Neue Top Level Domains wie .wien können für Unternehmen klare Marketingvorteile bringen. Eine aktuelle Studie zeigt, dass das Thema in Österreich aber erst an der Oberfläche kratzt. [...]
Angesichts des großen Interesses für die neuen Top Level Domains (TDL) wie .wien oder .tirol hat der heimische Domain-Registrar Nic.at die erste Studie über Domainstrategien österreichischer Unternehmen präsentiert. Und diese kommt zu dem Schluss, dass das Thema Domains bei den österreichischen Unternehmen noch nicht ganz angekommen ist. »Alleine die Tatsache, dass ein eigenes Domainmanagement de facto kaum vorhanden ist, zeigt uns, dass Österreich noch großes Aufholpotenzial hat«, sagt Richard Wein, Geschäftsführer von Nic.at, und weiter: »Jetzt ist der Zeitpunkt günstig, Zuständigkeiten und Abläufe in Unternehmen zu klären, bevor der Markt durch neue Top Level Domains ab dem nächsten Jahr zunehmend unübersichtlich wird.« Die Einführung der neuen TLD soll laut Wein das Internet revolutionieren. Zwar würden die ersten Domains mit Endungen von .app bis .wien frühestens 2013 online gehen, Unternehmen müssen sich aber bereits jetzt darauf vorbereiten und ihre Domainstrategien »fit« für neue Namensräume in Internet machen. Nic.at hat das Jahr 2012 zum »Jahr der Domain-Strategie« ausgerufen. »Im Zusammenspiel von Unternehmen, Agenturen und Registraren gibt es häufig noch unterschiedliche Einschätzungen bzw. Wahrnehmungen über Erwartungen und Rolle des jeweils anderen«, so Wein. Aus diesem Grund wird Nic.at im Herbst eine Awareness-Kampagne starten, die das Thema Domain-Management in den Mittelpunkt stellen soll. »Zielgruppengerecht und auf kreative Weise soll dabei aufgezeigt werden, dass Domains noch viel mehr können, als das, wofür sie derzeit eingesetzt werden«, so Wein gegenüber der COMPUTERWELT. »Wir wollen einen Aufruf in Richtung Unternehmen setzen, ihre bestehenden Domain-Keller aufzuräumen, um aus den Domains mehr herausholen zu können.«
STRATEGIEN, DIE KEINE SIND
Laut der Studie haben Unternehmen derzeit noch gänzlich unterschiedliche Wahrnehmungen, was ihre Domain-Strategien betrifft. Vier von zehn Unternehmen sind überzeugt, sehr wohl strategisch vorzugehen und meinen von sich selbst, eine Domainstrategie bereits umgesetzt zu haben. Agenturen und Registrare hingegen sehen ihre Kunden kritischer. Rund zwei Drittel der Agenturen und Registrare vertreten die Meinung, Unternehmen hätten keine spezifische Domain-Strategie geplant. Schärfer fällt auch das Urteil aus, ob Strategien bereits umgesetzt worden sind: Nur knapp jede zehnte Agentur bzw. jeder zehnte Registrar sieht eine solche bei seinen Kunden bereits realisiert. »Die reine Anmeldung einer Domain macht noch längst keine Domain-Strategie aus«, so Wein. Über die Hälfte der Unternehmen würden schon jetzt mehr als sechs Domain-Namen führen. Deren Auswahl sei zumeist Chefsache und ergebe in der Praxis Schnittstellenkonflikte mit der Marketing-Abteilung oder der EDV.
Grundsätzlich glaubt Wein, dass User weiterhin auf bekannte und vertraute Endungen setzen werden: »Das Vertrauen und die Bekanntheit, die wir für .at in den letzten fünfzehn Jahren aufbauen konnten, macht sich mit Sicherheit bezahlt. Es bleibt aber abzuwarten, was Internet-Giganten wie Amazon oder Google vorhaben, die jeweils über 75 neue Domainendungen beantragt haben. Sie hätten das Potenzial, die Branche auf den Kopf zu stellen.« Laut Petra Gregorits, Geschäftsführerin von PGM Research, die die Studie durchgeführt hat, ist der Domain-Name vor dem Punkt marketinggetrieben, nach dem Punkt vertriebsorientiert bis hin zu regional fokussiert. »Noch wenig genützt wird hierzulande das Potenzial an bewegten Domains für Kampagnen und Slogans«, so Gregorits. Da gebe es viel Potenzial.
Nic.at unterstützt als technischer Partner insgesamt zwölf europäische Bewerbungen, darunter die Geo-Top-Level-Domains .wien und .tirol. Besonders regional bezogene Inhalte könnten durch die neuen TLD besser hervorgehoben werden. Trotz des offensichtlichen Werts für den Fremdenverkehr gab es aber wenig Interesse der öffentlichen Hand, sich an den Einreichungen zu beteiligen. Auch Salzburgs Politik sei etwa nicht davon zu überzeugen gewesen, dass eine .salzburg-Domain sinnvoll wäre, erklärt Wein. Da könnte es auch eine nicht unwesentliche Rolle spielen, dass für eine Bewerbung 185.000 Dollar (rund 147.000 Euro) an die Internet-Verwaltungsorganisation ICANN berappt werden müssen. Danach kommt ein aufwendiges und kostenintensives Auswahlverfahren. Bei 1.930 beantragten TLD wird dieses bis zu zwei Jahre dauern. (cb)
Be the first to comment