ETC: Innovative Salesforce-Ausbildung

Der Mangel an geeigneten Fachkräften ist die größte Hürde der Digitalisierung und kann sie massiv verzögern. Salesforce und das Enterprise Training Center (ETC) haben sich zusammengetan, um dieser Herausforderung mit einem zukunftsweisenden Konzept entgegenzutreten. ETC-Geschäftsführer Michael Swoboda über die »Salesforce Akademie für Partner und Kunden«. [...]

Michael Swoboda ist Geschäftsführer des ETC – Enterprise Training Center. (c) timeline/Rudi Handl
Michael Swoboda, Geschäftsführer von ETC: "Österreich hat einen wirklich hohen Bedarf an Qualifizierungsmaßnahmen im Bereich Digitalisierung, um im internationalen Vergleich wieder wirklich mithalten zu können." (c) timeline/Rudi Handl

Es ist nicht selbstverständlich, dass ein Global Player mit einem lokalen Anbieter wie ETC zusammenarbeitet. Wie ist es zu der Kooperation mit Salesforce gekommen? 

Alle Technologiepartner sind mit der Herausforderung konfrontiert, nicht jene Leute zu finden, die der Markt brauchen würde, um die Nachfrage zu bedienen. Die zentrale Frage lautet daher: Wie schaffe ich es, Menschen berufsbegleitend und möglichst kosteneffizient auf ein Niveau zu bringen, das es ihnen ermöglicht, Salesforce-Projekte im Alltag umzusetzen. Aus diesem Need heraus ist das gemeinsame Projekt der „Salesforce Akademie für Partner und Kunden“ entstanden.   

Wir haben schon in der Vergangenheit mit einem weltweit agierenden Technologiehersteller zusammengearbeitet. Es wurden innovative Konzepte dafür entwickelt, Quereinsteiger so auszubilden, dass sie Projekte bei Partnern oder Kunden umsetzen können, die wegen des Fachkräftemangels auf die lange Bank geschoben worden sind. Das hat sehr gut funktioniert und Salesforce Österreich wurde darauf aufmerksam und hat uns angesprochen. 

Was sind die Eckdaten der Salesforce Akademie?  

Die neunmonatige Ausbildung, die im März startet, beginnt mit einer Salesforce-Associate-Zertifizierung als Basis-Level. Es folgen die Administratoren-Zertifizierung und Spezialisierungen – je nachdem was in den Unternehmen konkret gebraucht wird. Nachdem man ein Praxisprojekt und eine Abschlusspräsentation absolviert hat, geht die Kandidatin oder der Kandidat bei Erfolg final in das Dienstverhältnis über.

Was unterscheidet die gemeinsame Saleforce Akademie von den üblichen Hersteller-Zertifizierungen?

Das Besondere an unserem Konzept ist unter anderem, dass die Unternehmen die Kandidatinnen und Kandidaten nicht erst nach Abschluss der Ausbildung kennenlernen, sondern schon von Anfang an. Wir suchen gemeinsam potenzielle Kandidaten, starten die Ausbildung und gleichzeitig das Arbeitsprozedere und Onboarding, wobei das finanzielle Risiko für das Unternehmen überschaubar ist. Diese tragen zwar die Ausbildungskosten, nicht aber  die Lohn- und Lohnnebenkosten, die vom AMS übernommen werden. Das AMS ist nämlich der dritte Player der Kooperation, der sehr gut darin ist, innovative Projekte zu erkennen und zu fördern. 

Eine weitere Besonderheit ist die starke Praxisorientierung. Die Auszubildenden arbeiten zu rund 70 Prozent an Fallbeispielen, wo sie das frisch Erlernte anwenden können – aber auch in realen Projekten bei Umsetzungspartnern von Salesforce beziehungsweise Salesforce-Kunden. Aus diesen Projekten können sie Wissen mitnehmen, um in der Theoriephase darauf aufzubauen.

Gibt es für diesen gleichsam hybriden Weg ein Vorbild? 

Wir haben zum Beispiel mit der Fachhochschule Campus Wien ein Projekt gestartet, wo man erstmals ECTS-Punkte für eine IT-Zertifizierung im Bereich Testing und Cloud-Administration angerechnet bekommt. Eine sehr coole Kombination, die in Österreich einmalig ist. Damit lässt sich auch berufsbegleitend das Studium vorantreiben.

Sie nennen Quereinsteiger als Zielgruppe. An wen haben Sie konkret gedacht? 

Es gibt viele Menschen, die großen Spaß daran haben, das WLAN im Bekanntenkreis zu konfigurieren oder einen PC auszusetzen. Sie haben aber nie die Gelegenheit bekommen, eine qualifizierte, strukturierte und zertifizierte Ausbildung zu absolvieren, um die Leidenschaft zum Beruf zu machen. Es sind also Menschen, die sich – unabhängig vom Alter – neu orientieren wollen. Ich denke natürlich auch an Wiedereinsteigerinnen ins Berufsleben, die unter anderem von der – im Gegensatz etwa zum stationären Handel – hohen Flexibilität in der IT-Branche profitieren wollen. Wir empfehlen mehr Frauen in der IT, da diese in der Regel ein sehr gutes IT-Verständnis mitbringen.

