Die PROGRAMMIERFABRIK hat sich in ihrer 25-jährigen Firmengeschichte vom reinen Dienstleister zum Systemhaus entwickelt. Auch die Weichen für die nächsten 25 Jahre sind schon gestellt, wie Geschäftsführer Wilfried Seyruck im Interview verrät. [...]
Die PROGRAMMIERFABRIK wurde heuer 25 Jahre. Wie hat sich das Unternehmen verändert?
In diesen 25 Jahren haben wir uns von einem reinen Dienstleistungsunternehmen, das Kunden hauptsächlich bei der Entwicklung und der Wartung von Software auf Time and Material Basis unterstützt hat, zu einem Systemhaus mit mehr als 100 Beschäftigten weiterentwickelt, das auch mehrere Standard-Software-Produkte entwickelt und vertreibt sowie Turnkey-Lösungen zu Festpreisen erstellt und gegebenenfalls auch betreibt.
Neben selbst entwickelten Lösungen betreiben wir auch verschiedene betriebswirtschaftliche Standard-Lösungen für zahlreiche Kunden. Solche Kunden legen großen Wert darauf, dass der Betrieb in einem Rechenzentrum erfolgt, das alle relevanten Sicherheits-Zertifizierungen vorweisen kann. Daher betreiben wir sämtliche Lösungen bei unserem Schwester-Unternehmen dem GRZ IT Center, das mit über 500 Mitarbeitern zu einem der größten Rechenzentren Österreichs gehört.
Wir blicken aber nicht nur zufrieden in die Vergangenheit, sondern können uns auch voll auf die Weiterentwicklung der PROGRAMMIERFABRIK konzentrieren, weil wir die Weichen für die Zukunft rechtzeitig gestellt haben. Mit der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich hat sich schon 2006 ein strategischer Investor beteiligt, der die Bedeutung der IT für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen erkannt hat und eingestiegen ist, um zu bleiben. Nachfolge-Themen, wie bei anderen Software-Häusern unseres Alters, stellen sich daher bei uns nicht.
Haben Sie das Gefühl, dass sich der agile Ansatz schon dauerhaft durchgesetzt hat?
Der immer lauter werdende Ruf der Fachabteilungen nach besserer IT-Unterstützung zwingt Betriebe und Behörden dazu, IT-Projekte schneller umzusetzen. Mit agilen Entwicklungsansätzen lässt sich die Zeit, bis neue Lösungen genutzt werden können, deutlich verkürzen. Zudem können so die besonders wichtigen Teile einer Lösung früher entwickelt und bereitgestellt werden. Die meisten unserer Kunden bevorzugen daher bereits agile Ansätze bei der Entwicklung von Software. Vor allem bei der Entwicklung von gut abgrenzbaren Applikationen. Bei großen Business-Intelligence- und Data-Warehouse-Projekten ist eine agile Vorgehensweise deutlich schwieriger. Hier müssen häufig mehrere Teams an den selben Entitäten arbeiten, was erhöhten Koordinationsaufwand erfordert. Weiters gibt es in einem Data Warehouse insbesondere bei Belade-Jobs viele technische Abhängigkeiten, die ein paralleles Arbeiten mehrerer Teams erschweren. Vor allem dann, wenn zu jeder Zeit ein gesamtlauffähiges System zur Verfügung stehen soll.
Wie zufrieden sind Sie mit der heurigen Geschäftsentwicklung?
Unser Firmenjubiläum konnten wir dank guter Konjunktur mit einem Rekordumsatz feiern. Im Geschäftsjahr 2017/2018, das Ende September abgeschlossen wurde, haben wir unseren Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 26 Prozent auf knapp 14 Millionen Euro gesteigert. Der einzige Wermutstropfen dabei ist, dass heuer noch mehr Umsatz möglich gewesen wäre. Weil es uns nicht gelungen ist, rechtzeitig die dafür erforderlichen IT-Fachkräfte zu rekrutieren, konnten wir aber leider nicht alle Anfragen bedienen. Derartige Steigerungen sind natürlich nicht jedes Jahr zu erreichen. Wir rechnen aber auch für das laufende Geschäftsjahr mit einer weiteren allerdings deutlich moderateren Erhöhung unseres Umsatzes.
Erwarten Sie eine Beruhigung auf dem Arbeitsmarkt und weniger Fachkräftemangel?
Das Problem ist akuter denn je und entwickelt sich immer mehr zur Konjunktur- und Wachstumsbremse. Die geburtenstarken Jahrgänge aus den 60er-Jahren, wo Familien noch durchschnittlich 3, 4 Kinder hatten, stehen mittlerweile knapp vor der Pensionierung. Damit geht leider auch die erste starke Informatiker-Generation dem Arbeitsmarkt verloren. Die dadurch entstehende Lücke kann durch die Absolventen der verschiedenen IT-Ausbildungseinrichtungen nicht abgedeckt werden. Auch weil demographiebedingt weniger junge Menschen mit Ausbildungen beginnen und gleichzeitig der Bedarf an IT-Fachkräften in den nächsten Jahren weiter steigen wird.
Welche Maßnahmen sind notwendig um dieses Problem in den Griff zu bekommen?
Dazu wäre mittlerweile ein nationaler Kraftakt erforderlich, um deutlich mehr junge Leute für IKT-Ausbildungen zu begeistern. Aber zumindest sollten wir das Potential an IT-Talenten voll ausschöpfen. Dazu gilt es insbesondere mehr Frauen für IT zu begeistern, damit der Frauenanteil in der IT endlich auf die in anderen Ländern üblichen 50 Prozent steigt. Dieses Ziel ist auch erreichbar. Bei Informatik-Schulwettbewerben in der Unterstufe liegt der Frauenanteil bei 50 Prozent. Warum der Frauenanteil in den meisten HTLs unter 15 Prozent liegt, ist daher nicht nachvollziehbar.
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