Gastkommentar: Mehr Freiraum für IT-Change

Jedes lebendige System besitzt eine Dynamik, die von zwei scheinbar konträren Organisationsprinzipien in Gang gehalten wird. [...]

Jedes lebendige System besitzt eine Dynamik, die von zwei scheinbar konträren Organisationsprinzipien in Gang gehalten wird: einem Prinzip der Erhaltung und einem Prinzip der Veränderung. Das erste Prinzip sorgt für innere Stabilität, das zweite Prinzip strebt danach, das System fortlaufend zu optimieren. Beide Prinzipien sind notwendig. Fällt eines von ihnen aus, ist der Zusammenbruch programmiert.

Bei der Unternehmens-IT haben wir es mit einem solchen System zu tun. Dem Erhaltungsprinzip entspricht die Forderung nach einem sicheren, performanten und effizienten Betrieb, dem Veränderungsprinzip die Anpassung der IT zur gezielten Unterstützung neuer Geschäftsanforderungen. Leider muss man konstatieren, dass unter der Maxime signifikanter Kosteneinsparungen viele IT-Organisationen immer noch der Rolle als zentrale Steuerungsinstanz ihrer Systeme verhaftet sind. Dies hat strenge Ressourcenlimitierung, umfangreiche Planungs- und Budgetierungsprozesse, zentrales Management der Projektportfolios sowie einen konservativen Architekturansatz zur Folge, der weitgehend auf Harmonisierung und Komplexitätsreduktion fokussiert. Im Fahrwasser unternehmensweiter Konsolidierungspostulate bleiben Budgettragfähigkeit und Beherrschbarkeit die entscheidenden Faktoren für eine erfolgreiche IT. Treiben hingegen neue, auf Wachstum ausgerichtete Geschäftsmodelle die Unternehmensentwicklung, wird sich die IT zwangsläufig weiter in Richtung verteilte Organisation mit dem Anspruch maximaler Liefer- und Handlungsfähigkeit verlagern müssen. Heute werden bei den meisten Unternehmen kaum mehr als 25 Prozent des IT-Budgets für Neuentwicklungen eingesetzt. Für eine adäquate Unterstützung der Fachbereiche ist das viel zu wenig. In einem Markt­umfeld, in dem es auf Innovation, Geschwindigkeit und Diversifikation ankommt, muss es Ziel sein, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Erhalt und Veränderung zu erreichen. Das ist eine große Herausforderung für strategisches IT-Management.

* Marc Heydrich ist Geschäftsführer von adesso Österreich.


Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*