Wie finden Sie die geeignetsten Kandidatinnen und Kandidaten?

Wir haben ein Toolset namens „Job-Screening“ entwickelt und mittlerweile veröffentlicht. Das ist ein dreistufiges Modell, mit dem wir einen Kandidaten oder Kandidatin durch einen Prozess führen – beginnend bei der Selbsteinschätzung, Wissensüberprüfung bis hin zu einer Basiszertifizierung. Am Ende steht ein Sunburst-Diagramm, in dem die Stärken beziehungsweise Talente ersichtlich werden. Außerdem wird damit deutlich, wie gut jemand zu einem Unternehmen passt. 

Mit wie vielen Teilnehmern rechnen Sie?

Wir werden in einem ersten Schritt mit rund 20 beginnen. Ziel ist eine dreistellige Zahl. In Gesprächen hat sich herausgestellt, dass wir in Österreich einen Bedarf von 300 bis 500 Salesforce-Spezialisten zusätzlich zum bestehenden Pool haben. Davon möchte ich zumindest die Hälfte abdecken. 

Sie haben das eben beschriebene Konzept mit Microsoft begonnen und kooperieren derzeit mit Salesforce. Sind weitere Schritte in diese Richtung geplant?

Wir arbeiten natürlich daran, dieses Erfolgsmodell in unterschiedlichen Ausprägungen anzubieten. Ein Programm, das ähnlich strukturiert ist, organisieren wir für ukrainische Flüchtlinge im Amazon-Web-Services-Bereich. Als AWS-Partner haben wir dieses Programm, das von der öffentlichen Hand unterstützt wird, ausgearbeitet, um diese Menschen schneller wertschöpfend in den österreichischen Markt zu integrieren. Wir nehmen hier speziell auf Frauen mit Kindern Rücksicht, wobei wir auch hier dasselbe Prozedere anwenden: Es gilt herauszufinden, wo das Talent liegt, um die geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten auszubilden und im Arbeitsumfeld zu platzieren – und das Hand in Hand.

Mehr dazu unter: 
www.etc.at/salesforce/
www.etc.at/job-screening/


Mehr Artikel

News

KI ist das neue Lernfach für uns alle

Die Mystifizierung künstlicher Intelligenz treibt mitunter seltsame Blüten. Dabei ist sie weder der Motor einer schönen neuen Welt, noch eine apokalyptische Gefahr. Sie ist schlicht und einfach eine neue, wenn auch höchst anspruchsvolle Technologie, mit der wir alle lernen müssen, sinnvoll umzugehen. Und dafür sind wir selbst verantwortlich. […]

Case-Study

Erfolgreiche Migration auf SAP S/4HANA

Energieschub für die IT-Infrastruktur von Burgenland Energie: Der Energieversorger hat zusammen mit Tietoevry Austria die erste Phase des Umstieges auf SAP S/4HANA abgeschlossen. Das burgenländische Green-Tech-Unternehmen profitiert nun von optimierten Finanz-, Logistik- und HR-Prozessen und schafft damit die Basis für die zukünftige Entflechtung von Energiebereitstellung und Netzbetrieb. […]

FH-Hon.Prof. Ing. Dipl.-Ing. (FH) Dipl.-Ing. Dr. techn. Michael Georg Grasser, MBA MPA CMC, Leiter FA IT-Infrastruktur der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft m.b.H. (KAGes). (c) © FH CAMPUS 02
Interview

Krankenanstalten im Jahr 2030

Um sich schon heute auf die Herausforderungen in fünf Jahren vorbereiten zu können, hat die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) die Strategie 2030 formuliert. transform! sprach mit Michael Georg Grasser, Leiter der Fachabteilung IT-Infrastruktur. […]

News

Risiken beim Einsatz von GenAI in vier Schritten senken

Die Themen Datenschutz und Modellverwaltung sind in der Datenwissenschaft zwar nicht neu, doch GenAI hat ihnen eine neue Dimension der Komplexität verliehen, die Datenschutzbeauftragte vor neue Herausforderungen stellt. Die Data-Science-Spezialisten von KNIME haben die Potenziale und Risiken der KI-Nutzung beim Einsatz bei der Datenarbeit zusammengefasst und empfehlen vier Schritte zur Risikominimierung. […]

Otto Neuer, Regional VP und General Manager bei Denodo. (c) Denodo
Kommentar

Wie logisches Datenmanagement das ESG-Reporting vereinfacht

Mit zunehmendem Bewusstsein für Nachhaltigkeitsthemen wächst auch der Druck, den Stakeholder diesbezüglich auf Unternehmen ausüben. Gerade auf Seiten der Gesetzesgeber entstehen vermehrt Richtlinien, die „ESG“ (Enviornmental, Social und Governance)-Anliegen vorantreiben und Unternehmen zu mehr Transparenz in Form von entsprechender Berichterstattung verpflichten. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*