Auch nach 13 Jahren im zweiten Jahrtausend haben sich Frauen mit IT-Jobs noch nicht angefreundet – aus zahlreichen Gründen. Deshalb sollen Aktivitäten und Initiativen in diese Richtung diesem Umstand langsam aber sicher ein Ende bereiten. [...]
Einige Initiativen zum Thema und deren Vertreterinnen sollen hier vorgestellt werden: TechWoman etwa ist ein Dachverband, der nationale und internationale Projekte zur Förderung von Frauen in der Technik bündelt. Er setzt Akzente, um sowohl die Anzahl als auch die Situation von Frauen in technischen Berufen zu verbessern. So werden Programme entwickelt, die Mädchen und Frauen neue Job- und Karrierechancen in technischen Berufen eröffnen. Maria Rauch-Kallat ist Präsidentin des Vereins TechWomen und erklärt im Gespräch mit der COMPUTERWELT, wieso: „Frauen haben in technischen Berufen viel bessere Karriere- und Einkommenschancen als in herkömmlichen typischen Frauenberufen. Daher möchte ich Mädchen und junge Frauen ermutigen, technische Berufe zu wählen und damit auch zu einer Verkleinerung der Einkommensschere beizutragen.“
Das Projekt FIT – Frauen in die Technik – agiert österreichweit und organisiert Informationsveranstaltungen, um das Interesse von Frauen an technischen Berufen zu steigern. Die FH Technikum Wien beispielsweise hat im vergangenen Sommersemester in Kooperation mit dem AMS-Programm FIT einen Vorbereitungslehrgang für Frauen für den Bachelor-Studiengang Verkehr und Umwelt angeboten. Grundsätzlich unterstützt die FH Technikum Wien als Sponsor oder Partner diverse Aktivitäten, um mehr Frauen für Technik zu begeistern: „Wir sind Österreichs größte rein technische Fachhochschule und gerade uns ist es ein besonderes Anliegen, Mädchen und Frauen für Technik zu begeistern. Immerhin bilden wir die Techniker von morgen aus und die Nachfrage ist groß“, sagt Fritz Schmöllebeck, Rektor der FH Technikum Wien. Aktuell hat die FH die Initiative Technolution unterstützt. Technolution möchte Mädchen und junge Frauen für Technik begeistern. Darüber hinaus soll das Projekt engagierte Eltern, Lehrer, Firmen und Institutionen informieren, vernetzen und als Mitstreiter für mehr Frauen in der Technik gewinnen. Hierfür wurden Kongresse und Kreativwettbewerbe veranstaltet. Offenbar ist dieser Ansatz kein schlechter: „Was den Anteil an weiblichen Studierenden an unserer FH betrifft, beträgt er im aktuellen Studienjahr 16,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr mit 15,7 Prozent. Das ist kein dramatischer Zuwachs, aber wir beobachten seit einigen Jahren alljährlich konsequent einen leichten Anstieg bei den weiblichen Studierenden. 2007 lagen wir noch bei 12,5 Prozent“, erklärt Andrea Russ-Lindner von der FH Technikum Wien. So bietet die Fachhochschule auch Mentoring-Programme von IBM oder Microsoft für Studentinnen oder die Initiative „1000 Euro statt Blumen“, die besonders erfolgreiche Frauen in der Technik ins Rampenlicht rücken und aufzeigen sollen, dass technische Berufe auch für Frauen spannend sind. Daneben beteiligt sich die Fachhochschule auch an organisationsübergreifenden Aktivitäten wie etwa dem Töchtertag.
ARBEITSLEBEN
Im Software Competence Center Hagenberg (SCCH), einem der größten unabhängigen Forschungszentren im Bereich Software in Österreich, sind von 50 Personen im wissenschaftlichen Bereich sieben Frauen zu finden. Gendermaßnahmen sind allerdings „natürlich“ angestrebt, wie das Kompetenzzentrum versichert. Unter anderem arbeitet Verena Geist als wissenschaftliche Mitarbeiterin am SCCH vor allem an den wissenschaftlichen Forschungsprojekten VMI (Vertical Model Integration) und PreSem (Preserving Semantics During Refinement of Business Processes). Ihre Forschungsziele sind die Verbesserung des formalen Verständnisses von Modellen und die Integration von Modellen und Methoden zur prozessorientierten Spezifikation von Softwaresystemen.
