger auf der Roadmap, jetzt versucht man es rasch in die Umsetzung zu bringen, was aber auch eine Gefahr darstellt, wenn man nicht genau plant und die Ziele definiert.
Hat sich die Bedeutung von ERP im Zuge der Krise geändert? Wenn Ja, in welchen Bereichen ist dies am deutlichsten?
Ich sehe hier keine wesentliche Prioritätenänderung. Die Relevanz ist, denke ich, klar, ebenso die weitreichenden Auswirkungen, wenn das ERP-System nicht gut geplant oder umgesetzt ist. ERP ist der Motor in den Unternehmen.
Worauf gründet Ihre Sicht von ERP als Drehscheibe der Digitalisierung?
Das ERP-System steht immer mehr im Zentrum als Datensammler und Drehscheibe für alle Prozesse. Diese werden mit Ablaufstrukturen und Dokumentenprozesse in Verbindung gesetzt. Damit erhält das ERP-System eine noch wichtigere Rolle im Unternehmen. Dies bringt viele Erleichterungen und schafft Potenzial zur Optimierung.
Hat die Krise bei Ihren Kunden dazu geführt, Unternehmensprozesse zu überdenken und zu optimieren bzw. neu zu modellieren? Wie kann Ramsauer & Stürmer dabei unterstützen?
Ja, auf alle Fälle. Wir haben uns bereits in den letzten Jahren auf Themen wie DMS, Workflow, Enterprise Search und KI fokussiert und haben daher gut funktionierende Lösungen und Ansätze im ERP-Bereich. Die Krise beschleunigt jetzt natürlich die Entscheidung der Unternehmen, diese Themen aufzunehmen und in die Umsetzung zu bringen, auch wenn es eine finanzielle Belastung darstellt.
Was unternehmen Firmen aus Ihrer Sicht bzw. was sollten sie unternehmen, um ihre Resilienz zu verbessern?
Ich denke der Optimismus ist hier sehr wichtig. Eine Krise hat immer auch etwas Gutes. Man wird gezwungen aus der Komfortzone zu gehen und neue Wege zu beschreiten. Natürlich birgt das auch Gefahren, aber es entsteht dabei oft was Gutes. In technischer Hinsicht trägt ein bereichsübergreifendes integriertes ERP-System sicher zur Krisenfestigkeit eines Unternehmens bei.
Wie sieht Ihrer Meinung nach die Arbeitswelt in fünf Jahren aus? Ist die Dezentralisierung der Arbeitsplätze ein nachhaltiger Trend?
Die Dezentralisierung der Arbeitsplätze wird durch die aktuelle Situation weiter zunehmen und auch nach der Pandemie ein zentrales Thema sein. Um agil und wettbewerbsfähig zu bleiben, empfehlen wir, in die Digitalisierung der Kernprozesse zu investieren.
Ich sehe aber auch Gefahren in Bereichen, die uns heute stark machen. Teams und die zwischenmenschlichen Kontakte sind sehr wichtig und dies kann über Web-Konferenzen einfach nicht ersetzt werden. Wichtig ist auch, neuen Mitarbeitern das Gefühl zu geben, dass wir füreinander da sind – das funktioniert im direkten Austausch naturgemäß einfacher.
Wie haben Sie intern die Krise gemeistert? Was sind Ihre wichtigsten Learnings?
Natürlich hat uns in dieser Situation unser eigenes System mit automatisierten Abläufen und digitalen Genehmigungsprozessen sehr geholfen. Ein wichtiges Learning war, gut vorbereitet zu sein. So halten wir nicht nur ausreichend technisches Equipment für unsere Mitarbeiter bereit, sondern haben auch für alle möglichen Szenarien Ablaufpläne ausgearbeitet. Außerdem ist es wichtig, rasch und ganz klar zu kommunizieren. Es wird viel interpretiert und wenn die Mitarbeiter dann auch noch im Home Office arbeiten, hat dies noch größere Auswirkungen.
Haben Sie die Krise dazu genutzt, um etwa neue Geschäftsmodelle anzudenken oder die Positionierung anzupassen?
Nicht wirklich, aber wir haben mit unserer Produktentwicklung den richtigen Weg eingeschlagen. Was wir schon gelernt haben, ist, dass wir nicht immer nur beim Kunden vor Ort arbeiten müssen, sondern dass bestimmte Aufgaben auch gut remote erledigt werden können.
Wie war der Geschäftsverlauf seit Beginn der Krise und was erwarten Sie für die kommenden Monate?
Wir konnten unseren Wachstumspfad weiter gehen und haben auch tolle Projekte für das nächste Jahr in der Umsetzung. Viele Bestandskunden erweitern ihre ERP-Bereiche und die angesprochenen Funktionen und das stimmt mich sehr zuversichtlich für die sicher noch schwierige Zeit in 2021.
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