Lange wurde schon darüber spekuliert, dass SSDs kein sicheres Medium für die Datenarchivierung sind, wie es von manchen Marketing-Abteilungen der Hersteller angepriesen wurde. Nun haben wir dank einer Studie des Standardisierungsinstituts JEDEC einen öffentlichen Beweis: Die Daten auf SSDs haben abhängig von der Betriebs- und Lagertemperatur unterschiedliche Lebenszeiten. [...]
Insbesondere stromlose Enterprise-Modelle können ein echtes Risiko für die eigenen Dateien darstellen. Konstruktionsbedingt sind diese dafür konzipiert Daten, wie zum Beispiel Datenbanken, die regelmäßigen Änderungen unterliegen, schnell bereit zu stellen. In gewissen Grenzen ist während des Betriebs eine höhere Temperatur für die Lebensdauer sogar förderlich. Denn dadurch wird die „Entfernung von Verunreinigungen“ des Dielektrikums, in Form von gestauten Elektronen, erleichtert. Für Server-SSDs gilt eine Idealtemperatur von 55°C im durchschnittlich 8-stündigen Betrieb und 40°C während der 16 Stunden stromloser Zeit pro Tag für eine Vorhaltedauer von knapp drei Monaten. Bei Modellen für Endverbraucher muss die Lebensdauer von Daten bei 40°C Betriebs- und 30°C Lagertemperatur jedoch für ein Jahr garantiert sein. Heißere Temperaturen im Betrieb erhöhen die Lebensdauer der Daten, höhere Lagertemperaturen jedoch vermindern sie mit einer Halbierung pro 5°C. Die konkreten Standard-Werte zeigt die Tabelle der Studie auf Seite 27. Diese Bedingungen gehen von vollständigen Schreib-/Löschzyklen aller NAND-Zellen aus. Das Resümee lautet somit, dass flotte SSDs im Gegensatz zu klassischen Magnetspeichern nicht für eine langfristige Speicherung von Daten ohne Stromversorgung geeignet sind. Aber das kann unseren Lesern ja ohnehin nichts anhaben, da wir alle über ausreichend redundante Kopien auf verschiedenen Datenträgern verfügen. Sollten doch einmal ungesicherte Daten auf SSDs verloren gehen, können wir diese in unserem Labor wiederherstellen. In besonders schwerwiegenden Fällen geht die Datenrettung soweit, die einzelnen Speicherbausteine auszulöten und direkt auszulesen, um sie anschließend entsprechend dem wear levelling zu rekonstruieren.
* Nicolas Ehrschwendner ist Geschäftsführer von Attingo Datenrettung.
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