Gastkommentar: Demosysteme – Instrument für ERP-Anbieter

Jeder ERP-Anbieter hat in irgendeiner Form ein Demosystem zur Verfügung. Die Frage ist nur, wie gut ist dieses bzw. wie sinnvoll ist es einzusetzen? [...]

In über 20 Jahren ERP-Evaluierungserfahrung habe ich bis heute noch kein – zumindest – halbwegs aussagekräftiges ERP-Demosystem gesehen. Es werden zwar öfters exemplarisch Daten des Interessenten erfasst – sofern diese zur Verfügung gestellt werden – aber auch dann finden es leider viele ERP-Anbieter nicht der Mühe wert, diese Daten vollständig zu erfassen und in einen logischen Zusammenhang mit den ERP-Systemeinstellungen zu bringen. Viele ERP-Anbieter nehmen sich auch nicht einmal die Zeit, Daten von der Website des Interessenten zu analysieren und diese im Demosystem darzustellen. Es kann dann passieren, dass bei einem Anlagen- und Maschinenbauer zwar im Groben eine Stückliste und ein Arbeitsplan des Interessenten ersichtlich sind, Details zur Logik und die Verarbeitung von exemplarischen Geschäftsfällen erfolgen aber leider am Beispiel eines Fahrrads. Die Argumentation der ERP-Anbieter bei der Verwendung solcher Demodaten ist häufig, dass sich der Interessent unter dem Aufbau eines Fahrrads konkret etwas vorstellen kann. Das ist mehr als nur eine peinliche Aussage, denn ein Interessent kann sich am besten vorstellen, wenn er seine Produkte wiederfindet, der Aufwand scheint für die Anbieter viel zu groß zu sein. Bis dato reichen anscheinend „marginal“ aufgebaute Demosysteme aus, um Interessenten zu überzeugen bzw. zu verschrecken. Es zeugt von einer gewissen Ignoranz gegenüber dem potentiellen Kunden, Demodaten von unterschiedlich alten Präsentationen vorzuführen. Dabei kann es passieren, dass Daten vom Mitbewerb anzutreffen sind bzw. ein Datum aus dem Jahr 1995 angezeigt wird.

Für die Entscheidung bei der Auswahl von ERP-Systemen werden viele Mosaiksteine herangezogen. Da viele Funktionalitäten in modernen ERP-Systemen bereits state of the art sind, spielen „weiche“ Faktoren eine immer wichtigere Rolle, das kann auch das Demosystem betreffen. ERP-Anbieter sollten nicht in die Situation kommen, auf Grund des Demosystems den möglichen Zuschlag zu verlieren.

* Christoph Weiss ist Enterprise Systems-Experte und GF von Weiss Consulting.


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