Fachkräftemangel weiter hoch

Der IT-Branche fehlen weiterhin rund 10.000 hochqualifizierte Arbeitskräfte. Laut dem aktuellen IKT-Statusreport des Fachverbands UBIT fehlt in Österreich ein IKT-Gesamtausbildungskonzept für Schule, Lehre, Fachhochschulen und Universitäten. [...]

Laut UBIT-Obmann Alfred Harl muss "die Ausbildung zur Informatik bereits im Kindergarten anfangen".
Laut UBIT-Obmann Alfred Harl muss "die Ausbildung zur Informatik bereits im Kindergarten anfangen". (c) Pixabay

Der IT-Fachkräftemangel ist und bleibt eines der brisantesten Themen mit dem sich die heimischen Unternehmen auseinandersetzen müssen. „In der IT-Branche fehlen weiterhin rund 10.000 hochqualifizierte Arbeitskräfte. Der direkte und indirekte Wertschöpfungsverlust pro unbesetzter Stelle beläuft sich auf 160.000 Euro pro Jahr, insgesamt also 1,6 Milliarden Euro“, sagte Martin Zandonella, Berufsgruppensprecher IT des WKÖ-Fachverbandes UBIT (Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie), bei der Präsentation des „IKT Statusreport #5“. „Das ist ein immenser wirtschaftlicher Schaden für den Standort.“ Der Report dokumentiert die studentischen Ausbildungsstätten Österreichs hinsichtlich Studienbeginnern, Absolventen und DropOuts sowie deren Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Österreich. „Der Fachkräftebedarf im IT-Sektor steigt seit Jahren kontinuierlich an und der Mangel an solchen mindert die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Österreich.“

Informatik ab dem Kindergarten

„Der 5. IKT-Statusreport des Fachverbands zeigt, dass der Schlüssel zum Erfolg in der Schaffung von ausreichend Ausbildungsplätzen und in der konsequenten Steigerung der Absolventenzahlen liegt“, ergänzt Alfred Harl, Obmann des Fachverbandes UBIT. „Hochqualifizierte Fachkräfte im Informations- und Kommunikationstechnologiesektor sind das Rückgrat der Digitalisierung. Die IT-Branche boomt. Doch während im Lehrlingsbereich die Trendwende mit einem Plus von 7,5 Prozent Auszubildenden in der Sparte Information und Consulting gelungen ist, mangelt es im Hochschulbereich weiterhin an Spezialisten. Laut EU-Kommission wird 2020 europaweit sogar mit einer Lücke von rund einer Million IT-Arbeitskräften gerechnet. Wir müssen besonders innerhalb Österreichs IT-Experten ausbilden, die Ausbildung zur Informatik muss dazu bereits im Kindergarten anfangen“, so Harl weiter. Dass Österreich beim EU-Index für digitale Wirtschaft und Gesellschaft Digital Economy and Society Index, DESI) hinter Deutschland nur Rang 13 belegt und im Vergleich zu 2018 um einen Platz zurück gefallen ist, sei ein „Warnsignal“. Tatsächlich weist der IKT-Statusreport wenig positive Tendenzen in der Entwicklung der Ausbildung qualifizierter IT-Hochschulabsolventen in Österreich aus.

Universitäten im Fokus

„Der heutige Informatik-Unterricht hat nichts mit Informatik zu tun“, so Zandonella. Auch der Plan, Schulklassen flächendeckend mit Tablets auszustatten, sei nicht der ideale Weg. „Nur weil die Schüler Tablets bekommen, werden wir deswegen nicht mehr Studierende haben. Die Problematik der offenen Stellen besteht weiter. Wir kämpfen mit der Stagnation“, so Zandonella weiter. Auch die hohe Dropout-Quote in IKT-Fächern an Unis und FHs – vor allem in den ersten Semestern – sei besorgniserregend. An den Fachhochschulen lag die Studienabbruchquote im Jahr 2017/18 bei IKT-Bachelor- Studien bei 44,9 Prozent, an den Universitäten bei 50,6 Prozent. Aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor. „Seit Jahren sucht die IT-Branche nach geeigneten Fachkräften und wir warnen schon lange vor diesen Entwicklungen. Die Zugangsbeschränkungen bei IT-Studienrichtungen verstärken diesen Mangel, da sich bei den Absolventenzahlen, wie befürchtet, keine positive Tendenz zeigt“.

Über 50 Prozent Dropout-Quote

Am höchsten ist die Dropout-Quote (Bachelor) an der Universität Wien, im Studienjahr 2017/18 lag diese bei 57,9 Prozent (2016/17: 58,4 Prozent), gefolgt von der TU Wien mit 52,4 Prozent (2016/17: 56,4 Prozent). Beim Masterstudium liegt die Dropout-Quote an der TU Wien sogar bei 62,4 Prozent und an der Universität Wien bei 52,9Prozent. 


Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*