Expertenforum „Chefsache Industrie 4.0“

Über ein Echtzeit-Profitabilitätsforecasting bis auf Maschinenebene gelang es einem in Österreich angesiedelten Konzern, ein globales Benchmarking für alle Produktions- und Maschinenrüstprozesse an weltweit hunderten Standorten zeitgleich abzubilden. [...]

Im Rahmen des Expertenforums „Chefsache Industrie 4.0“, dessen erste Veranstaltung 2015 bei Jungheinrich in Wien Liesing abgehalten wurde, diskutierten Industrieanwender, Anbieter und IT-Experten die praktische Umsetzung derartiger Projekte, aber auch die zahlreichen Fragezeichen rund um das Thema. Die entscheidende Rolle von Leadership war eines der Themen im Rahmen des 3. Roundtables der Plattform „Chefsache Industrie 4.0“, die 2014 von Capgemini Österreich, adesso, Fraunhofer Austria Research und der Melzer PR Group ins Leben gerufen worden war.

Im Mittelpunkt stand ein beeindruckender Industrie 4.0-Best Practise eines in Wien angesiedelten Konzerns: Ein Echtzeit-Profitabilitätsforecasting bis auf Maschinenebene ermöglicht diesem ein globales Benchmarking für alle Produktions- und Maschinenrüstprozesse an weltweit hunderten Standorten.

Die schnelle Integration neuer Standorte und das Ausrollen der selbst entwickelten Standards in neuen Fabriken rund um den Globus sei bei dieser Strategie ein entscheidender Erfolgsfaktor, denn einheitliche Standards seien die Grundvoraussetzung für die Messbarkeit und Vergleichbarkeit der Profitabilität aller Werke. Seit 2010 gehe es in diesem Konzern in der Analyse nicht mehr darum, was war oder was ist, sondern primär um die Frage, was passieren wird und wie man das am besten abbilden könne. Forecasts reichten dabei „nicht in die Wolkenebene“, sondern „tief hinunter bis auf Maschinenebene“. Die Maschinen in neu akquirierten Werken werden so schnell wie möglich mit der nötigen Sensorik ausgestattet bzw. die Kontrollsysteme der Maschinen angebunden, die Prozesse standardisiert und die Maschinen- und Prozessdaten in einem globalen Datawarehouse zusammengeführt und ausgewertet.

Klaus Schmid, Vorstandsvorsitzender von Capgemini Österreich und Mitbegründer der Plattform, betonte, dass Capgemini durch die Finanzierung eines Lehrstuhls für „Digital Transformation“ am MIT Zugang zu den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen auf dem Gebiet von Industrie 4.0 habe. Diesen Zugang nutze man für einen direkten Wissenstransfer in Richtung  österreichische Industrie.

Erwin Greiml, Geschäftsführer von adesso Austria, hält es bei Digitalisierungsprojekten generell für entscheidend, die Gräben zwischen Fachabteilungen und IT zuzuschütten, damit eine gemeinsame Sicht gefunden und an einem Strang gezogen werden kann. Sein Unternehmen hat dafür eigens den sogenannten „Interaction Room“ entwickelt.

40.000 NEUE ARBEITSPLÄTZE IN ÖSTERREICH BIS 2025
Die Fertigung durch Industrie 4.0 wird zwar einerseits kapitalintensiver, andererseits steigt aber die Wertschöpfung deutlich: „Laut einer aktuellen Hochrechnung, rechnet man in Deutschland bis 2025 mit 425 Milliarden Euro Wertschöpfung. Umgelegt auf Österreich würde das immerhin einem Plus von über 40 Milliarden Euro sowie knapp 40.000 neuen Arbeitsplätzen entsprechen,“ erklärt Rudolf Melzer, Geschäftsführer der Melzer PR Group und Initiator von Chefsache Industrie 4.0.

Als Gastgeber der Chefsache Industrie 4.0 fungierte Christian Erlach, Geschäftsführer von Jungheinrich Austria: „Jungheinrich ist hier aktiv, weil Industrie 4.0 ein hochkomplexer Prozess mit unterschiedlichen Entwicklungsphasen und Tempi ist. Und wenn es dann ‚Klick‘ macht, dann wollen wir vorne mit  dabei sein! Unsere Rolle  bei Industrie 4.0 ist ‚Intralogistik 4.0‘, also die Integration und Digitalisierung von Intralogistiklösungen.“ Dazu stehen Produkte und Services zur Verfügung wie zum Beispiel das vor kurzem prämierte Logistik Interface. (pi/aw)


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