Gastkommentar: Qualität will definiert sein

Der Begriff Qualität, Softwarequalität miteingeschlossen, ist an und für sich stehend recht wertlos. An Wert gewinnt die Sache erst, wenn sie konkretisiert wird. [...]

Das ist zum Beispiel bei der Norm: ISO/IEC 9126 der Fall, wo es um Kriterien wie Funktionalität, Zuverlässigkeit, Benutzbarkeit, Effizienz, Änderbarkeit und Übertragbarkeit geht. Aus Sicht des Experience Designers kann im Bereich der Benutzbarkeit am meisten zur Steigerung der Softwarequalität beigetragen werden. Die Anwendung von Usability-Prinzipien kann aber auch im Bereich der Lesbarkeit von Quellcode Verbesserungen bringen. In jedem Fall sollte der Quellcode einheitlich und wie von einer Person geschrieben wirken, auch wenn ein umfangreiches Entwicklungsteam Hand anlegt.

Aus der Praxis lässt sich berichten, dass die Interessen der Nutzer noch zu kurz kommen. Das Problem sind Entwickler, die oft wenig oder keinen Kontakt zu den Nutzern haben. Mitarbeiter einzubinden, die in direktem Kontakt mit den Anwendern stehen, stellt einen ersten wesentlichen Schritt zur Verbesserung der Customer Experience dar. Marketing-Studien geben auch nur bedingt Aufschluss darüber, wo die Probleme der Nutzer im Umgang mit bestehenden Systemen liegen bzw. wie ihre Ziele und Motivationen wirklich aussehen. Die geschulte Beobachtung von Nutzern im Kontext stellt noch immer die sicherste Methode dar, um an valide Daten zu gelangen und eine zielgerichtete Gestaltung der Mensch-Maschine-Interaktion sicherzustellen.

Allen Auftraggebern und Projektleitern von Software-Entwicklungsprojekten geben wir den Tipp, bei den Anforderungen im Bereich der Qualitätsmerkmale nicht nur auf technische Kriterien zu fokussieren, sondern auch messbare Nutzeranforderungen zu definieren. Ist etwa definiert, dass ein Nutzer, der das System nicht kennt, binnen 5 Minuten selbstständig in der Lage sein muss, eine definierte Aufgabe zu lösen, muss auf einmal anders über die Systemgestaltung nachgedacht werden. Das reine Implementieren von Funktionen weicht unweigerlich einer weiter gefassten Sichtweise, in der die Systemnutzung durch User automatisch eine größere Bedeutung erhält und auch die Qualität im Bereich der Benutzbarkeit verbessert.

* Michael Bechinie ist Team Lead of Experience Design bei USECON.


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