Gastkommentar: Da ist noch mehr

Wenn die Kollegen von Kaspersky Recht haben, dann ist das eigentlich Erschreckende beim Thema Flame die Zeit, in der der Trojaner unentdeckt aktiv war. [...]

Sie vermuten nämlich, dass Flame mit Sicherheit seit zwei, möglicherweise aber sogar schon seit rund fünf Jahren Systeme infiziert und Daten stiehlt. Seinen Erfolg verdankt Flame unter anderem der zunehmenden multimedialen Ausstattung der heutigen Arbeitsplatz- mRechner mit Web-Cams, Mikrofonen und Bluetooth.
Sollte man also in Unternehmen wieder die blinden und tauben Terminals der 80er Jahre installieren und damit eine Retro-IT pflegen? Das wäre ein Weg. Das Sicherste wäre es, wieder Schreibmaschinen auf die Tische zu stellen. Damit will ich sagen: IT-Sicherheit gibt es nur dann, wenn die IT abgeschafft wird – und das geht nicht. Wenn Trojaner wie Stuxnet, Duqu und jetzt Flame über Jahre hinweg ihr Unwesen treiben konnten, ist sicher: Da ist und kommt noch mehr. Viel mehr an deftigen Schad- und Spionageprogrammen sind zurzeit unterwegs. Das werden wir leider erst in ein paar Jahren erfahren.
Der Cyberwar ist schon längst im Gange. Neu ist – und das zeigt Flame – welche Komplexität die Waffen mittlerweile angenommen haben. Wer dahinter steckt, darüber kann man heute nur spekulieren. Sicher aber ist, dass es keine Spaßvögel sind, und ihre Absichten sind auch kein Jux. Getrost unterstellen darf man ihnen ein strategisches Ziel und eine penible taktische Planung. Mit diesen Methoden sind Geheimdienste schon seit Langem unterwegs. 
Im Gegensatz dazu ist Wirtschaftsspionage eher auf den kurzfristigen Erfolg aus und eine langfristige Vorbereitung eher selten. Allerdings hat sich auch hier die Intensität des Vorgehens inzwischen verändert. Eine strategisch aufgestellte Wirtschaftsspionage mittels digitaler Methoden haben wir in jüngster Vergangenheit beobachten können, als US-amerikanische Unternehmen über längere Zeit von chinesischen Hackern attackiert wurden.
Auch die norwegische Ölindustrie wurde angegriffen, und nur ein sehr naiver Beobachter möchte meinen, dass Deutschland, Österreich oder Schweiz bisher verschont geblieben sind.
* Wieland Alge ist General Manager EMEA von Barracuda Networks.

Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*