Auch unternehmensseitig hat sich die COMPUTERWELT etwas umgehört, wie es mit Frauen in technischen Positionen bestellt ist. Bei Qualysoft Österreich beispielsweise arbeiten zwölf Frauen, davon vier in Führungspositionen. Was technische Positionen betrifft – wie etwa Systementwicklerinnen – sei die Niederlassung in Deutschland ein positives Beispiel. Hier liege der Frauenanteil bei fast 50 Prozent – in Österreich bei zehn Prozent. Ines Bachkönig jedenfalls ist Senior Project Manager im Unternehmen und erst kürzlich von der Karenz wieder in den Beruf eingestiegen: „Nach meiner Karenz wurde ich wie selbstverständlich wieder begrüßt. Es ist klar, dass ich meine Tätigkeiten als IT-Projektleiterin weiterhin ausübe. In der Einarbeitungszeit habe ich mich zuerst fachlich auf den neuesten Stand gebracht, konnte Seminare und Fachvorträge besuchen. Jetzt leite ich zum Teil Projekte, zum Teil arbeite ich Angebote aus. Qualysoft kommt mir hinsichtlich der Flexibilität der Arbeitszeiten sehr entgegen.“ Es scheint auch so, als würden Frauen ihre technische Tätigkeit auch anders beschreiben, was einer Rolle als Role Model zuträglich wäre: „Ich startete als Entwicklerin, konnte aber schnell auf Projektleitung umsatteln. Das war und ist, was mir Spaß macht und wo ich eine Zertifizierung habe. Als Projektleiterin kommuniziere ich mit Kunden, erfrage Anforderungen und trage diese an die Entwickler weiter. Wir stecken unsere Köpfe zusammen und überlegen, wie ein Problem am besten zu lösen ist, und erzeugen aus dem Nichts ein schönes Produkt, eine Software“, erklärt Bachkönig. Qualysoft-Recruiterin Milena Matic gibt dabei auch Einblick in die Bewerbersituation: „Der Rücklauf von Fachkräften ist eindeutig Männer-dominierend. Durchschnittlich sind bei zehn Bewerbungen zwei von Frauen dabei. Qualysoft beurteilt Bewerbungen je nach Anforderungen und Qualifikation – im Falle einer weiblichen Bewerberin und einem männlichen Bewerber mit gleichwertiger Qualifikation, fällt die Auswahl auf die Frau.“ Sie beobachte aber, dass der Frauenanteil von Bewerbern und auch Mitarbeitern zu den vergangenen Jahren deutlich zugenommen habe.
COMPUTERWELT hat auch bei BEKO Engineering & Informatik nachgefragt, wie es mit dem Frauenanteil aussieht. In technischen Bereichen liegt er bei fünf Prozent, innerhalb des Unternehmens variiere der Anteil aber je nach zu betreuender Kundenstruktur.
In Wien beispielsweise arbeite BEKO an vielen Projekten für die öffentliche Verwaltung, für Behörden und die Telekombranche. Entsprechend hoch sei der Anteil an Informatikprojekten des Geschäftsbereiches Professional Services, wo der Frauenanteil bei zehn Prozent liegt. In Linz wiederum sei BEKO aufgrund der dortigen Kundenstruktur sehr industrielastig, es dominieren Anlagen- und Maschinenbau. Obwohl hier auch die Software-Entwicklung stark sei, liege der Frauenanteil im technischen Bereich bei einem Prozent. Die kleineren Büros in Klagenfurt und Salzburg würden keinen Frauenanteil ausweisen, in Graz liege der Anteil bei sechs Prozent Frauen.
Im Rahmen des Technolution Herbstkongresses ist auch Wissenschafts- und Forschungsminister Karlheinz Töchterle zu Wort gekommen, der hier die Abschlussworte beisteuern soll: „DIE Wissenschaft und DIE Technik sind weiblich – und dennoch können sich viele Mädchen und junge Frauen vor allem mit dem technischen Bereich wenig anfreunden.“ Um Barrieren erst gar nicht entstehen zu lassen bzw. frühzeitig abzubauen, brauche es Maßnahmen und Initiativen. (mi)
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