Gastkommentar: Die Wahrheit hinter defekten Dateien

Häufig erhalten wir Datenretter Anfragen betreffend defekter Dokumente, Datenbanken oder Archive. Das Fehlerbild wird immer ähnlich beschrieben: Eine Datei kann nicht mehr geöffnet werden, entsprechende Fehlermeldungen werden angezeigt. Der Kunde beauftragt uns, das entsprechende korrupte File zu reparieren und so die darin enthaltenen Daten zu retten. Nur in den seltensten Fällen ist der Fehler innerhalb der Datei selbst zu suchen. [...]

Mögliche Szenarien dafür wären Hardwareschäden am Datenträger (z.B. defekte Sektoren) oder Bugs innerhalb der entsprechenden Applikation (z.B. im Office-Paket oder Datenbankserver). Die gute Nachricht: Die Files sind bei diesen Fehlerbildern fast immer rekonstruierbar.

Was ist nun meistens das tatsächliche Problem bei defekten Dateien?

Das erste Fehlerbild ist in vielen Fällen fatal, denn oft sind die Daten bereits fehlerhaft geschrieben worden. Sehr häufig tritt dies bei Datensicherungen (Backups) auf, bei denen auf dem Zieldatenträger oder dem Zielarchiv (z.B. ZIP-Datei oder .tar.gz) nicht korrekte Daten gespeichert wurden. Wenn der Kunde nun versucht, die Daten zurückzusichern, ist dies nicht möglich. In diesem Fall ist manchmal eine Datenrettung noch über einen Umweg möglich, nämlich mit Hilfe des Datenträgers, von dem ursprünglich die Daten gesichert worden sind.

Die zweite Fehlerursache ist die häufigste: Ein Fehler im Dateisystem. Die betroffene Datei wird häufig noch mit korrekter Größe angezeigt, jedoch ist es nicht mehr möglich, diese zu öffnen. In jedem Dateisystem existieren für jede Datei Listen (runlist) mit Blocknummern, welche die exakten Positionen der einzelnen Fragmente einer Datei angeben. Wenn bereits die Blocknummern falsche Referenzen enthalten, werden beim Öffnen des Files falsche Daten geliefert. Ein kurzer Blick mit einem Hexeditor zeigt unseren Technikern innerhalb kurzer Zeit, dass das defekte Dokument ein Problem innerhalb des Dateisystems aufweist. Für eine erfolgreiche Datenrettung ist somit der gesamte Datenträger notwendig, und nicht nur die Übermittlung des defekten Dokumentes.

* Nicolas Ehrschwendner ist Geschäftsführer von Attingo Datenrettung.


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