Big Data ist in aller Munde und es gibt kaum ein Unternehmen, das sich nicht die Frage stellt, wie es in Zukunft mit der Datenflut umgehen soll. Ewald Glöckl, seit 2006 Österreich-Chef des Storage-Spezialisten Netapp und mittlerweile für die Region APLTREE (Austria, Poland, Turkey and Eastern Europe) verantwortlich, gibt im Gespräch mit der COMPUTERWELT die Antwort auf diese Frage. [...]
Warum sollten sich Unternehmen mit dem Thema Big Data beschäftigen?
Ewald Glöckl: Wir rechnen damit, dass die Datenmenge in den nächsten zehn Jahren, also bis 2022, jedes Jahr um 44 Prozent zunimmt. Wenn ein großes Unternehmen heute eine Million für die Speicherung seiner Daten ausgibt, dann würde das bis 2022 hochgerechnet 44 Millionen kosten. Nur um die Technik zu kaufen, wohlgemerkt. Dazu kommt noch einmal etwa das Doppelte für den Betrieb: Manpower, Strom, etc. Damit sind wir schon bei 88 Millionen. Wenn man dazu bedenkt, dass die Nutzungsraten heute nur bei 40 Prozent liegen, kann man sich leicht ausrechnen, warum man sich mit dem Thema Big Data beschäftigen muss. Das ist natürlich nur eine Hochrechnung. Aber ohne neue Ideen, ohne Innovation kann man das nicht mehr handhaben.
Welche Fragen sollten sich Anwender in diesem Zusammenhang stellen?
Die große Frage ist: Wie schaut der Lebenszyklus von Informationen in Unternehmen aus? Was macht man mit den gesammelten Daten. Fakt ist, dass heute nichts mehr gelöscht wird. Das sieht man ja bei sich selber zu Hause: Fotos, E-Mails, etc. Auch Firmen werfen nichts mehr weg. Dementsprechend ist das Datenwachstum nicht mehr kontrollierbar. Wir haben heute schon viele Petabyte-Kunden in Österreich. Weltweit sind es 50 Kunden, die über 50 Petabyte haben.
Warum wird nichts mehr gelöscht?
Aus Angst, dass man etwas brauchen könnte, was man nicht mehr hat. Heute laufen viele Geschäftsprozesse elektronisch ab, sodass es kein Papierarchiv im Keller mehr gibt, in dem man im Notfall nach einer bestimmten Rechnung suchen kann. Die elektronischen Daten sind das Archiv. Deshalb wird nichts mehr gelöscht: Man weiß zwar nicht, ob man die Daten jemals wieder brauchen wird, aber man hebt sie auf. Beispiel E-Mails: E-Mails sind businesskritisch geworden und man muss sie im Ernstfall vor Gericht vorlegen können. Und das bei 170 Millionen E-Mails, die weltweit pro Minute verschickt werden. Da kommen absurde Zahlen heraus.
Hardware wird immer mehr Commodity. Wie behauptet sich Netapp in diesem Umfeld gegen Mitbewerber, die alles aus einer Hand anbieten?
Indem wir innovativ sind. Eine IBM, Oracle oder HP bieten alles aus einer Hand. Wir glauben jedoch, dass man als Spezialist innovativer sein kann, als ein Alles-aus-einer-Hand-Anbieter und bieten den Kunden damit einen Wettbewerbsvorteil. Man kann nicht in allem perfekt sein. Ab einer gewissen Größe ist auch in unserer Branche tiefgehende Innovation nur mehr schwer möglich. Wir haben daher immer versucht, über Innovation zu punkten.
Der zweite wichtige Punkt ist: Es muss so simpel wie möglich sein. Immer wenn es in den letzten 25 Jahren in der IT etwas gegeben hat, was simpel war und gut funktioniert hat, dann hat es sich durchgesetzt. Ein aktuelles Beispiel aus dem Storage-Bereich ist Dropbox. Trotz der technischen Komplexität so simpel wie möglich zu bleiben, lautet unsere Devise.
Cloud und Daten. Ein heikles Thema?
In Österreich gibt es die Psychologie: Ich hab Angst, wenn meine Daten nicht bei mir sind. Unternehmen haben aber oft gar nicht wirklich die Wahl, sondern werden in die Cloud hineingedrängt. Bleiben wir bei Dropbox: Das ist einfach und performant und wird deshalb genutzt. Wenn ich meinen Usern mit der hauseigenen Infrastruktur diese Flexibilität und Verfügbarkeit nicht bieten kann, muss ich damit rechnen, dass sie Dropbox verwenden. Es gibt diese Services in der Wolke schon und ich brauche nur ein paar Mausklicks und eine Kreditkarte um sie zu nutzen. Wenn man dagegen der IT-Abteilung eines Unternehmens sagt: Bau mir ein Dropbox-Service und in zwei Wochen will ich es haben, dann fallen die aus allen Wolken.
Das Gespräch führte Oliver Weiss.
Ewald Glöckl:
Ewald Glöckl ist seit Mai 2011 als Director APLTREE für die Vertriebsaktivitäten von Netapp in Österreich, der Türkei, Polen, Ungarn und Tschechien sowie Südosteuropa verantwortlich. Zuvor war Glöckl ab Mai 2008 als Regional Manager und ab Dezember 2010 als Director für Austria and Eastern Europe zuständig. Seine Karriere bei Netapp begann der ausgebildete Nachrichtentechniker in der Position des Country Manager für Österreich. Vor seinem Einstieg bei Netapp betreute Glöckl als Account Director bei CA Technologies ausgewählte Großkunden.
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