Gastkommentar: Lizenzmodelle für Open Source Software

Open Source Software (OSS) als Gegensatz zu proprietärer Closed Source Software hat sich – teils bemerkt, teils unbemerkt – in vielen Bereichen etabliert, etwa als Betriebssystem in Smartphones oder Tablets, als Anwendersoftware oder im serverseitigen Einsatz. [...]

OSS ist längst keine Nischenerscheinung mehr, sondern vielmehr Teil des Mainstreams geworden. Die Reichweite des Heartbleed-Bugs ist ein deutlicher Beleg für die Allgegenwärtigkeit von OSS. Allerdings ist zu beachten, dass nicht jede OSS den gleichen Lizenzbedingungen unterliegt, da sich eine Vielzahl an Lizenzmodellen herausgebildet hat. Zwei wesentliche Lizenzgruppen lassen sich danach unterscheiden, ob eine Lizenz einen sogenannten Copyleft-Effekt aufweist, oder nicht.

„Copyleft“ bezieht sich auf Lizenzen, die eine Verbreitung von veränderten oder weiterentwickelten Versionen der Software nur erlauben, wenn auch diese Versionen wiederum der gleichen Lizenz unterstellt werden, wie sie für die Ausgangssoftware gelten. So wird von der viralen Eigenschaft solcher Lizenzen gesprochen, da Weiterentwicklungen von Software, die unter einer Copyleft-Lizenz steht, selbst wiederum unter dieser Lizenz stehen müssen. Eigene Verbesserungen müssen so auch anderen zur Verfügung gestellt werden, wenn die Entwicklung nicht nur für den internen Gebrauch eingesetzt werden soll. Beispiele für Copyleft-Lizenzen sind etwa die (strengere) GNU GPL v3.0 und die (weniger strenge) GNU LGPL v3.0. Auf Initiative der Europäischen Kommission entstand die EUPL, die in allen Sprachen der Mitgliedstaaten verfügbar ist und die speziell auf die rechtlichen Rahmenbedingungen (etwa hinsichtlich der Gewährleistungs- und Haftungsregelungen) in den einzelnen Mitgliedstaaten Rücksicht nimmt. Bei Non-Copyleft-Lizenzen, wie etwa der BSD-, der Apache- oder der MIT-Lizenz, ist es hingegen möglich, eigene Weiterentwicklungen von Software zu verbreiten, auch wenn sie nicht der ursprünglichen Lizenz unterstellt werden. Bei der Entscheidung, eigenen Entwicklungen OSS als Basis zugrunde zu legen, ist unter anderem abzuklären, ob die eigenen Ziele, die mit den Entwicklungen erreicht werden sollen, mit den jeweiligen Lizenzen der eingesetzten OSS in Einklang gebracht werden können.

* Andreas Schütz ist Partner bei Taylor Wessing in Wien.


Mehr Artikel

News

Jahrelanges Katz-und-Maus-Spiel zwischen Hackern und Verteidigern

Sophos hat den umfangreichen Forschungsbericht „Pacific Rim“ veröffentlicht, der detailliert ein jahrelanges Katz-und-Maus-Spiel aus Angriffs- und Verteidigungsoperationen mit mehreren staatlich unterstützten Cybercrime-Gruppierungen aus China beschreibt. Im Lauf der Auseinandersetzung entdeckte Sophos ein riesiges, gegnerisches Cybercrime-Ökosystem. […]

News

Salesforce kündigt autonome KI-Agenten an

Agentforce soll es Unternehmen ermöglichen, autonome KI-Agenten für zahlreiche Unternehmensfunktionen zu entwickeln und einzusetzen. So bearbeitet Agentforce beispielsweise selbstständig Kundenanliegen, qualifiziert Vertriebsleads und optimiert Marketingkampagnen. […]

News

Startschuss für neues Studium „Softwaretechnik & Digitaler Systembau“ am Biotech Campus Tulln

Mit einem fortschrittlichen Konzept und praxisnaher Ausrichtung ist der neue Bachelor-Studiengang „Softwaretechnik & Digitaler Systembau“ am Biotech Campus Tulln der Fachhochschule Wiener Neustadt erfolgreich gestartet. Unter der Leitung von Dominik Hölbling erwartet die Studierenden eine Ausbildung mit Schwerpunkt auf moderne Softwaretechnologien und innovative Digitalisierungslösungen. […]

News

Von Views zu Likes: Tipps, um die Zuschauer-Interaktion auf YouTube zu steigern

Bei YouTube ist die Zuschauerinteraktion ein entscheidendes Element für den Erfolg eines Kanals. Besonders im Jahr 2024 wird deutlich, dass Likes, Kommentare und Shares nicht nur für die Sichtbarkeit wichtig sind, sondern auch eine Schlüsselrolle im Algorithmus von YouTube spielen. Eine hohe Zuschauerbindung ist für Kanäle essenziell, um deren Inhalte optimal zu promoten. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*