Gastkommentar: Datenrettung bei SSD-Festplatten

Im Verhältnis zu herkömmlichen Festplatten werden derzeit noch wenig Daten von SSD-Platten rekonstruiert, was primär an der geringeren Verbreitung liegt. Tendenz steigend. [...]

Die mechanische Belastbarkeit von SSD ist zwar in der Regel größer als bei Festplatten, jedoch können bei SSD elektronische Komponenten defekt werden. Eine SSD bzw. andere Flash-Datenträger bestehen aus einem Controller, der das Interface zum Computer sowie die interne Verwaltung der Speicherbausteine übernimmt. Speicherbausteine sind die zweite wesentliche Komponente, hier werden Daten, Prüfsummen und Verwaltungsinformationen abgelegt.

Grundsätzlich kann man Daten von SSD-Festplatten oder Flash-Speichern genauso rekonstruieren. Die Vorgehensweise ist jedoch eine ganz andere wie bei normalen Festplatten, bei denen oft mechanische Eingriffe im Reinraum notwendig sind. Bei defekten SSD und anderen Flash-Datenträgern müssen meistens die einzelnen Speichersteine vom Medium entnommen werden. Das können je nach Kapazität des Datenträgers und Speicherbausteines ein einzelner sein (z.B. bei kleinen Compact-Flash-Medien), aber auch 32 oder mehr Speichereinheiten (bei einer SSD-Festplatten mit 256 GB können beispielsweise 32 Stück 8-GB-Speicherbausteine verbaut sein). Diese einzelnen Speicherbausteine werden mit speziell entwickelter Hardware ausgelesen.

Die Kosten für Datenrettung von SSD sind ähnlich wie bei herkömmlichen Platten, da sehr viel Aufwand beim Entlöten, Reinigen und Auslesen der Speicherchips anfällt. Einer der aufwendigsten Arbeitsschritte bei der Rekonstruktion von Flash-Medien ist das Zusammensetzen der Datenblöcke von den einzelnen Speichereinheiten zu einem virtuellen Image, von dem das Dateisystem rekonstruiert werden kann. Die Hersteller setzen sogenannte Wear-Levelling-Algorithmen ein, die helfen, die einzelnen empfindlichen Speicherblöcke (Cluster) möglichst gleichverteilt zu verwenden, damit nicht einzelne besonders stark belastet werden und früher ausfallen. Diese Algorithmen sind meistens streng geheim, von Modell zu Modell, von Serie zu Serie, von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich und werden in unserer Forschungsabteilung reverse engineered, damit anschließend die Daten von Flash-Medien rekonstruiert werden können. Bei kleinen USB-Sticks, Compact-Flash-Karten, etc. ist Datenrettung aufgrund der geringeren Anzahl von Speicherbausteinen meistens deutlich billiger als bei SSD-Festplatten.

* Nicolas Ehrschwendner ist Geschäftsführer von Attingo.


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