Gastkommentar: Daten-GAU bei Mastercard und Visa

Der Diebstahl von Mastercard-Kreditkartendaten wurde bestätigt. Leider erst sehr spät. Wieland Alge, General Manager EMEA bei Barradcuda Networks, kommentiert den jüngsten Datendiebstahl bei Global Payments Inc. [...]

Global Payments Inc, einem Dienstleister für Mastercard Zahlungsabwicklungen, sind im großen Stil Daten der Kreditkartenbesitzer gestohlen worden. Mit diesen Daten lassen sich neue Kreditkarten fälschen. Offensichtlich wurden bereits Transaktionen mit betroffenen Kreditkarten beobachtet.
Dass es immer wieder die Daten von Kreditkarten trifft, ist nicht verwunderlich, denn diese Daten stellen ein extrem attraktives, weil finanziell lukratives Ziel für Cyber-Kriminelle dar. Deshalb ist gerade der Bankensektor dazu verpflichtet, höchstmögliche Sicherheitsstandards einzuhalten.
Die im PCI-DSS-Standard definierten Richtlinien sind für Unternehmen im Finanzbereich rechtlich bindend. Sie beinhalten sowohl technologische als auch prozedurale Vorgaben, die das Risiko eines Diebstahls minimieren.
Global Payments hat sich noch nicht zum Hergang des Diebstahls geäußert. Wir gehen aber davon aus, dass das Unternehmen sämtliche Richtlinien eingehalten hat. Dennoch gibt es keine hundertprozentige Sicherheit. Bei physischen Banken ist es dasselbe: Die Sicherheitsmaßnahmen werden immer besser und umfassender – erfolgreiche Banküberfälle gibt es aber auch heute noch.
In einer Hinsicht muss sich das Unternehmen Kritik gefallen lassen: Seit dem Vorfall sind einige Wochen vergangen und erst jetzt wurden die Öffentlichkeit und die betroffenen Kunden informiert. Dafür gibt es nur zwei mögliche Erklärungen, die beide kein gutes Licht auf den Finanzdienstleister werfen: Entweder, man hat den Diebstahl nicht früher entdeckt. Das wäre ein schwerwiegendes Versäumnis. Oder aber, es hat ihn erst jetzt kommuniziert, was schlichtweg inakzeptabel ist. Denn die schnelle und offene Information über Schadensfälle ist ein zentrales Element im Kampf gegen die Konsequenzen, zum Schutz betroffener Kunden und zur Abwehr von künftigen Angriffen auf weitere potenzielle Firmenopfer.
Solange Datendiebstähle schnell bekannt werden, kann der Schaden eingedämmt werden beispielsweise dadurch, dass Kreditkarten gesperrt und/oder neue Kreditkartennummern vergeben werden. Selbstverständlich ist der Wechsel der Kreditkartennummer eine erhebliche Belästigung der Betroffenen, aber eine verzögerte Veröffentlichung ist das viel größere Übel. Wird darüber hinaus der Vorfall gar nicht entdeckt oder erst spät kommuniziert, dann wächst der Schaden proportional zur Zeit, die vergeht: Je länger der Diebstahl unbemerkt bleibt, umso mehr Zeit bleibt den Kriminellen, um die gestohlenen Daten in Geld umzuwandeln.
Das heißt im Klartext, dass der eigentliche Erfolg eines Kreditkartendiebstahls davon abhängt, wie lange er unentdeckt bleibt und wie lange es dauert, die Schutzmechanismen einzuleiten. Dieser Aspekt wird gerne übersehen und das ist ein Punkt, der dankenswerterweise in der neuen EU-Datenschutzrichtlinie sehr prominent behandelt wird.
* Wieland Alge ist General Manager EMEA von Barracuda Networks.


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