Gastkommentar: Cybersecurity-Startups braucht das Land

Spätestens seit der Veröffentlichung der NSA-Aktivitäten genießt die europäische IT-Security-Branche klaren Wettbewerbsvorteil. Zugleich steht auch in Österreich mehr Venture Capital zur Verfügung, wobei Cybersecurity einen Investitionsschwerpunkt bildet. [...]

In den kommenden Jahren werden wir einen Siegeszug von IT-Security-Unternehmen „made in Europe“ sehen. Die Rahmenbedingungen stimmen und die Geldhähne im IT-Security-Bereich sind weit aufgedreht. Gartner prognostiziert für die Branche heuer ein Marktwachstum von über acht Prozent im Vergleich zu 2014, wobei schon letztes Jahr weltweit über 71 Milliarden Euro für Informationssicherheit ausgegeben wurden. Der IT-Sicherheitsmarkt tritt gerade in seine dritte Hochphase ein, nachdem wir bereits 1999 und 2007 zwei Höhepunkte erlebt haben. 1999 profitierten Unternehmen wie Checkpoint, Symantec und McAfee von der wachsenden Bedeutung sicherer Firmennetzwerke und gehören heute immer noch zu den am schnellsten wachsenden Unternehmen weltweit.

2007 stiegen Investitionen wieder sprunghaft an, nachdem zunehmend kommerzielle Webapplikationen attackiert und neue Bedrohungsvektoren zunahmen. Zu den Marktgewinnern zählten damals Firmen wie Qualys, Sourcefire, Barracuda und Trusteer.

Nun folgt der dritte Investitionsschub aufgrund neuer Herausforderungen an die IT-Security: Die Vernetzung von Menschen und Geräten schreitet rasant voran. Dazu zählen neue Tools zur Kollaboration genauso wie smarte Alltagsgegenstände – vom Bord-Computer im Auto über die per Smartphone steuerbare Heizung bis hin zu Fitnesstrackern, die Daten über Schlafzyklen und Sportaktivitäten liefern. Die mit Internet of Things einhergehenden Sicherheitsrisiken finden jedoch erst langsam Beachtung. Es zeigt sich, dass viele Organisationen auf diese disruptive Technologie noch nicht ausreichend vorbereitet sind. Zusätzlich werden Angriffe immer häufiger, gezielter, professioneller und komplexer ausgeführt und können beträchtliche Schäden verursachen.

In der IT-Security-Branche werden jedenfalls diejenigen Unternehmen besonders profitieren, die für die angeführten Anforderungen eine sichere und einfach handhabbare Lösung bereitstellen. Noch wird dieser Markt von Anbietern aus den USA und Israel dominiert.

Doch das könnte sich bald ändern: Mit den bekanntgewordenen Geheimdienst-Aktivitäten in den USA und einem vergleichsweise strengeren Datenschutz in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben wir einen klaren Wettbewerbsvorteil. Zugleich steht auch in Österreich mehr Venture Capital für die Wachstumsphase zur Verfügung, wobei Cybersecurity ein ganz besonders interessanter Investitionsschwerpunkt ist. Die Voraussetzungen sind also da, damit auch österreichische Unternehmen mit Hochsicherheitslösungen durchstarten können. Der Markt in der DACH-Region ist jedenfalls dank einer enormen technologischen Durchdringung sowie weltweit führenden Wissensträgern und Forschungsinstitutionen sehr attraktiv.

Jetzt geht es darum, eine Brücke zwischen Wissenschaft und Markt zu schlagen. Wir brauchen Initiativen, die junge Unternehmen mit technologisch überzeugenden Produkten und Investoren schnellstmöglich zusammenbringen, um Internationalisierungen erfolgreich voranzutreiben. Damit investieren wir letztlich in die heimische Wirtschaft und langfristige Wertschöpfung und stärken auch die europäische Kerninfrastruktur im IT-Bereich.

* Der Autor Andreas Tomek ist in der Geschäftsleitung des universitären IT-Security-Forschungszentrum SBA Research und im Advisory Board der Venture Fondsmanagementgesellschaft Venionaire Investment tätig.


Mehr Artikel

News

Bad Bots werden immer menschenähnlicher

Bei Bad Bots handelt es sich um automatisierte Softwareprogramme, die für die Durchführung von Online-Aktivitäten im großen Maßstab entwickelt werden. Bad Bots sind für entsprechend schädliche Online-Aktivitäten konzipiert und können gegen viele verschiedene Ziele eingesetzt werden, darunter Websites, Server, APIs und andere Endpunkte. […]

Frauen berichten vielfach, dass ihre Schmerzen manchmal jahrelang nicht ernst genommen oder belächelt wurden. Künftig sollen Schmerzen gendersensibel in 3D visualisiert werden (c) mit KI generiert/DALL-E
News

Schmerzforschung und Gendermedizin

Im Projekt „Embodied Perceptions“ unter Leitung des AIT Center for Technology Experience wird das Thema Schmerzen ganzheitlich und gendersensibel betrachtet: Das Projektteam forscht zu Möglichkeiten, subjektives Schmerzempfinden über 3D-Avatare zu visualisieren. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*