Im Englischen gibt es zwei Wörter für Digitalisierung. Während Digitization den technischen Schritt meint, setzt Digitalization breiter an und umreißt die umfassende Transformation der Gesellschaft in ein digitales Zeitalter. [...]
Hermann Sikora mahnte mit seinem Beitrag beim diesjährigen CIO Summit ein radikal neues Verständnis in Management und Business ein. „Digital Age Management“ war denn auch der Titel seines Beitrags. Vielleicht ist das ja der neue Leitbegriff, dem wir die nächsten Jahre folgen werden. Indes denkt man vielerorts weiter in den traditionellen Branchengrenzen und ignoriert die radikal sektorenübergreifende Realität der digitalen Wirtschaft. Die produzierende Industrie tut sich schwer damit, die IT als industriellen Sektor auf Augenhöhe zu erkennen. Die IT-Branche wird oft nur in einer Rolle als Dienstleister wahrgenommen, deren Nutzen eingeschränkt auf den Bereich der Produktion gesehen wird, wo die IT ein Mittel ist, um weiter am Effizienzrädchen zu drehen. Dabei wird oft die Sprengkraft gesehen, aber das Innovationspotenzial übersehen, das von einer tiefgreifenden Digitalisierung ausgeht.
Generell meint man weithin, mit dem Vorantreiben der inkrementellen Innovation werde man sich weiter am Weltmarkt behaupten können. Die Gefahr, dass eine von der Digitalisierung ausgehende disruptive Innovation möglicherweise auch „gestandene“ Industriezweige ins Wanken bringen könnte, hält man hierzulande offenbar für beherrschbar. Zweckoptimismus wird jedoch nicht reichen.
Aber auch Licht ist erkennbar: Inspiriert von Aktivitäten bei Nachbarn und der EU (DSM) beginnt man endlich auch hierzulande umzudenken. Man hat Studien beauftragt, Task Forces zum Thema Digitalisierung eingerichtet und eine Digital Roadmap auf Bundesebene auf Schiene gebracht. Im österreichischen Industrieland Nr. 1, Oberösterreich, beginnt man zu erkennen, dass sich die Digitalisierung nicht in Industrie 4.0 erschöpft. Der IT-Cluster hat einen wesentlichen Anteil an diesem Diskurs und an konkreten Aktivitäten. Schon im Sommer 2015 hat der Beirat des IT-Clusters mit seinem Positionspapier Digitalregion Oberösterreich einen umfassenden Diskussionsprozess ausgelöst.
Österreicher haben sich in der Vergangenheit sowohl als Beharrer, aber auch als erfolgreiche Innovatoren erwiesen. Es ist zu hoffen, dass sich diesmal letztere Eigenschaft durchsetzt und dass Innovation umfassend gedacht wird. Österreich – und ganz besonders Oberösterreich – hat die besten Voraussetzungen: eine starke herkömmliche Industrie und eine lebendige und hochkompetente Digitalszene. Mit dieser Kombination muss jetzt die Rakete ins Digital Age gezündet werden.
Robert Stubenrauch | Cluster Manager ITC
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