In den letzen 15 Jahren hat ein Unternehmen den Onlinehandel bis zum Exzess ausentwickelt und sich darin zum uneingeschränkten Herrscher gemacht. Die Rede ist von Amazon. [...]
Das Unternehmen hat sich vom kleinen Onlinebuchshop zum Anbieter mit dem breitesten Sortiment und dem größten Umsatz entwickelt und maßgeblich dazu beigetragen, dass Onlineshopping heute ein wesentlicher Bestandteil des Konsumverhaltens ist. Das Onlineshopping wird in Zukunft zwar nicht weniger werden oder verschwinden, jedoch behaupte ich, dass Amazon in den nächsten Jahren massiv an Bedeutung verlieren wird.
Der Fluss, von dem das Unternehmen seinen Namen bezieht, der Amazonas, ist nicht nur einer der längsten der Welt, sondern er liegt auch in einer völlig wilden, teilweise unentdeckten Gegend der Erde: den Urwäldern Südamerikas. Ähnlich wie die Konquistadores des 16. und 17 Jahrhunderts beginnen Medien, Politiker und eine immer breitere Öffentlichkeit nun die bisher verborgenen Seiten von Amazon zu sehen und sind erschreckt ob ihrer Entdeckungen: Unmenschliche Verhältnisse, zumindest für die Beschäftigten, kommen zum Vorschein: befristetete Arbeitsverträge, unwürdige Arbeitsbedingungen, unentgeltliche Einarbeitungsphase usw. Diese fürchterlichen Praktiken hören aber nicht im Unternehmen auf, sondern werden im Falle Deutschlands auch bei den Zustellpartnern und ihren Subunternehmen fortgeführt. Parallel dazu wird man gewahr, dass vom gesamten Umsatz, den der Onlinegigant in Europa lukriert, die Staaten wenig haben. Denn Amazon nutzt legale Buchungstricks, um inländische Steuerleistungen zu umgehen. Der einzige der dabei zu profitieren scheint ist der Konsument, der sein Produkt um einige Euro billiger kauft. Diese wenigen Euro sind aber gesamtwirtschaftlich gesehen teuer erkauft. Denn es leidet nicht nur der stationäre, lokale Handel, bzw. der kleinere nationale Onlinehandel, der brav seine Steuern zahlt, und seine Mitarbeiter nach europäischen Standards beschäftigt, sondern es sind auch zahlreiche Zulieferer und Dienstleistungsunternehmen, die an dieser Branche hängen, betroffen. Schließlich leiden der Staatshaushalt und die regionalen Strukturen. Diese Zusammenhänge beginnen der Öffentlichkeit langsam bewusst zu werden. Auch wenn es naiv oder allzu optimistisch klingt: Ich bin überzeugt, dass sich die Kunden in den nächsten Jahren wieder auf eine alte Weisheit besinnen und danach handeln werden: Wer billig kauft, kauft teuer!
* Damian Izdesbki ist Gründer und Geschäftsführer von Ditech.
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