Trotz positiver Zahlen und steigender Umsätze steht die Beratungsbranche vor einem Umbruch. [...]
Von Umsatzsteigerungen von neun Prozent pro Jahr können andere Branchen nur träumen. Für die Unternehmensberatung in Österreich sind sie Realität. Dennoch wird es für die einzelnen Beratungsunternehmen schwieriger, neue Aufträge an Land zu ziehen. Gute Beziehungen sind immer seltener ausschlaggebend bei der Auftragsvergabe, Unternehmen wollen Transparenz und verbindliche Erfolge. Eine Karmasin-Studie zeigt dabei die Bedeutung von Unternehmensberatern: Österreichische CEO setzen gerne und oft auf „externe Sparring-Partner“ bzw. externe Unterstützung, die vor allem nachhaltige Inputs bringt. Die systemische Unternehmensberatung, die gemeinsam mit dem Auftraggeber Lösungen und Maßnahmen erarbeitet, die interne Planung begleitet und laufend Fachwissen einfließen lässt, ist laut Studie „state of the art“. Alfred Harl, Obmann des Fachverbandes UBIT der Wirtschaftskammer Österreich, sieht in dieser Studie vier deutliche Handlungsfelder: „Unsere CEO wünschen sich Unterstützung für den Umgang mit Zeitdruck, bei der Identifikation von Prozessen und Zielen, bei der Implementierung von Innovationen und im Umgang mit ständigem Wandel.“
Dass sich in der Beratungsbranche weiterhin Karriere und gutes Geld machen lässt, zeigt eine Studie des Bundesverbands Deutscher Unternehmensberater (BDU): Berufseinsteiger können bei Firmen mit einem Umsatz von über 25 Millionen Euro Jahresumsatz bereits nach ein bis zwei Jahren mit durchschnittlich 51.200 Euro Jahresgehalt rechnen, wenn sie es zum Consultant schaffen. Was die Umsätze und Prognosen jedoch nicht verraten, ist, dass sich selbst die etablierten Beratungshäuser auf neue Herausforderungen einstellen müssen. Nach Einschätzung des BDU werden Unternehmen „weiter eine Strategie fahren, bei der sowohl die Kostenoptimierung als auch die Ausrichtung auf zusätzliches Firmenwachstum gleichberechtigt nebeneinander vorangetrieben werden“. Während Frank Mattern, Deutschland-Chef von McKinsey, 2010 in einem Interview noch verkündete, dass „viele Klienten gar keine erfolgsabhängige Vergütung, sondern klare Tagessätze“ wünschten, sehen das viele Unternehmen heute anders. Und auch bei einigen Unternehmensberatern hat ein Umdenkprozess eingesetzt. „Eine erfolgsabhängige Vergütung ist für beide Seiten eine faire Lösung“, so beispielsweise Oliver Hüttig, Vorstand des Beratungsunternehmens COCUS. Seiner Meinung nach gibt keinen Grund, wieso ein Beratungsunternehmen einem Kunden z.B. bestimmte Outtasking-Leistungen nicht zu einem Festpreis anbieten könne: „Natürlich übernimmt man damit als Auftragnehmer einen Teil des unternehmerischen Risikos für den Kunden, aber es kann ja nicht sein, dass Berater hohe Rechnungen stellen, ohne sich an den Ergebnissen messen lassen zu wollen. Zudem lässt sich das Risiko in den meisten Fällen kalkulieren“, so Hüttig.
Umfassende und aktuelle Informationen zum österreichischen Beratermarkt sind auch in Form des Buches „Unternehmensberatung und IT in Österreich: Stand, Erfolgsfaktoren und Zukunftstrends“ von Josef Herget, Robert Bodenstein und Ilse Ennsfellner zu finden. (mi/pi)
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