Gastkommentar: ELGA schreit nach Datensicherheit

Nun ist es fix, die Elektronische Gesundheitsakte (ELGA) wird eingeführt. Damit kommt es zu einem Super-GAU an Daten, denn es sollen alle Befunde und gesundheitsrelevanten Dokumente der Patienten in Österreich elektronisch gespeichert werden. [...]

Das österreichische Datenschutzgesetz (DSG 2000) besagt, dass Informationen über den Gesundheitszustand von Menschen zu besonders heiklen Daten zählen und deshalb zusätzlichen Verwendungsbeschränkungen unterliegen. Die medizinische Geschichte eines Menschen ist eine Ansammlung und Verknüpfung höchst sensibler Datensätze über einen langen Zeitraum. Gelangen solche Informationen aufgrund von Unachtsamkeit oder bösartiger Absichten in falsche Hände, können Existenzen zerstört werden. Es ist daher im Allgemein-Interesse, unsere elektronische Gesundheitsakte so sicher wie möglich zu gestalten.

Dazu muss das gesamte Datenarchivierungssystem vor externen sowie vor internen ­Gefahren abgesichert werden. Wie schützt man heikle Daten vor Gefahren von innen? Es ist eine einfache Rechnung, je mehr Menschen Zugang zu einem IT-System haben, desto unsicherer wird es. ELGA sieht ca. 100.000 Zugriffsberechtigte vor. Damit ist das Arztgeheimnis in Gefahr. Es reicht ein einziges schwarzes Schaf unter den Zugriffsberechtigten, um die Existenzen von Menschen und damit einhergehend das Projekt zu gefährden. Diese Daten sind einfach zu heikel um sich damit zu spielen. Deshalb bedarf es eines internen Informationssicherheitssystems. Darin wird definiert, welche Personen Zugriff auf welche Daten haben und welche Rechte damit verbunden sind. Folgende Mindestanforderungen muss das System erfüllen: Rechteverwaltung, Zugriffsschutz, Protokollierung, Schutz vor Spionage, Schutz vor Datenbeschädigung, Passwortmanagement und Dateiverschlüsselung.

Plattformen mit erhöhtem Schutzbedarf verlangen Zertifizierungen, wie beispielsweise das Sicherheitszertifikat ISO 27001. Die gegenwärtige Konstruktion von ELGA erlaubt solche Zertifizierungen aber nicht. Darüber hinaus sollen Patientendaten in ELGA unverschlüsselt abgespeichert werden. Üblicherweise erfolgt eine Trennung zwischen dem Erstellen der Sicherheitsrichtlinien und Policies und deren Umsetzung. Nicht so bei ELGA, die ELGA GmbH gibt sich selbst die Sicherheitsvorgaben und sorgt auch selbst für deren Umsetzung.

* Martin Penzes ist Geschäftsführer von Safetica Österreich.


Mehr Artikel

News

Bad Bots werden immer menschenähnlicher

Bei Bad Bots handelt es sich um automatisierte Softwareprogramme, die für die Durchführung von Online-Aktivitäten im großen Maßstab entwickelt werden. Bad Bots sind für entsprechend schädliche Online-Aktivitäten konzipiert und können gegen viele verschiedene Ziele eingesetzt werden, darunter Websites, Server, APIs und andere Endpunkte. […]

Frauen berichten vielfach, dass ihre Schmerzen manchmal jahrelang nicht ernst genommen oder belächelt wurden. Künftig sollen Schmerzen gendersensibel in 3D visualisiert werden (c) mit KI generiert/DALL-E
News

Schmerzforschung und Gendermedizin

Im Projekt „Embodied Perceptions“ unter Leitung des AIT Center for Technology Experience wird das Thema Schmerzen ganzheitlich und gendersensibel betrachtet: Das Projektteam forscht zu Möglichkeiten, subjektives Schmerzempfinden über 3D-Avatare zu visualisieren. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*