„Es fehlt an Marketing-Knowhow“

Der IT-Cluster Oberösterreich hat 130 Mitglieder und ist damit das größte österreichische Kooperationsnetzwerk. Die Angebote für die Mitglieder sollen sukzessive ausgebaut werden, auch mit anderen Clustern wird kooperiert. Robert Stubenrauch ist Cluster Manager des IT-Cluster Oberösterreich und hat mit der COMPUTERWELT über Cluster und IT-Standort gesprochen. [...]

Wie entwickelt sich der oberösterreichische IT-Cluster?
Robert Stubenrauch: 
Der ITC hat jetzt 130 Mitglieder und ist damit bereits das größte österreichische Kooperationsnetzwerk. Wir fokussieren uns derzeit nicht auf den weiteren Ausbau im Sinne der Akquise von zusätzlichen Mitgliedern, sondern wollen unser inhaltliches Programm ausbauen. Nach zweieinhalb Jahren verstehen  wir, was die oberösterreichische IT-Branche braucht und wie deren Entscheider denken. Unser Jahresevent, der IT SUMMIT, hat sich auch recht gut entwickelt. Mit dem Motto „Softwareindustrie“ ist es uns heuer gelungen, die Brücke in die herkömmliche Industrie zu schlagen. So hat Bernecker & Rainer den steigenden Anteil der Software an ihren Automatisierungslösungen eindrucksvoll dargestellt.

Was sind die konkreten Inhalte, an denen Sie arbeiten?
Wir haben bereits einige Aktivitäten erfolgreich etabliert, die wir weiterführen werden. Dazu gehört eine Arbeitsgruppe IT-Security, die seit eineinhalb Jahren läuft. Die Gruppe hat sich zunächst mit dem Thema „IT Security Awareness“ befasst und kürzlich als neues Thema mobile Security bzw. MDM, also mobile Device Management, ausgewählt. Zum Awareness-Thema will die Gruppe noch ein öffentliches Angebot im Sinne eines Kompetenz-Hotspots entwickeln und vorstellen.
Weiters haben wir im Frühjahr eine Gruppe gestartet, die sich branchenspezifischen HR-Aspekten widmet. Das machen wir gemeinsam mit den Experten vom oberösterreichischen Netzwerk Humanressourcen.
Mit dem Mechatronik-Cluster arbeiten wir am Thema Industrie 4.0, das ja in Oberösterreich sehr prominent von Wirtschaftspolitik und Industriellenvereinigung getrieben wird. Da ist es wichtig, immer wieder auf den Wertbeitrag der IT in diesen Szenarien hinzuweisen. Es gibt zwei Arbeitsgruppen: Eine, in der Maschinen- und Anlagenbauer ihre Erfahrungen und Ist-Szenarien der Industrie 4.0 austauschen und Anforderungen an IT-Anbieter formulieren. Und eine andere, in der sich eben diese Anbieter zu bestimmten Themen gruppieren und gemeinsame Usecases und konkrete Angebote entwickeln. Diese sollen dann am 7. Oktober, einen Tag vor dem großen Jahresevent des Mechatronik-Clusters, das heuer ganz unter dem Motto Industrie 4.0 steht, präsentiert werden.

Sie kooperieren also mit den anderen Clustern?
Ja, ein Fokus liegt eben auf der branchenübergreifenden Wirkung der IT. Dabei kooperieren wir eng mit den anderen Clustern. Neben dem Mechatronik-Cluster ist das vor allem der Automobil-Cluster. Mit dem entwickeln wir derzeit eine breit angelegte „Plattform smarte Mobilität“. Dort ist uns wichtig, darauf hinzuweisen, dass nicht nur Fahrzeuge selbst immer „smarter“ werden und sich untereinander und mit der Infrastruktur vernetzen. Die Digitalisierung geht viel tiefer und wird den gesamten Mobilitätsbereich gewaltig umkrempeln. Insbesondere geht es darum, auf der Basis von Fahrverhalten und Mobilitätsdaten ganz neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Die IT-Themen, die hier wichtig sind, reichen von Connectivity und Big Data bis zu Datenschutz und Security.

Und was bieten Sie der Kerngruppe Ihrer Mitglieder, den IT-Anbietern?
Genau, der IT-Cluster ist ja vor allem ein Netzwerk von IT-Anbietern, insbesondere von Softwareherstellern. Auch für diese Hauptzielgruppe bieten wir neue Inhalte. Das Thema Softwarequalität bewegt alle Hersteller und ich habe in Gesprächen mit unseren Mitgliedern großes Interesse geortet, sich dazu auszutauschen.
Die Softwareexperten wollen einen Erfahrungsaustausch zu Methoden und Umgangsweisen bei Softwareentwicklung, Testing, agilem Projektmanagement usw. Daher werden wir im Herbst eine Arbeitsgruppe dazu bieten, wo wir auch externe Experten zu Fachimpulsen einladen werden.
Am anderen Ende des Spektrums, beim Marketing, habe ich ebenfalls großen Bedarf festgestellt. Viele der Softwarehersteller, insbesondere die kleinen, tun sich schwer, ihre Top-Erzeugnisse an den Markt zu bringen. Es fehlt hier Marketing- Knowhow an allen Ecken und Enden: vom richtigen Umgangston mit potenziellen Kunden bis hin zu etwaigen Exportkonzepten. Auch hier wollen wir mit Partnern ein bedarfsorientiertes Programm für all unsere Mitglieder entwickeln.

Was bewegt die oberösterreichische IT-Branche sonst noch?
Ich sehe vor allem drei Aspekte, die eng miteinander zusammenhängen: Fachkräftemangel, Internationalisierung und ein Awareness-Problem, das die IT hierzulande hat. Die junge IT- und Softwarebranche hat ja in Österreich keine sonderlich starke Lobby.
In Oberösterreich haben wir aber im IT-Cluster einen sehr aktiven Beirat, der sich jetzt mit diesen Themen befasst und derzeit an einem Positionspapier arbeitet. Damit soll das richtige Bild von einer starken Digitalregion Oberösterreich in den Köpfen der Entscheider verankert werden. (aw)


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